Gladbeck. . Drei Schülerinnen traten im Finale des ersten „Jugend debattiert“ im Rathaus gegeneinander an. Mit starken Reden beeindrucken sie Publikum und Jury.
- 15 Jugendliche treten in der Vorrunde im großen Ratssaal an
- Im Finale setzt sich Zehra Uslubas vom Heisenberg-Gymnasium durch
- Starke Rede zum Thema „Gladbeck – Stadt mit über 100 Nationen“
Am Ende gibt es kein Halten mehr. Und der Siegerin hilft auch kein gutes Argument. Die Freundinnen aus der neunten Klasse begraben Zehra Uslubas unter sich und kreischen, als sei sie ein Popstar. Die 14-jährige Heisenberg-Gymnasiastin ist nun offiziell Preisträgerin des ersten Rednerwettbewerbs für Gladbecker Schüler namens „Jugend debattiert“.
Perfektion und Cyber-Mobbing
15 mutige Schülerinnen und Schüler sind in der Vorrunde ans Mikrofon getreten und haben Reden gehalten, die sie zuvor im Schulunterricht vorbereitet haben. Die Redner kommen vom Riesener-Gymnasium und vom Heisenberg, die Werner-von-Siemens-Realschule ist mit dabei und der Jugendrat. Ihre Beiträge handeln von dem, was Jugendliche bewegt. Vom ewigen Streben nach Perfektion reden sie. Oder davon, wie unbedacht oder auch in vollem Bewusstsein boshaft geschriebene Kommentare im Internet einen Menschen belasten können – das Thema Cyber-Mobbing betrifft viele junge Leute.
Lena Ruwe (14) hat sich das Thema Flucht ausgesucht. Sie erzählt die Geschichte ihrer Großeltern, die nach dem zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat fliehen mussten, erzählt, wie der Großvater zufällig verhinderte, dass seine Familie an Bord der „Wilhelm Gustloff“ ging – und ihnen so das Leben rettete, denn das Schiff wurde torpediert, die meisten Passagiere kamen um. Und schließt, dass ganz ähnliche Schicksale sich auch zurzeit zutragen. „Ich war so gerührt zwischendurch“, sagt Bettina Weist, Leiterin des Amts für Bildung und Erziehung.
Drei Rednerinnen wählt die Jury, bestehend aus Bürgermeister Ulrich Roland, VHS-Leiter Dietrich Pollmann, Christiane Schmidt vom städtischen Pressebüro, Praktikant Felix Braun und Jan Dinter, Gründungsmitglied des Jugendrats, für die Finalrunde aus. Neben Lena sind das Zehra Uslubas und Tizia Appelt (16, Riesener). Im Finale müssen sie unter erschwerten Bedingungen argumentieren: Sie haben nur eine halbe Stunde Zeit, ihre Reden vorzubereiten. Mögliche Themen: „Gladbeck 2030 – wie stellst du dir deine Stadt vor?“, „Gladbeck – Stadt mit über 100 Nationen“, Gedanken zum WDR-Festival oder „Wenn ich Bürgermeister von Gladbeck wäre. . .“.
Finsterer Blick in die Zukunft
Wenn dieser nun auf frische Impulse für sein Amt gehofft hatte, wird er enttäuscht, denn keine Rednerin will Stadtoberhaupt sein. Lena erklärt, dass es 2030 wohl selbstfahrende Autos in der Stadt geben werde – mehr war ihr in der kurzen Zeit nicht eingefallen. Ihren Mut belohnte das Publikum trotzdem mit Klatschen und Johlen. Tizias Zukunftsprognose fällt deutlich ausführlicher, aber auch beängstigender aus. Ihr Gladbeck 2030: eine düstere Stadt, das Rathaus zerstört vom IS, eine Stadt ohne Grün, in der niemand gerne lebt. „Oder wollt Ihr es anders“, fragt sie am Ende und erlöst ihre Zuhörer mit der Option, gegen diese düstere Vision zu arbeiten.
Zehra hat sich Gedanken über das Zusammenleben von Menschen aus aller Welt gemacht. „Wieso haben Menschen so viel Angst“, fragt sie und erzählt pointiert, wie sie selbst, am Kopftuch leicht als Muslima zu erkennen, mit Vorbehalten konfrontiert wird. Sie fragt: „Wann werden die Menschen verstehen, dass wir alle in einem Boot sitzen?“
Zehra findet starke Worte, erklärt, dass Menschen nicht zum Krieg geboren, sondern dazu erzogen würden, und schließt mit einer Vision: „Ich sehe Reife, ich sehe Menschen, die für ein Miteinander stehen.“ Mit ihren Argumenten und ihrer souveränen Art, sie vor rund 100 Jugendlichen im Ratssaal vorzutragen, überzeugt sie die Jury. Und die Konkurrenz? Die freut sich mit der Siegerin und lässt sich feiern.
Großes Kinderfest auf dem Willy-Brandt-Platz
Singend und tanzend hat der Gladbecker Nachwuchs fröhlich den Weltkindertag auf dem Willy-Brandt-Platz gefeiert.
Schon von weitem war das Lachen und Singen zu hören, ganze Kindergartengruppen zogen – brav in Zweierreihen – durch die Innenstadt. Vor dem Rathaus gab es eine Menge zu erleben.
Das große Fest eröffneten die Löwenzahn-Kindergartenkinder mit einem Tanz, bevor Bürgermeister Ulrich Roland die kleinen Gäste offiziell begrüßte. Und während im Ratssaal die Jugendlichen debattierten, durften die jüngeren draußen einfach nur Kinder sein. Da gab es Spielgeschichten zum Mitmachen, ein Konzert der Bläserklasse des Riesener-Gymnasiums, Tänze vom Internationalen Mädchenzentrum.
Und der stadtbekannte Clown Liar unterhielt die Festgäste mit lustigen Nummern und Zaubereien. Außerdem konnten die Kinder an den Ständen von Vereinen und Einrichtungen selbst Kerzen herstellen, Fotocollagen basteln, alte gegen neue Zahnbürsten tauschen, oder einfach nur toben, zum Beispiel auf der Hüpfburg.