Gladbeck. . Flüchtlin Habib würde gerne in der Hotelbranche arbeiten. Die Alte Post in Gladbeck hat dem 19-Jährigen aus Burma ein Praktikum ermöglicht.
- Flüchtling Habib Ahasan hat ein Praktikum in der Alten Post gemacht
- Eine Woche lang half er im Service mit
- Ob er in Deutschland bleiben darf, steht noch nicht fest
Im Restaurant „Alte Post“ geht es mitunter hektisch zu. Aber Habib Ahasan hat alles im Griff. Geschickt balanciert er Gläser auf einem Tablett um die Tische und Stühle im Gastraum herum. Wenn er etwas nicht sofort versteht, fragt er auf Englisch noch einmal nach. Zur Not zeigen ihm die Gäste in der Speisekarte, was sie bestellen möchten.
Habib lebt seit zehn Monaten in Gladbeck. In dieser Zeit hat sich im Leben des 19-Jährigen einiges verändert. Er hat zwei Deutschkurse an der Volkshochschule belegt und versteht die Sprache schon sehr gut. Dank des Praktikums in der Alten Post hat der zuvor nervöse Junge zusätzlich Selbstvertrauen gewonnen. Eine Woche durfte Habib im Service mithelfen.
„Alle waren freundlich zu mir“
„Ich habe die Tische dekoriert, Getränke serviert und nach dem Essen die Tische wieder abgeräumt und abgewischt. Ich kann jetzt sogar drei Teller auf einem Arm tragen“, erzählt er stolz. Runtergefallen sei ihm nie etwas. Und was ihn besonders freut: „Alle haben mich freundlich aufgenommen und unterstützt.“ Die Kollegen schwärmen von ihrem Praktikanten. „Habib war sehr offen und freundlich. Er hat immer selbst gesehen, wenn Gäste etwas bestellen wollten oder ein Tisch abgeräumt werden musste“, sagt Magdalena Sucic. Für die Tochter des Chefs war es eine Selbstverständlichkeit, Habib das Praktikum zu ermöglichen.
Habibs Nachbarin Marlies Luft erinnert sich, wie müde der Junge nach der Arbeit nach Hause kam. „Besonders am Sonntag. Da hat er zwei Stunden länger gearbeitet als an den anderen Tagen, weil so viel zu tun war.“
„Habib hat mir einmal erzählt, dass er später gerne in der Hotelbranche arbeiten würde. Da habe ich einfach in der Alten Post nachgefragt und es hat geklappt“, erzählt Heike Becker. Sie kümmert sie gemeinsam mit ihrer Mutter Marlies Luft um den Jungen.
Neue Familie in Deutschland gefunden
Habib wohnt mit sieben weiteren Flüchtlingen in einer Wohnung im selben Haus wie Marlies Luft. So entstand der Kontakt zwischen den beiden Frauen und dem 19-Jährigen. Mutter und Tochter unterstützen ihn bei verschiedenen Anliegen, sei es die Anmeldung zu Sprachkursen oder die Eröffnung eines Kontos. In jeden Fall sind sie aber Ansprechpartnerinnen in allen Lebenslagen. Marlies Luft und Heike Becker sind für Habib inzwischen wie eine Familie.
Wie das ist, eine Familie zu haben, daran kann Habib sich kaum erinnern. Seine Eltern wollten vor dem Bürgerkrieg in Burma in Südostasien fliehen. Habib war damals sieben Jahre alt. Seine Eltern verschwanden von einem Tag auf den anderen. Ob sie ihn einfach zurückließen oder dem Krieg zum Opfer fielen, wird er wohl nie erfahren. Habib trat seine Flucht alleine an. Zwölf lange Jahre war er unterwegs durch Indien, Pakistan und dann über das Mittelmeer nach Griechenland, bis er schließlich in Gladbeck landete.
Zukunft noch ungewiss
Habib würde gerne noch besser Deutsch lernen, um vielleicht irgendwann eine Ausbildung in einem Hotel oder einem Restaurant machen zu können. Einer seiner Mitbewohner geht acht Stunden pro Woche zur Schule. Das würde Habib auch gerne machen. Weitere Kurse an der Volkshochschule sind für ihn nicht vorgesehen. Für den Jungen aus Burma gelten andere Regeln als für die Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak oder Afrika. Er war ja ursprünglich nicht Teil der großen Flüchtlingswelle, sondern ist eher zufällig in diese hereingeraten. So wundert es nicht, dass Habib auf seiner gesamten Reise, während der er in verschiedenen Flüchtlingslagern gelebt hat, nie einen anderen Flüchtling aus Burma getroffen hat.
Bevor Habib weitere Pläne für die Zukunft schmieden kann, muss sich aber erst einmal klären, ob er überhaupt in Deutschland bleiben darf. „Wo soll er denn hin, wenn er abgeschoben wird? Er war zwölf Jahre unterwegs, er hat keine andere Heimat als Deutschland“, betont Heike Becker. Und Habib ergänzt: „Ich will in Deutschland bleiben. Hier habe ich jetzt eine Familie und ein Zuhause.“