Gladbeck. . Am Samstag fand das Casting zur neu geplanten Geiseldrama-Dokumentation in Gladbeck statt – was sagen die Gladbecker dazu?

Selten gab ein Ereignis so viel Anlass zur Diskussion: Das Gladbecker Geiseldrama von 1988 liegt schon mehr als ein Vierteljahrhundert zurück, beschäftigt aber immer noch die Menschen.

Der nun geplante TV-Zweiteiler (ARD/Ziegler Produktion) sorgt für neue Debatten. Am Samstag kamen auch zahlreiche Gladbecker zum Rollen-Casting; sie bewarben sich in der Stadtbücherei als Komparse oder Darsteller.

Ihre Meinung zum erneuten Aufgreifen eines der schlimmsten Gewaltverbrechen scheint klar. Sie befürworten die mediale Thematisierung. Aber nicht jeder teilt diese Meinung. Viele Gladbecker zeigen sich übersättigt von den Berichten und Dokumentationen über die Geiselnehmer Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner; sie möchten nicht, dass ihre Stadt weiterhin damit assoziiert wird.

„Es ist zwar Stoff für einen Film, dennoch halte ich nichts davon, das Thema erneut in Umlauf zu bringen“, sagt Katrin Stolletz. Die 37-Jährige ist der Ansicht, dass die Stadt häufig nur auf die Geiselnahme reduziert wird. „Ich glaube, alle sind diese negative Besetzung leid. Ich stehe mit meiner Meinung nicht alleine da. Es ist zwar kein Tabu, darüber zu reden, aber die Leute haben es satt.“ Eine TV-Umsetzung sei für Gladbeck nicht förderlich, sondern würde dem Ruf der Stadt schaden.

Ähnlich sieht es Marco Burian (32). „Man muss die Geschichte nicht nochmal aufwühlen. Bestimmt gibt es Gründe, die für eine Verfilmung sprechen, jedoch kann ich dem nichts abgewinnen.“

„Auf Beteiligte Rücksicht nehmen“

Man müsse vor allem auf die Gefühle der Betroffenen und Beteiligten achtgeben, was bei dieser Darstellungsform sehr schwierig sei. Gladbeck habe ja nicht viel, was die Stadt bundesweit ins Blickfeld rücke. Es gebe zwar einiges Positive – das Geiseldrama sei aber ein Negativbeispiel. „Es sollte nicht weiter beachtet werden.“

Annette Nüfer ist hingegen überzeugt, dass ein Film über die tragischen Ereignisse nichts Schlechtes hat. „Ich wurde zwar damals häufiger von Leuten, die nicht aus Gladbeck sind, auf Rösner und Degowski angesprochen, dennoch finde ich es nicht schlimm, darüber zu berichten.“

Man solle das Thema nicht unter den Tisch kehren, selbst wenn es einen wunden Punkt in der Stadtgeschichte darstelle, so Nüfer.

Uwe von der Weppen ist Leiter der Stadtbücherei, in der das Casting von der Agentur Eick aus Ennepetal ausgerichtet wurde: „Als Gladbecker finde ich es zwar nicht gut, dass das Geiseldrama erneut in den Medien erscheint, jedoch verstehe ich auch, warum das Thema aufgegriffen wird.“ Schließlich zähle es zu den einschneidendsten Ereignissen in Gladbeck.