Gladbeck. . Andreas Jelonnek, ein gebürtiger Gladbecker, will in 30 Tagen von Frankreich aus nach Santiago de Compostela wandern und 791 Kilometer zurücklegen.

Wenn Andreas Jelonnek am morgigen Freitag 50 Kerzen auf seiner Geburtstagstorte auspusten darf, sollten Geschenke wohlüberlegt sein. Die 50-teilige CD-Sammlung mit den schönsten Opern-Arien als Präsent für den semi-professionellen Bass-Bariton wäre zwar gut gemeint, aber von einer ordentlichen Packung Blasenpflaster hätte der gebürtige Gladbecker wahrscheinlich den größeren Nutzen. Denn vor Jelonnek, dem weit gereisten Regional-Manager, liegt eine lange Route, die alles andere als ein Spaziergang wird. Und diesen steinigen Weg will er mit möglichst leichtem Gepäck bewältigen. Seit mehr als 1000 Jahren wandern Pilger zum Grab des Apostels Jakobus im spanischen Santiago de Compostela. Shirley MacLaine und Paulo Coelho haben sich auf den Weg gemacht, ebenso Hape Kerkeling. Und Anfang kommender Woche will der dann 50-Jährige in die Fußstapfen seiner unzähligen Vorgänger treten.

Blick aufs Leben

Mit diesem Pilgergang auf dem Jakobsweg erfüllt sich der Katholik – seine Heimatgemeinde ist St. Josef – einen schon länger gehegten Wunsch. Er erzählt: „Ich wollte das immer schon machen.“ Jetzt schenkt er sich diese Wanderung in einem Sabbatjahr zum Geburtstag. „Das ist jetzt mein allererster Pilgerweg“, sagt er. 50 – das ist für viele Menschen nicht irgendeine x-beliebige Zahl, sondern bedeutet einen Einschnitt im Leben. Auch für Jelonnek, der inzwischen im Taunus lebt: „Ich will überlegen, was ich bisher im Leben erreicht habe, was ich beibehalten und was ich vielleicht ändern will.“ Den Jakobsweg beschreitet Jelonnek, um zu neuen Erkenntnissen über sich, Gott und die Welt zu kommen: „Was will ich mit meinem weiteren Leben anfangen?“ Vielleicht gelangt er ja an einen persönlichen Scheideweg.

Ein Auf und Ab

Er schraube seine Erwartungen nicht zu hoch: „Ich weiß gar nicht, ob ich bei dieser Wanderung überhaupt einen klaren Gedanken fassen kann.“ Wenn er so allein mit sich, der Natur und seinen Eindrücken ist . . .

Immerhin liegen 791 Kilometer vor ihm. Und nicht von ungefähr wird der Jakobsweg auch „Camino duro“, der „harte Weg“, genannt, da hat auch ein sportlicher, trainierter 2,07-Meter-Hüne großen Respekt. Für die Etappen vom französischen Saint-Jean-Pied-de-Port bis nach Santiago de Compostela hat er sich 30 Tage eingerechnet, wenn’s gut läuft. Plus vier als Puffer. Falls ihm mal die Puste ausgeht? „Ach, eigentlich ist für mich klar, dass ich es schaffe“, meint er zuversichtlich. Aber ebenso sicher wie das Amen in der Kirche ist ihm, dass es ein Auf und Ab – nicht nur geografisch, sondern ebenfalls emotional – geben kann. Doch wie Jelonnek vor einer Landkarte sitzt und Ratgeber studiert, da sprüht er nur so vor Energie und Tatendrang.

Land und Leute

„Ich werde den Weg wirklich zu Fuß zurücklegen“, betont er. Ohne Auto oder Fahrrad, um eventuelle Durststrecken zu überbrücken. Bei der ersten Etappen geht’s 15 Kilometer stramm bergauf, die längste Passage auf der Route ist 37,4 Kilometer lang. Besonders freut sich Jelonnek auf die Natur, Menschen und Begegnungen. Ach ja, und auf die Region Rioja. Den Wein aus dieser Gegend liebt Andreas Jelonnek, ist er doch „ein Riesen-Fan“ dieses göttlichen Tropfens. Und er stellt es sich „ganz toll“ vor, wenn man nach voll­endeter Pilgerschaft in die Kathe­drale kommt. Jelonnek meint: „Es geht nicht nur darum, den Pilgerweg hinter sich zu bringen, sondern Land und Leute kennen zu lernen.“ Seine Erfahrungen will er per Blog mit Familie und Freunden teilen. Die größte Angst: „Dass ich mich verlaufe!“

Auf großem Fuß

Einige Steine, die sich ihm in den Weg legen könnten, hat er bereits aus dem Weg geräumt. Bei einem Riesenbrocken hat ihm Adi Raible aus der „Sportstube“ geholfen: Der Fachmann verpasste dem angehenden Pilger spezielle Schuhe mit hohem Schaft. Denn in Größe 49 ½ ist nur schwer etwas zu finden. Während einer Schrothkur hat Jelonnek acht Kilo verloren – Gewicht, dass er nicht mitschleppen muss. Und auch der Inhalt seines Rucksacks will sorgfältig ausgewählt sein: „Maximal zehn Kilo.“ Jedes Pfund zuviel wäre Ballast auf seinem langen, strapaziösen Pilgerweg.