Gladbeck. . Aufgabe zum 31. Dezember empört Gladbecker. Bürger und Parteien werfen der Kirchengemeinde vor, sich der sozialen Verantwortung zu entziehen
- Bürger und Politik reagieren mit Kritik auf die Entscheidung, die Abteilung im Barbara-Hospital zu schileßen
- Vorwurf an die Kirchengemeinde, sich der sozialen Verantwortung zu entziehen
- Propst Müller: Wir wollen uns für den Erhalt der Elternschule einsetzen
Auf Unverständnis und scharfe Kritik stößt die Entscheidung der KKEL, Katholische Kliniken Emscher Lippe, die Geburtshilfe-Abteilung im Barbara-Hospital zum 31. Dezember zu schließen. Wir veröffentlichen erste Reaktionen.
WAZ-Leserin: Das ist eine Katastrophe
„Die Nachricht ist eine Katastrophe für die Stadt. Vor allem für die Frauen, die ab sofort weite Wege in Kauf nehmen müssen. Merkwürdig, dass nun ganz andere Zahlen in der Welt sind, das Defizit viel höher ist als im Sommer, der Schließungszeitpunkt deutlich vorgezogen wird – auf die Aussagen der Krankenhaus-Oberen kann sich allem Anschein nach niemand verlassen. In trauriger Weise besonders die Mitarbeiter nicht. Unverschämt ist der Hinweis der Geschäftsführerin, für den Erhalt der Elternschule könne die Stadt sorgen.
Warum ist es einer kirchlichen Einrichtung nicht wichtig, Familien in ihrer ersten, sehr sensiblen Phase zu unterstützen? Mehr als schade ist es, dass Kirche sich da herauszieht und im (sozialen) Adressbuch junger Eltern nicht mehr auftauchen will. Enttäuschend ist das Verhalten der örtlichen Kirchengemeinde. Um wirtschaftliche Defizite auszugleichen, gibt es immer mehrere (betriebswirtschaftliche) Wege. Für die Kirche wäre der Einsatz für (künftige) junge Mütter und Väter, für gute Rahmenbedingungen, damit sich junge Menschen für Kinder entscheiden, das Gebot der Stunde gewesen!!“
Corinna Weiß
Die Linke: Eine dramatische Entwicklung und ein schwerer Verlust
„Der Stadtgesellschaft könnte kaum auf fatalere Weise deutlich gemacht werden, dass sich hier eine kirchliche Einrichtung aus der sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung verabschiedet“, schreibt Rüdiger Jurkosek. Nach dem Rückzug der katholischen Gemeinden aus vielen Gladbecker Kindergärten werde jetzt die Unterstützung für Schwangere und Säuglinge im Krankenhaus der Lamberti-Gemeinde eingestellt. Es sei eine dramatische Entwicklung und ein schwerer Verlust für die - jetzt nicht mehr ganz so - familienfreundliche Stadt. „Die Linke wird alles versuchen, um eine Weiterführung der Geburtshilfe in Gladbeck zu erreichen.“
CDU: Großes Unverständnis für die Entscheidung
„Mit großem Unverständnis muss die CDU Gladbeck die Schließung der Geburtshilfe im St. Barbara Hospital zur Kenntnis nehmen. Vor allem, da sich die Stadt der besonderen Familienfreundlichkeit verschrieben hat. Es ist ein herber Verlust für die gesamte Bürgerschaft und speziell für junge Paare, dass es zukünftig keine Geburtshilfe in Gladbeck mehr geben wird“, so Fraktionschef Peter Rademacher. Trotz aller Bemühungen aus Politik und Gesellschaft sei es nicht möglich gewesen, zu einer Einigung zwischen Krankenkassen und Krankenhausträger zu kommen, die einen Fortbestand der Geburtshilfe ermöglicht hätten. Die CDU sieht die rot-grüne Landesregierung in der Verantwortung. Sie will sich über ihre Landtagsfraktion für den Erhalt einsetzen und erwartet den Einsatz des SPD Landtagsabgeordneten.
SPD: Es ist die Entscheidung des Trägers, da hat das Land keinen Einfluss
„Ich bin seit einem halben Jahr in der Sache unterwegs“, sagt SPD-MdL Michael Hübner dazu auf WAZ-Nachfrage. „Wenn aber der Träger selbst den Entschluss zur Schließung fasst, haben wir keinen Einfluss auf die Entscheidung.“ Das habe auch nichts mit der Krankenhausbedarfsplanung zu tun. Vielmehr seien wohl die Fusionspläne zwischen der KKEL und dem katholischen Marienhospital in Bottrop ein Grund..
Propst André Müller: „Es tut mir auch sehr weh“
„Glauben Sie mir, es tut mir auch sehr weh“, bekennt Propst André Müller im WAZ-Gespräch. Die Kirchengemeinde St. Lamberti ist Mitgesellschafter der Katholischen Kliniken Emscher Lippe KKEL und hat die Entscheidung zur Schließung der Geburtshilfeabteilung mitgetragen. Deshalb richtet sich ein Teil der Kritik an den hiesigen Kirchenvorstand. Wie schon die KKEL-Geschäftsführung erklärt auch der Propst die Schließung mit der wirtschaftlichen und defizitären Situation der Geburtsklinik, die „keinen anderen Entscheidungsraum gelassen hat.“ Auch, weil es keine Kinderklinik gebe und die Geburtenzahlen auf Dauer nicht steigen würden,
Spezialisierung der Krankenhäuser in der Region notwendig
Unter den Bedingungen der Gesundheitspolitik sei in der Region Bottrop, Gladbeck, Gelsenkirchen eine Spezialisierung von Krankenhäusern notwendig. Da unterliege auch die Katholische Kirche leider den ökonomischen Zwängen. „Als Theologe und Seelsorger finde ich es sehr bedauerlich, dass die Ökonomie zunehmend regiert“, sagt Müller. Er habe in den vergangenen Monaten viel mit Müttern geredet, könne ihre Bedenken nachvollziehen, dass sie zur Geburt ungern in eine andere Stadt fahren wollen, die persönliche Bindung an die Hebamme vor Ort wichtig sei. „Man kann zwar sagen, dass es in einer Region wie dem Ruhrgebiet nicht unzumutbar ist, in eine Nachbarstadt zu fahren. Gleichwohl weiß ich, dass es eine Zumutung ist. Wir können das nicht schön reden.“
Dafür sorgen, dass Elternschule erhalten bleibt
An vorderster Stelle stehe jetzt aber, die Elternschule zu erhalten. Propst Müller: „Da sind alle gefordert, die Einrichtung auf breite Füße zu stellen. Auch als Pfarrei wollen wir uns daran beteiligen dafür zu sorgen, dass Mütter dieses Angebot vor Ort und ihre vertrauten Hebammen weiter vorfinden