Gladbeck. Minderjährige Schutzbedürftige stellen das Jugendamt vor besondere Herausforderungen. Neben einer Heimunterbringung sind oft auch therapeutische Hilfen nötig

  • Minderjährige Schutzbedürftige stellen das Jugendamt vor besondere Herausforderungen
  • Neben einer Heimunterbringung sind oft auch therapeutische Hilfen nötig
  • Je nach Unterstützungsbedarf kostet der Heimplatz 150 bis 220 Euro pro Tag

Sie stellen eine besonders schutzbedürftige Personengruppe dar. Die steigende Zahl minderjähriger Flüchtlinge, die allein – also ohne Begleitung der Eltern – nach Deutschland einreist. In Gladbeck werden derzeit 52 dieser unbegleiteten Kinder und Jugendlichen betreut, davon fünf Mädchen, die das Amt für Jugend und Familie vor besondere Herausforderungen stellt.

Welche genau, das berichtete Lisa Bombeck, Leiterin des Allgemeinen Soizialen Dienstes (ASD) jetzt im Integrationsrat. Sobald die über den Verteilschlüssel des Landes zugewiesenen Kinder in Gladbeck angekommen seien, gelte es zügig zu prüfen, ob es eventuell Geschwister gibt, so dass eine gemeinsame Unterbringung sinnvoll ist. Außerdem müsse festgestellt werden, ob sich Verwandte im europäischen Ausland finden und die Familienzusammenführung möglich ist. Oft ein mühseliges Verfahren, „da häufig keine Papiere vorhanden sind und wir uns auf die Angaben der Flüchtlinge verlassen müssen“, erzählt Lisa Bombeck. Die Befragung erfolge in der Regel über Dolmetscher, „da kaum einer der Jugendlichen Englisch spricht“.

Ein Vormund wird bestellt

Leben die Eltern noch im Ausland, oder sind sie verstorben, so nimmt das Amt die Kinder in Obhut, um sie zu schützen und ein Vormund wird bestellt, häufig über das Amt für Jugend und Familie selbst.

Können die unbegleiteten Kinder und Jugendlichen nicht bei Bekannten oder Verwandten untergebracht werden, so muss ein Heimplatz gefunden werden. Für 24 Jugendliche treffe dies derzeit zu, die auch in umliegenden Einrichtungen, etwa Marl oder Oer-Erkenschwick, untergebracht seien. Oft verbunden mit einem Therapieangebot, da die jungen Menschen traumatische Fluchtgeschichten verarbeiten müssen. „Rund zehn Kinder erhalten traumastabilisierende Hilfen“, so Bombeck, zwei weitere würden derzeit noch getestet, ob spezielle Hilfen nötig sind.

Die Unterbringung in Heimen kostet, je nach zusätzlichem benötigten therapeutischen Angeboten, pro Tag zwischen 150 bis 220 Euro. Gelder, die Gladbeck derzeit vorstreckt und die ab Mitte des Monats endlich über das Land refinanziert werden sollen. Wobei einige ‘Problemfälle’ noch zu klären sind.

Denn bislang gebe das Land vor, dass spätestens innerhalb von vier Wochen nach Ankunft angezeigt werden müsse, welcher junger Flüchtling besondere Hilfen zur Erziehung benötigt. Bombeck: „Eine in der Praxis viel zu kurze Zeitspanne, da Bedarfe auch später auftreten.“ Die Stadt geht wie die Kommunalverbände davon aus, dass das Land hier die Frist nachregulieren wird.