Gladbeck. Es kann derzeit bis zu drei Stunden dauern, bis man im Bürgeramt Gladbeck seinen Pass verlängern oder sich ummelden kann. Stadt nennt mehrere Gründe.
Wer im Bürgeramt im Neuen Rathaus seinen Pass verlängern lassen möchte oder sich ummelden will, der braucht derzeit eine Menge Geduld und Nerven: Es kann mitunter Stunden dauern, bis man an der Reihe ist. Inzwischen gibt es erste Bürgerbeschwerden.
„Wir haben derzeit eine Wartezeit von zweieinhalb bis drei Stunden“, gibt Tim Deffte, Sprecher der Stadtverwaltung, auf Anfrage zu. Das deckt sich mit Erfahrungen von WAZ-Lesern: Manfred Bayer, Mitglied des WAZ-Leserbeirates, berichtet, dass er mit seiner Frau schon vor drei Wochen nach zwei Stunden das Warten aufgeben habe. Am Dienstag starteten sie einen neuen Versuch, zogen um 10.45 Uhr eine Wartemarke vor den Bürotüren des Bürgeramtes, um einen neuen Reisepass zu beantragen.
„Wir hatten 54 Nummern vor uns, nach 45 Minuten waren erst sieben Nummern aufgerufen“, berichtet Bayer. „Wir sind dann gegangen, und nach vorsichtiger Hochrechnung kamen wir um 14 Uhr wieder.“ Tatsächlich dran kam das Ehepaar um 14.45 Uhr. Eine ähnliche Erfahrung machte eine WAZ-Leserin aus Butendorf. Sie hatte – ebenfalls am Dienstagmorgen – laut Wartemarke 32 Wartende vor sich, nach einer Stunde waren erst zwölf Bürger „bearbeitet“ worden.
Den Tipp des Mitarbeiters am Info-Schalter folgend, kam sie Mittwochfrüh vor Amtsbeginn erneut ins Neue Rathaus, wo schon fünf Bürger warteten. Trotz pünktlichen Beginns um 8 Uhr musste die Leserin immer länger als 20 Minuten warten. „Zu meinem Erstaunen waren nur zwei der sechs Beraterplätze besetzt“, berichtete die Butendorferin der WAZ.
Bürgerservice sieht anders aus
Bis zu drei Stunden Wartezeit vor den Türen des Bürgeramtes – das geht gar nicht. Der Unmut der Bürger ist zu verstehen, Service sieht wahrlich anders aus. Leider scheint einiges von dem, was sich dort staut, hausgemacht zu sein: Natürlich gibt es durch neue Meldeverfahren und mehr Asylbewerber zusätzliche Arbeit.
Das sind aber Dinge, die nicht vom Himmel fielen. Bürgerfreundlicher planen kann man ebenso den berechtigten Urlaub von Mitarbeitern. Auch bei Onlineterminvergaben, wie dies in Nachbarstädten oder beim Straßenverkehrsamt klappt, hinkt die Stadt hinterher. GM
Stadtpressesprecher Tim Deffte nennt mehrere Gründe für die schleppende Bearbeitung im Bürgeramt, die sich „temporär“ durch Urlaubs- und Krankheitsfälle im Amt verschärft habe. „Aktuell sind nur vier Sachbearbeiter im Dienst, davon einer am Info-Schalter und einer bei der Pass-Ausgabe.“ Grundsätzlich herrsche im Frühjahr mehr Betrieb, da viele Bürger ihre Pässe für Urlaubsreisen verlängerten. Außerdem beschere das neue Meldegesetz vom November 2015 dem Meldeamt Mehrarbeit.
Besonders in Anspruch genommen werde das Bürgeramt aber im Moment von anerkannten Asylbewerbern, die ihren Wohnort frei wählen dürfen. Viele zögen derzeit aus Ostdeutschland in die westlichen Bundesländer, auch ins Ruhrgebiet und nach Gladbeck. Zu den Sprachproblemen gebe es Abstimmungsbedarf mit anderen Behörden. „Das alles kostet Zeit.“
Abhilfe verspricht sich die Verwaltung künftig durch Online-Terminvereinbarungen. Deffte: „Das haben wir in Planung.“