Gladbeck. . Zwei Stadtkolonnen sind für den Zentralen Betriebshof in Gladbeck im Einsatz. Feuchtwarmes Wetter beschert Gärtnern viel Extraarbeit.
- Bei dem feuchtwarmen Wetter dieses Sommers geht es den Pflanzen besonders gut
- Für die Leute vom ZBG bedeutet das jede Menge Mehrarbeit
- Müllaufsammeln gehört auch zur Grünpflege - viele werfen Verpackungen und Kippen achtlos weg
Wie grün Gladbeck ist. Parks, Alleen, Wälder – und jede Menge Straßenbegleitgrün. So heißt es in der Amtssprache, und so nennen es die Profis. Volker Braun und seine Kollegen vom ZBG sehen vor lauter begleitendem Grün manchmal die Straße gar nicht mehr. Wohl aber, welchen Wert die Städter der Natur anscheinend beimessen. Pappbecher, Chipstüten, sogar Fertiggerichtverpackungen klauben die Männer an der Brauckstraße aus dem Gebüsch.
Acht Männer arbeiten in der Stadtkolonne 2. Ihr Vorarbeiter ist Volker Braun, 49 Jahre alt, gelernter Garten- und Landschaftsbauer und seit 1988 beim ZBG. Die grüne Latzhose und die neongelbe Warnweste sind seine Uniform. Er stimmt mit seinen Vorgesetzten die Einsatzpläne seiner Leute ab – und die arbeiten gerade im Stadtsüden.
Überstunden, weil die Pflanzen so gut wachsen
Das Wetter beschert den Stadtgärtnern viel zusätzliche Arbeit. „Manches ist einfach schneller gewachsen“, erklärt Peter Konzels, Sachgebietsleiter für Grünflächenunterhaltung beim ZBG. Stamm- und Stockaustriebe müssen im Zaum gehalten werden, dazu kommen viele Arbeiten, die im Frühjahr wegen schlechten Wetters nicht erledigt werden konnten.
Das feuchtwarme Klima, da sind sich Konzels und Braun einig, ist ideal für Pflanzen, die wachsen und gedeihen, dass es eine wahre Wonne sein könnte, wenn den nur wüchse, was wachsen soll. Für die Gärtner ist das Paradies der Pflanzen fast schon eine Plage. Zurzeit machen sie Überstunden, jeden Tag eine Dreiviertelstunde und freitags zwei.
LKW-Radkasten liegt im Beet
An der Brauckstraße rückt ein Mitarbeiter gerade mit dem Laubpuster den Lindenpollen zu Leibe, die den Gehweg bedecken. Martin Schimanski beackert ein Beet am Straßenrand. Dass in dem Beet der komplette Radkasten eines Lkw liegt, löst bei den Männern nur ein müdes Schulterzucken aus. Das Plastikteil wird später entsorgt.
Schimanski lässt sich davon nicht aufhalten. Mit einer Hacke löst er unerwünschte Ranken aus der Erde. Wie das geht, Gartenarbeit ohne Rückenschmerzen? „Das Gerät voll ausnutzen“, erklärt er, „und nicht zu tief anfassen.“ Das sei ein Anfängerfehler, den Stiel weit unten zu packen im Glauben, so mehr Kraft zu haben. Die Profis arbeiten in aufrechter Körperhaltung.
Und sie tragen immer Handschuhe. Einerseits, um nicht allzu viele Schwielen zu bekommen und sich keine Dornen einzureißen. Andererseits aber auch, weil es trotz Gassitüten noch reichlich Hundehaufen in den städtischen Beeten gibt. Besonders unbeliebt bei den Männern und Frauen in Grün: Hundehaufen in Gassitüten. Die sind besonders fies, denn sie gären teils wochenlang vor sich hin. Den Rest können Sie sich denken.
Fiese Gerüche gehören dazu
Apropos fiese Gerüche: Der vorbeifahrende Schweinelaster kann selbst gestandenen Kerlen für eine Weile den Appetit verderben. Die Rücklichter sind längst nicht mehr zu sehen, der Gestank bleibt.
Die gelben Warnwesten sollen Autofahrer aufmerksam machen. Aber nicht jeder nimmt Rücksicht auf die Begleitgrünpfleger. Umso mehr müssen die Gärtner selbst auf ihre Sicherheit achten. „Wir haben schon erlebt, dass sie uns die Warnschilder samt Hütchen umgefahren haben“, sagt Braun. Und so haben die Männer aus Kolonne 2 immer ein Auge auf die Straße gerichtet.
An der Mathiasstraße trifft der Vorarbeiter einen Kollegen, der die Mülleimer im Zuständigkeitsbereich leert. Er zeigt halb amüsiert auf ein Ensemble aus Gartenstühlen, einem Teppich und Tüten, das jemand unter dem Müllkorb am Spielplatz abgestellt hat. „Mach mal ein Foto“, ruft der Vorarbeiter aus dem Fenster. An den unmöglichsten, unzugänglichsten Orten entsorgten Menschen ihren Müll, erzählt er, obwohl sie den am Zentralen Betriebshof kostenlos abgeben könnten. „Beim ZBG bekommt man sogar noch Hilfe“, sagt er lachend. Aber manchen scheint die „grüne Kippe“ doch lieber – was mit Wertschätzung von Natur und Gärtnern jedoch nichts zu tun hat.