958 Gladbecker Mädchen und Jungen zwischen sechs und zehn Jahren profitieren aktuell vom Bildungs- und Teilhabepaket, kurz „BuT“ genannt. Durch das Gesetz sollen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus Familien mit geringem Einkommen gefördert und unterstützt werden, so dass sie nicht aus Kostengründen vom sozialen und kulturellen Leben in einer Stadt ausgeschlossen sind. „Wir erreichen mit dem BuT einen Großteil der sozial Schwachen in unserer Stadt“, so Stefan Sabbadin, der Leiter der Abteilung Schule im Amt für Schule, Sport und Integration weiter.
Hohe Akzeptanz in der Stadt
Dass das BuT eine so hohe Akzeptanz in der Stadt hat, führt Sabbadin auf zwei entscheidende Faktoren zurück. Punkt 1: „Wir hatten bereits vor Einführung des Gesetzes ein Projekt an der Uhlandschule gestartet; das ist vom Prinzip her der lokale Vorläufer von BuT“. Denn: „Um Vermittlung von Leistungen ging es damals auch schon.“
Im Jahre 2007 ging das Projekt an der damaligen Uhlandschule ( nach dem Zusammenschluss mit der Vinzenzschule ist das die heutige Mosaikschule) an den Start. „Denn an der Uhlandschule hatten wir besondere Probleme“, erklärt Bettina Weist, Chefin des Amts für Erziehung, Bildung und Familie. „Von 25 Kindern waren in einer Klasse vielleicht zwei deutschstämmig. Der Migrationsanteil betrug nahezu 100 Prozent.“ Schulsozialarbeiterin Jutta Arndt, die dort seinerzeit im Einsatz war, erinnert sich: „Bildungsbewusste Mitbürger mit Migrationshintergrund wollten ihre Kinder nicht zur Uhlandschule schicken.“ Allerdings möchten die Fachleute aus dem Rathaus nicht alle Schwierigkeiten auf die Zuwandererproblematik fokussieren, diverse Themen brannten auf den Nägeln.
Schulentwickler Stefan Sabbadin erstellte ein Hilfskonzept mit mehreren Bausteinen. Arndt: „Anfangs war es eine Art Feuerwehrmaßnahme. Ganz wichtig waren die Elternarbeit und Gewaltprävention.“ Dabei spielte das Knüpfen von Netzwerken, z. B. mit freien Trägern und Erziehungsberatern, eine Hauptrolle – Punkt 2, von dem das BuT profitiere.
Zwar sei besagtes Projekt anfangs allein an der Uhlandschule gelaufen, doch im Hinterkopf habe stets die Frage gestanden, ob diese Arbeit übertragbar für andere Standorte sein könnte. So folgte im Jahr 2011 der Transfer für die Schule am Rosenhügel (heute mit Antoniusschule die Schule am Südpark). „Dort herrschten ähnliche Verhältnisse“, so Arndt. Ein Jahr später gingen alle Grundschulen sowie Förderschulklassen im Primarbereich im Zuge von BuT „ans Netz“. Sabbadin: „Da hatten wir bereits das Fundament, auf das wir aufbauen konnten.“
„7,5 Schulsozialarbeiter-Stellen kamen nach Gladbeck, die Verteilung rechnet sich nach den Anspruchsberechtigten“, erklärt der städtische Schulentwicklungsplaner. Aber: „Wir wollten jede Grund- und Förderschule besetzt haben.“ Deswegen sei das Stellenkontingent aufgeteilt worden, so dass zehn zur Verfügung stehen.
Niederschwellige Angebote
Die Schulsozialarbeiter stehen Kindern zur Seite, bieten Müttern und Vätern Sprechstunden an und stellen niederschwellige Angebote auf die Beine. „Gute Bausteine sind zum Beispiel Elterncafés“, sagt Bettina Weist. Aber auch gemeinsames Basteln und Backen, Vorträge sowie Buch- und Spielevorstellungen stoßen auf große Resonanz – oft Gelegenheit für die Eltern, sich auszutauschen. Die Amtsleiterin: „Die Eltern müssen sich nicht defizitär fühlen, weil sie nachfragen.“ Ebenfalls beliebt bei Groß und Klein: Willkommensgeschenke für Erstklässler, wie sie an der Lambertischule und an der Wittringer Schule verteilt werden. Weist: „Wir wollen für jede Schule passgenaue Angebote haben.“ Mittlerweile habe sich die Unterstützung durch Mundpropaganda zum Selbstläufer entwickelt. Durch die niedrigschwelligen Aktionen würden Vertrauensverhältnisse aufgebaut: „Auf diesem Weg erreichen wir die Menschen.“