Gladbeck. . Der Kabarettist Eckenga begeistert sein Publikum in Gladbeck, indem er Worthülsen von Politikern und Medien entlarvt. Das kam bestens an.

„Sie sind doch hier, um sich Ihre Meinung bestätigen zu lassen.“ Wer das dem Gladbecker Publikum sagen darf, der darf auch diskret über Schalke lästern, weil alle wissen, er macht das mit Herz, Respekt und ist einer von hier. Fritz Eckenga ist im besten Sinne des Wortes ein Heimatdichter.

Mit seinem neuen Programm „Frisch von der Halde“ gastierte der in Bochum geborene und mittlerweile in Dortmund lebende Ruhrpott-Kabarettist, Dichter und Philosoph in der Stadtbibliothek. In dem ausverkauften Lesecafé hatte der Künstler ein Heimspiel. Mehr als 30 Jahre kommt er regelmäßig nach Gladbeck, sei es solo oder mit dem Ruhrpottensemble „N8schicht.“

Befindlichkeiten aufdecken

Eckengas Humor ist nicht zum auf die Schenkel klopfen, sondern er changiert zwischen Poesie und Wortwitz. Es ist ein Humor, der Befindlichkeiten aufdeckt, der auf Zoten verzichten kann, der zwar von vorne kommt, aber hintergründig wirkt und der eine gute Laune verbreitet.

Das Publikum in der Bücherei war von Eckengas Pointen begeistert.
Das Publikum in der Bücherei war von Eckengas Pointen begeistert. © Christoph Wojtyczka

Da verwandelt sich manchmal ein Lächeln in einen Lachflash. Dass das Publikum „seinen“ Fritz Eckenga liebt, ist augenscheinlich. Es ist ein beständiger Dialog da, bei dem man aufeinander und höchst sensibel reagiert und der auch der Spontaneität genügend Raum lässt.

Wer bisher noch kein Eckenga-Fan war, ist es an diesem Abend sicherlich geworden. Von der höchsten Politik bis zur Bude nebenan, von seinen eigenen aufkommenden Gefühlen – „als man merkte, dass man Merkel plötzlich mochte“ – bis hin zur Analyse der CSU, als „parlamentarischer Arm der AfD“ führt Eckenga sein Publikum in eine Welt, in der Tiefsinn und Wortwitz, kluge Beobachtung und lakonische Empfindungsäußerungen sich zu nachhaltigen Pointen zuspitzen.

Diskussion über die „interkulturelle Kompetenz“

In allem was er macht, zeigt sich dabei aber seine wahre Liebe – und die gilt neben der Region vor allem der Sprache selber.

Fritz Eckenga entlarvt die Worthülsen der Politiker und Medien, indem er sie selbst benutzt und sie durch eine unerwartete Wendung ad absurdum führt. Ob er den Vorstoß von Petry, „völkisch“ zu enttabuisieren, und die darauf folgenden Pressereaktionen mit „solange sie nur Begriffe besetzt und nicht andere Länder“ in seiner ganzen Ungeheuerlichkeit enttarnt; oder ob er in einem Gespräch die fiktiven Ruhrpottdeutschen Erwin und Ömer über „interkulturelle Kompetenzen“ diskutieren lässt, immer konfrontiert er sein Publikum mit einer Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit, deren Vorhandensein es zwar schon ahnte, die ihm aber jetzt erst in aller Deutlichkeit vor Augen geführt wurde.