Gladbeck. Nur zehn Prozent der Gladbecker Schulabgänger haben einen Ausbildungsvertrag. Der Großteil wechselt aufs Berufskolleg oder zur Hochschule

  • Wenige Gladbecker starten nach dem Ende der regulären Schullaufbahn direkt in den Beruf
  • Nur zehn Prozent der Schulabgänger haben einen Ausbildungsvertrag in der Tasche
  • Der Großteil wechselt zur weiteren Qualifizierung aufs Berufskolleg oder zur Hoschschule

Galt für die Generation der Eltern noch, dass ein Großteil nach dem Schulabschluss als Auszubildender quasi direkt in den praktischen Job einstieg, so muss man heute von der Schule nach der Schule sprechen. Das ist das Ergebnis der aktuellen Befragung der Jugendberufshilfe der Stadt, an der sich dieses Mal auch alle Schulen der Sekundarstufe II - bis auf die Waldorfschule - beteiligt haben. Denn lediglich eine Minderheit der Schulabgänger, 12,4 Prozent der Sekundarstufe II (Gymnasien, Gesamtschule, Johannes Kessels Akademie) und nur 10,1 Prozent der Sekundarstufe I ( z.B. Hauptschule, Realschulen, Förderschule, Gesamtschule), starten direkt in die Berufsausbildung.

An der Verbleibserfassung 2016 „Schule aus – und jetzt!?“ beteiligten sich 963 Schülerinnen und Schüler, davon 388 der Sekundarstufe II. In der Sekundarstufe I haben mehr als die Hälfte (51,4 %) dieser jungen Gladbecker einen Migrationshintergrund, in der Sekundarstufe II sind es 32,2 Prozent.

Bestmöglicher Abschluss wird angestrebt

Erfreulich festzuhalten ist, dass immer mehr Jugendliche in Gladbeck einen bestmöglichen Schulabschluss anstreben. Mit einem mittleren Schulabschluss (Fachoberschulreife mit und ohne Qualifikation) rechnen 80,4 Prozent, so dass diese Anzahl kontinuierlich seit 2012 zugenommen hat, wo die Quote bei 71,1 Prozent lag.

Nur noch 17,6 Prozent der befragten Jugendlichen verlassen die Schule mit einem Hauptschulabschluss, 2012 waren es noch 25,3 Prozent. Dies liegt sicherlich auch an der abnehmenden Popularität dieser Schulform. Gladbeck verfügt mittlerweile mit der Erich-Fried-Schule in Brauck nur noch über einen reinen Hauptschulstandort. Lediglich 1,7 Prozent der jungen Gladbecker verlassen die weiterführende Schule mit einem Förderschulabschluss oder ohne Abschluss (Abgangszeugnis).

‘Bedenkzeit’ durch Absolvierung eines Freiwilligen Sozialen Jahres

Zu beobachten ist auch, dass immer mehr Jugendliche die Allgemeine Hochschulreife (Abi) anstreben, um ihre Aussicht auf eine Berufskarriere beziehungsweise feste Anstellung zu erhöhen. Fast die Hälfte der Schüler der Sekundarstufe II plant die direkte Anmeldung an einer Hochschule (48,7 %). Ein weiterer Großteil (29,6 %) ist aber offenbar unsicher, welcher Weg genau eingeschlagen werden soll und gewinnt ,Bedenkzeit’ durch die Absolvierung eines Freiwilligen Sozialen Jahres, den Bundesfreiwilligendienst oder ein Praktikum.

Relativ viele Sekundarstufe II-Schüler (20,9 % ) gaben dementsprechend auch an, Beratungsbedarf zur weiteren Lebensplanung zu haben. Diese Zukunftsunsicherheit gilt noch deutlicher für Hauptschulabsolventen, hier haben 50,4 Prozent (33,7 Prozent in 2015) Beratungsbedarf signalisiert.

Letztlich aber nur sieben Prozent der Schulabgänger unversorgt

Gleichwohl merkt die Jugendberufshilfe der Stadt (Anstoß Büro) als positiv an, dass die Angebote und Bemühungen der letzten Jahre dazu beigetragen haben, dass die Anzahl der nach der Schule unversorgten Jugendlichen stabil bei ,nur’ sieben Prozent liege. Folgeangebote, zum Beispiel einjährige, berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen zur Förderung der Ausbildungsreife, werden durch die kontinuierliche Vernetzung und Zusammenarbeit der freien als auch behördlichen Bildungsträger sichergestellt.

Kritisiert wird, dass es vor Ort zu wenige Ausbildungsstellen für zu viele Bewerber gibt. Letztere scheiterten bei der Bewerbung aber häufig auch durch mangelhafte Qualifikation. Ziel ist es so, die Zusammenarbeit in der Berufsorientierung mit den Arbeitgebern voran zu treiben.