Gladbeck. . Elisabeth und Johann Ossinger gaben sich 1946 das Ja-Wort. Seit eineinhalb Jahren wohnt das Jubelpaar im Luisenhof und fühlt sich dort pudelwohl.

Mit 91 und 92 Jahren sind Elisabeth „Else“ und Johann Ossinger richtig glücklich. Sie haben ja auch allen Grund dazu, stolz auf sich zu sein. Denn heute feiert das Ehepaar seine Gnadenhochzeit. Vor 70 Jahren gaben sich die beiden gebürtigen Gladbecker im Schlachthof das Ja-Wort. „Das waren damals schon schwere Zeiten nach dem Krieg. Aber das hat uns zusammengeschweißt“, sagt Johann Ossinger.

Das Paar kennt sich schon seit der Kindheit. Johann Ossinger war vier Jahre im Krieg. Danach haben sie sich wieder getroffen, als er bei Elisabeth nachfragte, ob auch deren Bruder schon aus dem Krieg heimgekehrt sei. Die Hochzeit folgte nur ein Jahr später.

Tochter lebte in der DDR

1947 erfuhr Johann Ossinger von einem unehelichen Kind aus einer Beziehung während des Kriegs. Er nahm Kontakt zu seiner Tochter Marina auf, die in Brandenburg aufgewachsen ist. „Es war natürlich nicht einfach, den Kontakt zu halten. Wir mussten immer Genehmigungen beantragen, wenn wir uns besuchen wollten. Aber das hat meistens geklappt“, erinnern sich Vater und Tochter.

Elisabeth Ossinger hat die Tochter ihres Mannes immer wie ein eigenes Kind akzeptiert. „Da ich selber keine Kinder bekommen konnte, war ich froh, so eine tolle Beziehung zu Marina zu haben.“ Sie habe sofort angefangen, Kleidung für die Tochter ihres Mannes zu stricken. Über eine Schweizer Firma bestellte das Ehepaar außerdem ein Auto und einen Kühlschrank, der an die Tochter in der DDR geliefert wurde.

Marina Bartsch hat einen Sohn und einen 25-jährigen Enkel, den Urenkel von Elisabeth und Johann Ossinger. Die Familie aus Brandenburg kommt regelmäßig zu Geburtstagen oder Jubiläen nach Gladbeck, um gemeinsam mit den Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern zu feiern.

Seit Januar 2015 im Luisenhof

Seit eineinhalb Jahren bewohnen die Ossingers gemeinsam ein großes Zimmer im Luisenhof. Zuvor haben sie 60 Jahre in der Wagenfeldstraße gelebt. Die Entscheidung, ins Heim zu gehen, sei ihnen zunächst nicht leicht gefallen. „Wir haben es aber nie bereut. Wir fühlen uns hier sehr wohl“, erzählt Johann Ossinger.

Seine Frau sei im Heim wieder richtig aufgeblüht. Davor hatte er sie bereits 14 Jahre lang zu Hause gepflegt. „Jetzt kommt sie endlich wieder mehr unter Leute und kann sich unterhalten.“ Früher hat sich das Jubelpaar im Verein „Sport für bewegte Bürger“ fit gehalten. „Mein Mann hat mir noch mit 60 Jahren das Schwimmen beigebracht“, sagt Elisabeth Ossinger stolz. Dann habe sie regelmäßig Wassergymnastik gemacht.

Auch Musik zählt zu den Hobbys des Paares. Johann Ossinger holt regelmäßig seine Mundharmonika raus und musiziert mit einem anderen Bewohner. Beim Sommerfest des Heims am Samstag hat er sogar einen kleinen Auftritt.

Zur Gnadenhochzeit wird heute ein kleines Fest in der Cafeteria des Wohnparks Luisenhof veranstaltet. „Vor zehn Jahren habe ich gesagt, wenn wir das schaffen, dann feiern wir ordentlich“, sagt die Jubilarin. Wirklich geglaubt habe sie nicht daran. Nun ist es doch so weit. Da kann sie natürlich keinen Rückzieher machen.