Gladbeck. . Die Neue Galerie steckt in der Ausstellung das Feld der aktuellen Gegenwartsmalerei ab. Im Angebot: Fantastisches, Konstruiertes und Hartes.

  • Die aktuelle Ausstellung in der Neuen Galerie zeigt fünf außergewöhnliche fifurative Positionen
  • Beim „Spekulativen Realismus“ werden die Grenzen der Malerei und ihr Weg in die Zukunft ausgelotet
  • Außer Peter Doig kommen alle Künstler zur Vernissage am Freitag, 11. November

Erneut überrascht die Neue Galerie mit einer exzellenten Ausstellung, die mit hochinteressanten Arbeiten von fünf Künstlern punkten kann. Die Schau zeigt unter dem Titel „Spekulativer Realismus“ außergewöhnliche figurative Positionen, die „gewissermaßen das realistische Feld der Gegenwartsmalerei abdecken“, so Ausstellungsmacher Gerd Weggel.

Gerd Weggel ist nicht nur begeistert, er kann auch begeistern. „Dass ich den bekommen habe, das ist nicht zu toppen.“ Ein schneller Schritt und der Vorsitzende des Vereins Neue Galerie und bewährte Ausstellungsmacher drängt sich ganz nah an die Filmplakate von Peter Doig. „Den finde ich richtig gut. Damit haben wir einen Kracher.“ In der Tat zählt Doig zu den Schwergewichten der Szene. 2007 wurde er von der Kunstzeitschrift „Monopol“ zu den acht wichtigsten lebenden Künstlern der Welt gezählt.

Seine Bilder mit magisch realistischer Wirkung, wobei fast immer Fotos oder Plakate der Ausgangspunkt seiner Malerei sind, erreichen Verkaufspreise bis zu 26 Millionen Dollar. Der Markt für Doig-Bilder ist leergefegt, selbst die in Galerien gezeigten Bilder sind bereits verkauft. Weggel: „Bilder gibt es nur noch auf dem Sekundärmarkt.“ Gute Kontakte zur Sammlung Viehof, die den Besitzern von Alltours gehört, öffneten Weggel die Türen. Der 40-teilige Filmzyklus gehört zur Sammlung. Vor Ort hieß es: „Suchen Sie sich fünf aus.“

Peter Doig malt Plakate für den Studio Film Club in Trinidad

Der gebürtige Schotte Doig hat eine Professur in Düsseldorf, lebt aber die meiste Zeit in seiner selbstgewählten karibischen Heimat Trinidad. Eben dort veranstaltet er mit einem Freund den wöchentlichen Studio Film Club für zeitgenössische avantgardistische Filme, für die er Ankündigungsplakate malt. Auf Versteigerungen erzielen diese dann – was sonst – Höchstpreise.

Mnschliche Figuren steht im Zentrum des Schaffens von Axel Geis. Sie bevölkern seine Ölgemälde allein, zu zweit oder auch in aufwendig angelegten Gruppenbildnissen. Vorwiegend Filme dienen ihm als Motivreservoir, dabei löst er gerne diese Figuren aus ihrem erzählerischen Kontext. Er zieht sie förmlich nach vorne, zoomt sie wie mit einem Teleobjektiv heran und löst den Hintergrund auf. Damit entindividualisiert er sein (Film)-Personal, so dass es nicht identifiziert werden kann. Leinwandstars können hier nicht bewundert werden. Eins seiner Bilder ist übrigens noch so frisch, dass es mit Abstandshaltern an der Wand befestigt wurde.

Melora Kuhn ist auf den Spuren von Mythologie und Geschichte

Der Bildsprache von Mythologien und Geschichte, insbesondere der Bildformen der amerikanischen Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts bedient sich Melora Kuhn. Aus dieser Zeit, beispielsweise dem britisch-amerikanischen Krieg, der das Schicksal der indianischen Ureinwohner besiegelte, isoliert sie Figuren heraus und packt diese in neue Situationen. So entstehen neue Zusammenhänge und Deutungen, zumal ihr Interesse den Details gilt, die in der Erzählung vergessen oder ausgelassen wurden.

Maik Wolf, der bereits mit der Südkoreanischen Künstlerin SEO hier ausstellte, zeigt großformatige, verstörende Architekturbilder, die den Betrachter in surreale Landschaften ziehen. Es sind absurd sich in die Höhe schraubende Haufen ungeordneter Gebäudeteile. Sie wirken wie Bühnenprospekte, die nach einer Bespielung schreien. Im Detail vertraute Motive, wirken sie doch in ihrer Zusammensetzung äußerst ungewöhnlich.

Zivilisationsflüchtig wie Hänsel und Gretel wirken die Kinder in den auf den ersten Blick idyllischen Bildern von Malgosia Jankowska. Doch die Harmonie der im Strichel- und Fleckdetail gearbeiteten Bilder scheint keine echte zu sein.

Vernissage ist am Freitag, 11. November, um 19.30 Uhr

Unter dem Titel „Spekulativer Realismus“ zeigt die Neue Galerie Arbeiten von fünf Künstlern: Peter Doig , Axel Geis, Malgosia Jankowska, Melora Kuhn und Maik Wolf. Die Ausstellung geht vom 11. November bis 6. Januar 2017. Die Eröffnung ist am Freitag, 11. November, um 19.30 Uhr.

Zur Vernissage spricht Ludger Kreyerhoff, Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse Gladbeck. Die Einführung hält ein alter Bekannter, Christoph Tannert vom Künstlerhaus Bethanien in Berlin.

Adresse: Bottroper Straße 17, 3 19 83 71, info@neue-galerie-gladbeck.de. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag von 15-20 Uhr.