Gladbeck. . Wenn Wirtschaft auf Schule trifft: Die Erich-Kästner-Realschule empfängt Führungskräfte vonSchmitz Cargobull. Thema war der MINT-Schwerpunkt.
Diese Begegnung war keine alltägliche. 15 deutsche und litauische Führungskräfte des Unternehmens Schmitz Cargobull besuchten die Erich-Kästner-Realschule in Brauck, um von Lehrerinnen und Lehrern, Schülerinnen und Schülern zu „lernen“.
„Wir sind seit 20 Jahren damit beschäftigt, unsere Strukturen in Führung und Management zu optimieren“, erklärt Michael Timmermann, Werksleiter des Anhängerherstellers beim Firmensitz in Vreden. Deshalb war die Gruppe bei der DHL in Bonn und beim Landmaschinenhersteller Claas in Harsewinkel. Und nun also eine Schule. Wie passt das zusammen?
Preisgekrönte Referenzschule
Die Erich Kästner-Realschule ist ein Vorzeigeobjekt, war zweimal für den deutschen Schulpreis (2010/2015) nominiert – und so ließ es sich auch Bürgermeister Ulrich Roland nicht nehmen, die Unternehmergruppe persönlich zu begrüßen. „Die Zukunft der Gesellschaft entscheidet sich im Kindergarten und in der Schule“ ist Roland überzeugt und auf diesem Gebiet sei die Braucker Realschule „hochklassig“.
Die Schule im Gladbecker Süden begann einmal mit zaghaften 40 Anmeldungen, man habe jeden Schüler „mit Handschlag“ begrüßen können, so Schulleiter Gerd Weggel. Inzwischen liegt die Zahl der Bewerbungen bei 200 pro Schuljahr. Grund ist unter anderem ein Entwicklungsprozess innerhalb der Schule, an dem das Kollegium, die Eltern sowie die Schüler gleichermaßen beteiligt wurden.
Impulsgeber waren Fortbildungen bei Prof. Dr. Manfred Spitzer von der Universitätsklinik Ulm. Heute ist die Erich-Kästner-Realschule eine Referenzschule im Netzwerk Zukunftsschulen NRW und als einzige ihrer Art Modellschule für den Wahlpflichtbereich MINT (MINT steht für die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). Wirtschaft und Industrie zeigen großes Interesse daran.
Teilhabe ist besonders wichtig an der Realschule
Weggel stellte den Managern die einzelnen Schritte des Projektes vor, angefangen bei der Verlängerung der Unterrichtseinheiten von 45 auf 65 Minuten, was er für ein „gewinnbringendes Arbeiten“ hält, bis zur partizipatorischen Entwicklung in der Teilhabe der Schülerschaft. Genau die demonstrierten Ilayda (13) und Jasmina (12), die bei diesem Erfahrungsaustausch dabei waren und ihre Sicht auf die Schule – insbesondere auf die MINT-Fächer – darstellen konnten. „Wir haben von Toyota gelernt, wie wir Mitarbeiter in Veränderungsprozesse einbinden können“, erklärt Michael Timmermann. „Bei der Erich-Kästner-Realschule ist das ähnlich. Hier sehen wir die Lehrer als Mitarbeiter und die Schüler als Kunden.“
Das seien „tolle Anregungen“ gewesen, sagt eine der Führungskräfte am Ende. Und dass die Erich-Kästner-Realschule auf dem richtigen Weg ist, zeigt das Ergebnis einer Qualitätsanalyse des NRW-Schulministeriums: Neun Mal erhielt die Schule das Gütesiegel „Gut“ und 38 Mal lautet die Beurteilung: „Das Kriterium ist beispielhaft erfüllt“.