Gladbeck. Firma EnvisionTec ist ein führender Anbieter von professionellen 3D-Drucklösungen. Unternehmen möchte am Standort weiter wachsen. Das Bioplotting ist ein Zukunftsmarkt für die Medizintechnik.
Dass er mit Hilfe seiner Mitarbeiter einen „versteckten Champion“ entdeckt hat, „von dem ich zuvor nichts wusste, freut mich sehr“, sagte Sven Volmering mit sichtlichem Vergnügen. Auf seiner traditionellen Sommertour durch den Wahlkreis machte der CDU-Bundestagsabgeordnete an der Brüsseler Straße 51 halt. Und der Politiker staunte mitsamt seiner Begleitung — Landtagskandidat Dr. Martin Lange sowie Stadtverbandsvorsitzenden Dietmar Drosdzol – dass im unscheinbar-funktionalen silbergrauen Industriebau mit dem Schriftzug „EnvisionTec“ sehr erfolgreich spannende wie zukunftsträchtige 3D-Drucktechnologie entwickelt, hergestellt und weltweit verkauft wird.
„Wir rechnen in diesem Jahr mit einem Umsatz von rund 30 Millionen Euro und haben konkrete Pläne weiter am Standort Gladbeck zu wachsen“, erklärt Finanz-Direktor Sebastian Kischkel. Und kräftig gewachsen ist das bislang nicht an die lokale Öffentlichkeit getretene Unternehmen bereits in jüngster Zeit. Von 2013 bis heute wurde die Mitarbeiterzahl auf 100 Beschäftigte verdoppelt, erst im Sommer 2015 ein Hallenneubau eröffnet, dessen Kapazität fast ausgeschöpft ist. Die Pläne für den Millioneninvest zum dritten Hallenkomplex lägen bereits fix und fertig in der Schublade, wobei es das Parkflächenproblem, „hoffentlich mit Unterstützung der Politik“, noch zu lösen gelte, so Kischkel mit Blick Richtung Gäste.
Das interessierte CDU-Trio erfuhr weiter, wo die in Gladbeck entwickelte Technik eingesetzt werden kann. Das Unternehmen zählt seit 1999 zu den Pionieren in dreidimensionalen Druckverfahren für den professionellen Anwendungsbereich. Anders als beim Objektaufbau über punktuell arbeitende Düsentechnologie erfolgt der 3D-Druck bei EnvisionTec deutlich schneller in der Fläche. Dabei wird mit einem Beamer großflächig das im Drucker mit Polymerlösung gefüllte quadratische, bis zu 45 mal 45 Zentimeter große Becken belichtet. Quasi eine schichtweise Diashow, wobei das Material an den hell-belichteten Stellen aushärtet und an den Schattenseiten eben nicht – und so langsam die via Software projizierte Struktur in die Höhe wächst.
Das können im Bereich Dentaltechnik sechs zeitgleich produzierte Gebissschienen sein, errechnet aus virtuellen „Abdrücken“ die zuvor am Patienten abgescannt wurden. Oder für einen Automobilhersteller das 3D-Modell eines neuen Zylinderblocks im Rahmen des Prototypenbaus, das vergleichsweise als Kunststoffmodell nur ein paar Euro kostet, wonach letztlich die zehntausende Euro teure Produktionsform für die Serienfertigung erstellt werden kann. Auch klitzekleine Strukturen sind möglich. Kischkel: „Unsere 3D-Druckern erlauben eine hochfeine Auflösung bis 17 Mikrometer, also 0,017 Millimeter“.
Organisches Druckmaterial
Da wundert es nicht, dass die Gladbecker auch beim visionären Bioplotting in der Weltspitze mit dabei sind. Vom Drucker werden mit organischem Material, das vom menschlichen Körper akzeptiert wird, gewebeartige Strukturen, etwa für Hauttransplantationen, oder dreidimensionale Körper, etwa künstliche Herzklappen, erstellt.
Der Bundestagpolitiker erhielt zum Abschied ein Geschenk, das die Leistungsfähigkeit der Drucker zeigte. Freilich keine Herzklappe, sondern ein daumengroßes Segelschiff mit feiner Takelage und lesbarem Namen am Heck „Volmering“.