Gladbeck. . Gladbecker Kulturausschuss lehnt mit SPD-Mehrheit Antrag der CDU ab, ein Fest der Kulturen statt des Ramazan-Festes vor dem Rathaus zu etablieren.
- Kulturausschuss verweist das Thema „Fest der Kulturen“ in den Integrationsrat
- CDU strebt an, Ramazan-Fest aus dem öffentlichen Bereich an die Moschee zu verlagern
- Stadtverwaltung will weiterhin Feste mit religiösem Hintergrund Raum bieten
Mit sechs zu vier Stimmen bei einer Enthaltung lehnte der Kulturausschuss einen Antrag der CDU an die Verwaltung ab, zukünftig anstelle des Ramazan-Festes im öffentlichen Raum ein „Fest der Kulturen“ zu etablieren. Nach lebhafter, kontroverser Diskussion setzte sich die SPD durch, das Thema in den Integrationsrat zu verweisen. Er soll über die Durchführung eines interkulturellen Festes oder einer interkulturellen Woche anstelle des Ramazan-Festes diskutieren, das bislang auf dem Rathaus-Vorplatz durchgeführt wurde. Unterstützung bekam dagegen die CDU von Seiten der Grünen und des Sozialen Bündnisses.
Neutralität der Verwaltung
Das Ramazan-Fest, so die Antragstellerin, repräsentiere nicht die kulturelle Vielfalt Gladbecks mit Einwohnern aus mehr als 100 Nationen. Laut CDU-Ratsfrau Müzeyyen Dreessen nehme die deutsche Bevölkerung das Ramazan-Fest kaum an, eine wirkliche Begegnung und einen Austausch der Kulturen gebe es nicht.
„Feier bei der Moschee“
Sie betont: „Mit einem Fest der Kulturen wollen wir nicht die Religionsfreiheit einschränken und ein religiöses Fest aus dem öffentlichen Raum verbannen, wie es die SPD gerne unterstellen möchte.“ Von einer „Verbannung in einen Hinterhof“, laut Kulturdezernentin Nina Frense, sei keine Rede. Allerdings könne eben jene Veranstaltung doch „bei der Moschee gefeiert werden“. CDU-Fraktionschef Peter Rademacher: „Es ist nicht die Aufgabe von Verwaltung, an einem solchen Fest mitzuwirken oder es über öffentliche Gelder über den Integrationsrat zum Teil auch mitzufinanzieren.“
Unterstützung vom Bürgermeister
Konträr der Standpunkt der Dezernentin: „Ich glaube, dass es richtig ist, auch Feste mit religiösem Hintergrund im öffentlichen Raum zu feiern. Martinszüge und Adventsfeste verbieten wir ja auch nicht.“ Ein „Verbot“ des Ramazan-Festes, so Frense, in der bisherigen Form würde eher die Gesellschaft spalten. Bürgermeister Ulrich Roland unterstützt, „dass alle in Gladbeck vertretenen Religionen ihre Feste, wenn sie es wollen, auch im öffentlichen Raum feiern.“
Dreessen kritisiert Frenses Haltung: „In einer Demokratie glaube ich immer noch daran, dass Amtsinhaber dem Neutralitätsgebot verpflichtet sind und nicht parteiübergreifend zu Gunsten oder zu Lasten einer politischen Partei sprechen oder wirken dürfen.“
Politische Konflikte
Genau um gemeinsame Feste, die Frense wolle, gehe es ihr: ein Fest der Kulturen, an dem sich unter anderem Muslime mit ihren Vereinen beteiligen können: „Ob der hauptsächlich von Türkeistämmigen besetzte Integrationsrat das richtige Gremium ist, zu erfragen, ob die anderen Kulturen so ein Fest wollen, ist zu bezweifeln.“ Dreessen gibt zu bedenken, dass politische Konflikte in der Türkei nach Deutschland „überschwappen“, Religion politisiert und in den öffentlich Raum getragen werde.
Bereicherung statt Konkurrenz
Als Bereicherung statt Konkurrenz sieht Bahtiyar Ünlütürk das Ramazan-Fest. Der Vorsitzende des Integrationsrates meint: „Je unterschiedlicher wir sind, desto vielfältiger sind die Veranstaltungen.“ Er sei „generell für eine Kultur der Vielfalt“.
Dass in der Politik eine Debatte über die Zukunft des Ramazan-Festes entbrannt ist, wertet Ünlütürk im WAZ-Gespräch gelassen: „Es ist ein ganz normaler Prozess, wenn über unterschiedliche Meinungen diskutiert wird.“ Er freue sich, dass die Moscheegemeinden in der Sitzung des Integrationsrates die Gelegenheit bekommen sollen, ihre Meinung zur Zukunft des Ramazan-Festes zu äußern.