Beim Girls' Day schnupperten Mädchen wieder in klassische Männerberufe hinein.Die jungen Teilnehmerinnen finden diese Chance einfach "super". Von ELE-Werkstatt bis Tapeziertisch
"Mädels können das genauso gut schaffen", meint Nazli Sen (16) und schnappt sich die Sicherung, die gerade herum gereicht wird. "Hier steht 24 V. Bedeutet das Volt?"- So fragt sich die Ingeborg-Drewitz-Gesamtschülerin interessiert durch den Tag.
Seit drei Stunden ist sie mit elf anderen Schülerinnen der Werner-von-Siemens-Realschule und des Ratsgymnasiums in den Werkstätten der Emscher Lippe Energie (ELE) GmbH unterwegs und lässt sich alles bis ins Detail erklären. Denn schließlich ist heute Girls' Day, an dem die Mädels in typische Männerberufe hinein schnuppern können: "Es ist super hier. Ich könnte mir vorstellen, als Elektronikerin zu arbeiten."
"Nimm doch mal den Seitenschneider und knips das Kabel bis hierhin ab", meint Philip Kniza (18) und gibt damit Janine Englich (13) Anweisungen. Der Lehrling und die Gymnasiastin werkeln gerade an einem Verlängerungskabel. Geduldig erklärt der Auszubildende im zweiten Lehrjahr Janina alles. Sie hat bis jetzt noch keine genaue Berufsvorstellung: "Ein handwerklicher Beruf könnte aber schon in Frage kommen."
Anders sieht es bei Lisa Scher (13) aus: Sie hat sich heute gegen einen technischen Beruf entschieden: "Immerhin habe ich es ausprobiert und weiß jetzt, dass es nichts für mich ist." Eigentlich schade, meinen die Lehrlinge bei ELE, denn etwas weibliche Unterstützung fänden sie gar nicht so schlecht: "Wir würden uns besser benehmen", meint Jan-Hendrik Homann (18). Und ein paar Sekunden später fügt der Lehrling hinzu: "Etwas ruhiger . . ."
Auszubildender Marcel Richter (17) würde die Mädels in der Männerdomäne voll unterstützen. Bis jetzt hatte er aber noch nicht die Gelegenheit dazu, denn: "Es gibt schon Mädchen, die sich bewerben", meint Ausbildungsleiter Michael Fischedick und fügt etwas enttäuscht hinzu: "Aber bis jetzt haben sie doch immer wieder abgesagt." Probleme würden die Mädels laut Fischedick nicht haben: "Solange sie Spaß und Interesse an Technik haben, können sie sich behaupten."
Bunt wie die Kabel bei ELE waren am Nachmittag Sandy Badina, Michelle Flügel und Lisa-Marie Helmes. Von oben bis unter mit Farbe bekleckst, kamen die 13-Jährigen zum Mikado, wo sich alle Mädels zum Ende des Girls' Day noch einmal trafen: "Wir haben tapeziert und auf Leinwände gemalt."
Einfach super finden sie es, dass sie einmal Männerberufe ausprobieren durften. Ihr Fazit schreiben die drei Schülerinnen der Anne-Frank-Realschule auf die Pin-Wand, wo alle Eindrücke gesammelt werden: "Frauen können auch in Männerberufen arbeiten!" Lisa-Marie jedenfalls könnte sich eine Ausbildung im Malerbetrieb vorstellen.
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