„Wir haben bei der Schulentwicklungsplanung in Gladbeck keineswegs Zeit verschenkt.” Schuldezernent Rainer Weichelt und der Leiter des Amtes für Schule und Sport, Dieter Bugdoll, wiesen am Freitag die jüngste Kritik von Michael Dahmen (CDU) und Mario Herrmann (Grüne) strikt zurück.

Die beiden Ratspolitiker hatten in der WAZ-Freitagausgabe argumentiert, man hätte im Schulausschuss politische Entscheidungen zur Hauptschul-Zukunft und zur Schulentwicklung bei den weiterführenden Schulen schon viel früher treffen müssen, da sich längst abgezeichnet habe, dass nur noch zwei von vier Hauptschulen bestehen bleiben könnten.

"40-Prozent-Rückgang war nicht absehbar"

Dieter Bugdoll, Leiter des Amtes für Schule und Sport. Fotos: Ulla Michels und Dirk Bauer
Dieter Bugdoll, Leiter des Amtes für Schule und Sport. Fotos: Ulla Michels und Dirk Bauer © WAZ

An diesem Punkt knüpfte Schulamts-Leiter Dieter Bugdoll am Freitag an, als er betonte, der allgemeine Rückgang der Schülerzahlen bei den Hauptschulen sei zwar zu seit langem erwartet worden (landesweit sieben Prozent von 2007/2008 bis 2009/2010); doch in Gladbeck sei dieser Rückgang im besagten Zeitraum mit 40 Prozent noch viel dramatischer gewesen. Bugdoll: „Diesen 40-Prozent-Rückgang konnte niemand voraussagen. Ein solcher Einbruch bei den Hauptschul-Schülerzahlen von 2007/2008 bis 2009/2010 war in Gladbeck keineswegs absehbar.”

Bereits zum zweiten Mal in Folge wurden im jetzt angelaufenen Schuljahr keine neuen Schüler an der Willy-Brandt-Hauptschule in Zweckel und an der Hauptschule Butendorf eingeschult, weil die vorhandenen Anmeldungen zur Elsa-Brändström-Schule umgeleitet werden, um dort die Zweizügigkeit und damit das Modell der Ganztagsbetreuung zu garantieren.

"Es geht um die Zukunft aller weiterführenden Schulen"

Wie sieht vor diesem Hintergrund die Hauptschulzukunft aus? „Wir werden den Schulentwicklungsplan für die weiterführenden Schulen nach der Kommunalwahl in den neu konstituierten Schulausschuss einbringen. Bei den Beratungen wird es dann um die Zukunft aller weiterführenden Schulen in Gladbeck gehen”, erläuterte Dezernent Weichelt am Freitag.

Die Verabschiedung des Schulentwicklungsplanes stehe dann vermutlich im Frühjahr 2010 auf dem Programm. Insofern bestätigte Rainer Weichelt gestern die Ausführungen des Schulausschuss-Vorsitzenden Norbert Dyhringer (SPD) in der WAZ (Donnerstagausgabe). Weichelt ergänzte, dass er sich durchaus vorstellen könne, die Beratungen über die allgemeine Schulentwicklungsplanung und über die konkreten Schließungsbeschlüsse zur Willy-Brandt-Hauptschule und zur Hauptschule Butendorf voneinander zu trennen. Dann könnte ein klares Wort zur Zukunft dieser beiden Standorte auch schon früher erfolgen, wenn der Fachausschuss entsprechend votiere.

"Was wird aus den Gebäuden?"

Allerdings seien, so Weichelt, damit viele detailreiche Fragen verbunden. „Eine Schule schließt man nicht mal so nebenbei. Was wird zum Beispiel aus den Gebäuden? Von welchen anderen Schulen könnten sie im Falle des Falles genutzt werden?” Viele Fragen seien mit diesem sensiblen Thema eng verknüpft.

Dezernent Weichelt wünscht sich für die Zeit nach der Kommunalwahl einen „kraftvoll” agierenden Schulausschuss und unterstreicht nochmals: „Wir verschenken keine Zeit bei der Schulentwicklung. Niemand sitzt diesen Prozess in irgendeiner Weise aus.”

Ein aktueller Kommentar zum Thema:

Zwischen Sach-Diskurs und Wahlkampf

Über das Spannungsverhältnis von Verwaltung (Dezernent) und Kommunalpolitik (Rats- und Ausschussmitglieder) ließen sich lange Abhandlungen schreiben. Hinter den Kulissen wird – gerade im Schul- und Sozialbereich – oftmals in kollegialem Ton konstruktiv miteinander verhandelt, auf der öffentlichen Bühne regieren allerdings (gerade vor einer Kommunalwahl) dann eher die markigen Worte.

Diese Gratwanderung zwischen Sach-Diskurs und Wählerwerbung führt zu kuriosen Erscheinungen: Oft wundern sich die jeweiligen Beteiligten (vor allem auf Seiten der Verwaltung) darüber, wie kritisch und provokativ sich Politiker in der Öffentlichkeit äußern, mit denen sie doch gerade noch so vertrauensvoll und konstruktiv gesprochen haben.

Auch die jüngste Diskussion um die Schulentwicklungsplanung ist in gewisser Weise ein Fallbeispiel dafür. Ab Montag, 31. August, hat der nüchterne Sach-Diskurs vielleicht wieder mehr Chancen. Es ist der Tag nach der Kommunalwahl. . . mb