Gladbeck. . 120 Senioren leben in kleinen Wohngruppen an der Gladbecker Gildenstraße. Für die christliche Einrichtung stehen die Menschen stehen im Mittelpunkt.

  • 120 Senioren leben in kleinen Gruppen an der Gildenstraße
  • Generationenübergreifendes Projekt der Ordensgemeinschaft der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung
  • Gravierende Veränderungen im Laufe der Jahrzehnte

Wer heute vom Eduard-Michelis-Haus spricht, meint die Senioreneinrichtung an der Gildenstraße. Was dort vor 50 Jahren entstand, war aber viel mehr: ein großes generationenübergreifendes Projekt unter Leitung der Ordensgemeinschaft der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung.

Modell eines lebensnahen Verbundes

Auf dem 34 500 Quadratmeter großen Grundstück im „Gildendreieck“ ließ die Diözese Essen Gebäude für die Ordensschwestern, eine Fachschule für angehende Kindergärtnerinnen, eine Pflegevorschule, ein Säuglingsheim, ein Kinder- und Jugendheim sowie ein Altenheim errichten. Bei der Einweihung sagte der damalige Bischof Franz Hengsbach: „Das Haus gilt als bemerkenswertes Modell eines lebensnahen Verbundes im Bereich der sozial-caritativen Aufgaben. In ihm schließt sich der Bogen von der Kinderpflege über die Ausbildung junger Menschen bis hin zur Altenbegleitung.“

Das Säuglingsheim gibt es nicht mehr, Kinderheim und Schule sind in andere Trägerschaften übergegangen. Geblieben ist die Senioreneinrichtung, die den Namen des Ordensgründers Eduard Michelis trägt, und die feierte am Sonntag das 50-jährige Bestehen.

Erste Bewohnerin: 90-Jährige aus Essen

Das „Altenheim“, wie man damals noch sagte, wurde am 13. Oktober bezugsfertig und „in aller Stille eröffnet“, wie es in einer Chronik heißt. Eine 90-jährige Frau aus Essen zog als erste ein und (wieder ein Zitat aus der Chronik) „freute sich an dem schönen Blumenstrauß, der auf ihrem Nachttisch stand“. Willkommenskultur wurde groß geschrieben – und das ist heute noch so. Der ersten Bewohnerin folgten noch am selben Tag sieben weitere, und innerhalb kürzester Zeit waren alle 80 Plätze vergeben.

Schwester Benedicta Bußmann gehört zu den Ordensfrauen der ersten Stunde. Eigentlich sollte die gebürtige Gladbeckerin ihre Mitschwestern vor 50 Jahren nur mit der Stadt vertraut machen, doch sie „blieb hängen“.

Ehrenamtliches Engagement

Neun Jahre arbeitete sie im Seniorenheim, ist vor fünf Jahren nach etlichen anderen Stationen zurückgekehrt und engagiert sich ehrenamtlich im Haus. Sie kann sich noch gut daran erinnern, dass die Bewohner damals deutlich jünger waren als die heutigen. „Die meisten Menschen, die zu uns kamen, würden heute in barrierefreien Wohnungen leben“, sagt sie. Entsprechend gering war der Anteil Pflegebedürftiger.

Nicht nur das hat sich im Laufe der Jahrzehnte verändert. Von den ehemals 23 Ordensfrauen leben heute nur noch drei auf dem „Eduard-Michelis-Gelände“ und wirken in der Senioreneinrichtung ehrenamtlich im seelsorgerischen Bereich, hauptamtlich arbeiten ausschließlich weltliche Kräfte im Haus, das 1976 erweitert und zwischen 2007 und 2012 komplett umgebaut wurde. Jetzt leben in dem hellen und einladenden Gebäude 120 Senioren in kleinen Wohngruppen, hinzu kommen elf Zimmer für Kurzzeitpflege-Gäste. Das auch außerhalb des Hauses überaus beliebte Zentrum für physikalische Therapie musste aus Kostengründen geschlossen werden, auf dem Gelände des ehemaligen Schwesterngartens steht ein großer Neubau mit barrierefreien Wohnungen, mit dem Sinnesgarten ist eine Oase der Ruhe entstanden.

Praktizierte Nächstenliebe

So gravierend einige Veränderungen auch waren – eines gilt heute wie vor 50 Jahren im Eduard-Michelis-Haus: Die Menschen, die dort leben, stehen im Mittelpunkt. Mechtild Eckholt, seit 2006 Leiterin der Senioreneinrichtung, drückt das so aus: „Selbstverständlich brauchen unsere Bewohner professionelle Pflege, aber wir wollen sie nicht auf ihre Defizite reduzieren, sondern ihnen Raum zum Leben geben. Wir sind eine christliche Einrichtung, und deshalb ist Nächstenliebe unser oberstes Gebot.“ Diesen Geist spürt man überall im Haus.