Wer an einem Samstagmittag durch das städtische Museum im Wasserschloss Wittringen streift, für den gibt es einiges zu entdecken: Auf mehr als 400 Quadratmetern Fläche stehen unterschiedliche Exponate aus mehreren Jahrhunderten, die das Stadtbild, die Menschen und die Situation in Gladbeck beschreiben. Die Gegenstände, Urkunden und Dokumente erzählen die Geschichten der Menschen, die vor Ort gelebt haben oder noch leben. Die Schaubilder, Fotos und Texte stellen die Lebensräume, die Entwicklung und den Wandel innerhalb der Stadtgrenzen dar.

Tierfiguren schauen die Besucher hinter großen Glasscheiben an. Dokumente wie Landkarten oder Verträge aus dem Stadtarchiv liegen unter kleinen Vitrinen aus. Die Gäste blicken auf alte Werkzeuge und Arbeitsgeräte wie eine Spindel oder eine so genannte Haspel mit acht Speichen, auf der Garn abgewickelt wurde. An einer elektronischen Schautafel haben Ratefüchse die Gelegenheit, an einem Quiz teilzunehmen. Dort müssen sie schätzen, wie viel Prozent der Bevölkerung im Jahr 1810 der sozialen Schicht der Bauern angehörte.

Wichtig: der persönliche Bezug

„Ich bin heute spontan mit den Kindern unterwegs. Wenn man schon einmal in Wittringen ist, dann möchte man den Kindern auch etwas zeigen“, sagt der Besucher Markus Kollek, der gemächlich durch die spannenden Ausstellungsräume streift. „Schau mal, dort steht eine alte Schreibmaschine, die es heute gar nicht mehr gibt“, betont der Duisburger, bevor er seinen Sohn bei der Hand nimmt. „Alte Erinnerungen werden hier aufgefrischt. Ich war schon als Kind im Museum. Heute schaue ich, was sich alles verändert hat.“

Hinter den Museumskulissen liefern spendenfreudige Gladbecker einzelne Stücke für neue Ausstellungen und Veranstaltungen an. „Das gehört auch zum Museumsalltag. Man kann jederzeit vorbeikommen und Stücke vorbeibringen“, sagt Museumsleiterin Dr. Christine Schönebeck. „Hier geht es darum, die Menschen über die Geschichten der Dinge zu erkennen“, ergänzt sie. Rund 8000 Besucher im Jahr nutzen die Chance. Ein Teil der Arbeit sei es, Interviews zu führen, um mehr über die Exponate zu erfahren, so die Museumschefin.

Yücel Meryem hat mehrere alte Hochzeitsgeschenke dabei. Die 47-jährige Türkin spendet einzelne Stücke für eine neue Ausstellung über „die Aussteuer in unterschiedlichen Kulturen“, die demnächst starten soll. „In dieses Tuch packt man die Geschenke ein, bevor man sie behutsam überreicht. Das Kissen geben die Gäste dem Brautpaar mit, damit sie viele Kinder bekommen.“

Schönebeck hebt hervor: „Wichtig ist, dass ein persönlicher Bezug zu den Gegenständen hergestellt werden kann.“ Die Expertin plant, in Zukunft noch eine Ausstellung über Liebesgeschichten in Gladbeck zu organisieren. „Wer etwas dazu beizutragen hat, der kann sich gerne bei mir melden. Es geht nicht nur um die Liebe zu Personen, sondern auch um die Liebe zu Berufen oder der Heimat.“