Gladbeck. Die Söllerstraße im Zweckeler Süden erinnert an die Bauernfamilie Söller, die Jahrzehnte dort lebte, wo heute Zechenhäuser, Schule und Kirche stehen.
- Zweckeler Bauer verkaufte 1907 Grund und Boden an den Bergbau
- Auf dem Gelände des Bauernhauses entstanden Zechenhäuser
- Aus der Scheune wurde die St.-Stephani-Kirche
Die Geschichte der Söllerstraße im südlichen Zweckel ist eng verbunden mit der Entwicklung Gladbecks zur Stadt und erinnert an ein ganz altes Bauerngeschlecht – eben das der Familie Söller.
Der erste Söller, der in den Annalen erwähnt wird, ist Rotger Söller, der 1640 geboren wurde und 1670 Catharina Alfs-Rebbelmund heiratete und den Hof im Norden des Kirchspiels übernahm. Es ist anzunehmen, dass er nicht der erste seiner Familie war, der im Süden der Bauernschaft Zweckel ackerte. Gewiss ist, das weitere sieben Generationen nach ihm den Hof bewirtschafteten, bis Johann Bernard Söller (1864-1928) mit dem Familien-Anwesen Kohle machte, indem er Grund und Boden 1907 an den Bergbau verkaufte – wie seine Nachbarn Berkenstock, Frentrop, Löns und Mertmann. Die Zechenbarone hatten längst ihre Fühler nach Zweckel ausgestreckt, auch wenn erst 1908 das Abteufen der Zeche Zweckel begann.
Bis zu diesem Zeitpunkt bestand Zweckel aus nur etwa dreißig verstreut liegenden Bauernhöfen und Kotten mit ihren Ackerflächen, Scheunen und Bauernhäusern. Nun sollten viele Flächen für den Wohnungsbau genutzt werden, um die künftigen Bergleute unterzubringen. 1913, als die rund 600 Meter lange Söllerstraße auf dem ehemaligen Hofgelände entstand (Fertigstellung mitten im Krieg 1916), arbeiteten auf Zweckel schon 717 Bergleute. Die Familie Söller zog dagegen 1912 aus Gladbeck weg.
In der Söller-Scheune wurde eine Notkirche eingerichtet
Schon 1910 war der gut erhaltene Söllerhof abgebrannt. An seiner Stelle entstand 1913 die katholische Overbergschule (Heinrich-Kielhorn-Schule), ein eindrucksvolles Bauwerk an der Söllerstraße – heute Jordan-Mai-Schule. 1914 wurde die ehemalige Söller-Scheune durch den Bergfiskus zur evangelischen Notkirche umgerüstet. In einem Aufsatz auf dem Gebäude wurde sogar eine Glocke untergebracht. Diese Notkirche blieb auch der Kern der neuen schmucken St.-Stephani-Kirche samt Glockentrum: Sie ist kein reiner Neubau, sondern entstand durch Um- und Anbauten der ehemaligen Söllerscheune.
Die St.-Stephani-Kirche wurde am 1. Advent 1937 durch den damaligen Präses Koch eingeweiht. In der Kirche fanden einige Ausstattungen aus dem allerersten evangelischen Bethaus von 1893 (das neben dem Rathaus stand) eine neue Verwendung: Orgel, Bänke und die Liednummeranzeige, die mit Einweihung der Christuskirche ausgedient hatten und eingelagert waren, kamen nach Zweckel. Ebenso fand auch die Glocke des alten Bethauses, die ursprünglich aus Dorsten stammte, an der Söllerstraße eine neue Verwendung.