Gladbeck. . Sprecher des Gladbecker Hegerings springt Tierschützern bei spricht sich für Kastration und Registrierung aller freilaufenden Katzen aus.

  • Gerd Tersluisen vom Hegering unterstützt Tierschützer-Forderung nach Kastration aller Katzen
  • Problem verwilderter Katzen könne nur gelöst werden, wenn Fortpflanzung unterbunden wird
  • Jäger beklagen Wildschaden – Katzen nehmen bei der Jagd keine Rücksicht auf Artenschutz

Tierschützer und Waidleute sind nicht allzu häufig einer Meinung. Doch wenn es um das Elend der verwilderten Hauskatzen in Gladbeck geht, kommen beide zum gleichen Schluss: Nur, wenn die Tiere sich nicht weiter fortpflanzen, kann weiteres Leid verhindert werden.

Dabei sieht Gerd Tersluisen, Sprecher des Hegerings Gladbeck, besonders Menschen in der Pflicht, die sich eine Katze als Haustier halten. Alle sogenannten Freigänger müssten kastriert und registriert werden, fordert er – und bestärkt damit die Forderungen des Tierschutzvereins Gladbeck und Umgebung. Und natürlich müssten auch die Wildlinge kastriert werden.

Vorfahren verwilderter Katzen wurden einfach zurückgelassen

Das Problem der verwilderten Katzen, die beispielsweise am ehemaligen Möbelparadies, im Johowgarten und rund um die verfallende Siedlung Schlägel und Eisen von Tierfreunden mit Futter versorgt werden, sei ja nicht einfach so entstanden, betont Tersluisen. „Es ist ja so: Die Vorfahren dieser Katzen wurden zurückgelassen“, sagt er.

Die verlassenen Tiere vermehrten sich, bildeten Kolonien, wurden krank. Manche Gladbecker werden sich noch an die Bilder erinnern, als der Tierschutzverein 2010 eine große Fangaktion rund um Schlägel und Eisen startete. Sie fanden Kätzchen, vom Katzenschnupfen entstellt, mumifizierte Kadaver und so viel Dreck, dass sie Schutzanzüge tragen mussten.

Katzen nehmen auf der Jagd keine Rücksicht auf Artenschutz

Tersluisens Sorge gilt allerdings nicht nur dem Wohl der Samtpfoten. Er sorgt sich auch um andere Tiere in freier Wildbahn. Die verwilderten Haustiere leben zum Großteil von der Jagd und nehmen dabei natürlich keine Rücksicht auf den von Menschen ausgedachten Artenschutz. Sie erlegen, was ihren Weg kreuzt, gleich, ob es eine Ratte ist oder ein Rotkehlchen. Gleiches gilt für ihre wohlgenährten Artgenossen, die zum Jagen ihr warmes Heim verlassen.

Mit diesen sogenannten Freigängern hat Tersluisen ohnehin ein Problem. Es sei ein Irrglaube, dass Katzen zwangsläufig Freigang haben müssten, sagt der Waidmann. Er erinnert sich, dass es in seiner Kindheit auch noch eine Menge Straßenhunde gegeben habe. „Da hat es immer Ärger gegeben.“ Heute sei es in Deutschland undenkbar, Hunde einfach frei laufen und sich selbst zu überlassen. Eine ähnliche Entwicklung wünscht er sich auch in Sachen Stubentiger. Der Landesjagdverband fordert zusätzlich zur Kastrations- und Chippflicht die Einführung einer Katzensteuer.

Jäger setzen auf die regulierende Kraft der Natur

Dass etwas geschehen muss, um das Elend der Straßentiger einzugrenzen, da sind sich Jäger und Tierschützer also einig. Wenn es nach den Jägern ginge, würden sie allerdings radikalere Maßnahmen ergreifen und zum Beispiel das Füttern und die medizinische Versorgung einstellen. „Ganze Kaninchenpopulationen sterben durch zwei gefährliche Krankheiten. Da hilft kein Tierarzt. Das gleiche gilt für alle anderen Wildtiere“, so Tersluisen. Das sollte auch für Katzen gelten. In diesem Punkt sind sich Tierschützer und Jäger dann vermutlich nicht ganz einig.

Was nicht in Frage komme: kranke oder wildernde Katzen abzuschießen. „Katzen werden schon seit vielen Jahren in Gladbeck und in allen anderen Großstädten nicht mehr bejagt“, erklärt er. Und das sei schon so gewesen, bevor das Landesjagdgesetz in vergangenen Jahr den Abschuss von wildernden Hauskatzen grundsätzlich verbot.

>> WILDTIERE KÖNNTEN BEUTE WERDEN

Da es in Gladbeck keine Kastrationspflicht für Katzen gibt, bittet Gerd Tersluisen im Namen des örtlichen Hegerings alle Katzenbesitzer, ihre Tiere freiwillig mit einem Chip versehen und kastrieren zu lassen.

Außerdem sollten sich alle Katzenhalter vom „Freigängertum“ ihrer Tiere verabschieden. Ihm sei klar, dass diese Meinung nicht populär sei – aber im Sinne der Wildtiere, die sonst zur Katzenbeute werden könnten.