Gladbeck.

. Diese Woche herrschte auf dem Hof Im Winkel in Rentfort Hochbetrieb: Die erste Ernte des Jahres stand an, die Grasernte. Und die hatte es in sich. „Es ist die wichtigste Arbeit des Bauern im Jahr, denn das Gras ist der bedeutendste Teil im Futter unserer Kühe“, erläutert Landwirt Bernd Im Winkel. Fast 2000 Tonnen wurden eingebunkert!

Der 42-jährige Bauer ist total zufrieden: „Alles ist super gelaufen, es war ein Traumwetter für die Ernte!“ Sonne, geringe Luftfeuchtigkeit und vor allem der böige Wind sorgten für beste Bedingungen. Qualität und Quantität stimmen. Auf dem Acker stand das Gras mehr als 90 Zentimeter hoch. Zuletzt war es bei dem Frühsommerwetter pro Tag acht bis zehn Zentimeter gewachsen. „Das bedeutet jeden Tag eine Tonne Zuwachs pro Hektar.“ Wichtig sei, den richtigen Zeitpunkt für den Schnitt zu erwischen, „es muss kurz vorm Blühen sein“, erläutert der Landwirt. „Gehen die Rispen auf, sinkt sofort die Qualität, weil das der Pflanze Energie nimmt.“ Aber die sei nötig, weil das Gras als wichtigste Futterkomponente über die Milchleistung der Kuh entscheide.

In zwei Tagen war das Gras diesmal „drin“, dafür war Im Winkel mit seinem Helferteam und Lohnunternehmern viermal mit verschiedenem Gerät draußen. Im Winkel erntet Gras von 67 ha Fläche – 50 ha Acker- oder Feldgras, das eigens im vergangenen Jahr ausgesät wurde, und 17 ha Gras von Dauerwiesen. Am ersten Tag wird geschnitten, am nächsten zunächst mit dem acht Meter breiten Graswender das Grün gewendet und breit auf der gesamten Fläche zum Trocknen verteilt. Dann – wenn das Gras leicht angewelkt ist (was diesmal dank der Sonne sehr schnell ging!) – schiebt der ebenso acht Meter breite Schwader den Schnitt in 1,50 Meter breite Reihen zusammen.

Acht Meter breit ist der Schwader, mit dessen Hilfe das geschnittene Gras, das weit verteilt auf der Wiese liegt, bearbeitet wird.
Acht Meter breit ist der Schwader, mit dessen Hilfe das geschnittene Gras, das weit verteilt auf der Wiese liegt, bearbeitet wird. © Funke Foto Services

Schließlich wird das Gras, das dann eine Restfeuchtigkeit von 62 bis 65 Prozent hat, von einem Häcksler gesammelt, zerkleinert und auf den Hänger eines parallel fahrenden Treckers geblasen. Beim Zerkleinern versetzt der Häcksler das Grasgut fein dosiert mit Milchsäurebaktieren, die aufgesprüht werden und für den Silierprozess nötig sind. Auf dem Hof wird das gehäckselte Gras, erklärt Im Winkel, sofort in die Silomiete eingebracht und von einem Schlepper festgefahren und verdichtet. „Das ist ganz wichtig, denn der gesamte Sauerstoff muss aus dem Gras rausgedrückt werden.”

Bliebe Sauerstoff drin, könnten sich Schimmelpilze bilden oder Butter- und Essigbakterien entwickeln, was die Ernte unbrauchbar macht, denn sie würde faulen. Ist die Silage absolut sauerstofffrei, übernehmen die Milchsäurebakterien das Regiment und fördern den Gärungsprozess, mit dessen Hilfe das Gras konserviert wird. Nur dann können der Bauer und mit ihm die Kühe vom Futtervorrat über Monate zehren. Zum Abschluss muss die Miete luftdicht mit Folie abgedeckt werden.

Bauernlexikon

Bei der Silomiete handelt es sich um eine Art riesigen Schuhkarton: eine Art Betonwanne, die 45 Meter lang und 13 Meter breit ist, mit zwei Meter hohen Wänden an drei Seiten. In ihnen wird das Gras als Kuhfutter eingelagert und konserviert. Die Beton-Silomiete kann mit dem Schlepper befahren werden, daher heißt sie auch Fahrsiloanlage.

Früher wurden die Silomieten auch auf den Äckern angelegt und Feldmieten genannt. Das ist aber nicht mehr erlaubt wegen möglicher Grassäfte, die austreten und unkontrolliert ins Erdreich eindringen könnten. Die Fahrsiloanlage verfügt über ein Gefälle im Boden, so dass Grassäfte ablaufen können und in einer Grube aufgefangen und geklärt werden.

Bei einer Restfeuchte des geernteten Grases von 62 bis 65 Prozent dürfte Grassaft allerdings nicht mehr austreten. Das passiert erst bei einer Restfeuchtigkeit von mehr als 70 Prozent.

Pro Hektar Feld- oder Ackergras holte Im Winkel 25 Tonnen Grasschnitt ein. Die 50 Hektar, auf denen das Gras wuchs, werden jetzt gepflügt und Mais ausgebracht. Im weiteren Verlauf des Sommers erntet der Rentforter Landwirt noch viermal Gras von seinen 17 Hektar Dauerwiesen – jedesmal zehn bis zwölf Tonnen pro Hektar.

Übrigens wird im Sommer und Herbst bereits die Grundlage für die nächste große Ernte im kommenden Mai gelegt: Auf knapp 20 Hektar der abgeernteten Gerstefelder wird Ende Juli, auf den 30 Hektar der abgeernteten Maisfeldern im November erneut Gras ausgesät. Das auf den einstigen Gerstefeldern kann Ende Septemer/Anfang Oktober sogar schon ein erstes Mal geschnitten werden, aber nur mit kleinem Ertrag (Viertel der Maiernte). Die große Grasernte folgt erst wieder in der nächsten Saison...

Landwirt: Hundekot in Wiesen macht Kühe krank

Bauer Bernd Im Winkel macht beim Thema Grasschnitt auf ein Problem aufmerksam, das die Landwirte in letzter Zeit mehr und mehr aufschreckt: Hundekot, der sich auf den bäuerlichen Wiesen befindet, kann fatale Folgen fürs Rindvieh haben. Im schlimmsten Fall kann das tödlich enden für die Kühe.

Hundehaufen im Gras gelangen beim Grasschnitt mit in die Silage und somit in die Nahrung der Kühe. Das Problem dabei: Im Hundekot, so Im Winkel, befinden sich Bakterien und Parasiten, die folgenschwere Schäden hervorrufen können. Etwa der Parasit Nesospora caninum, von dem viele Hunde befallen sind, kann bei Kühen zu Fehlgeburten führen.

Die Kuh selber wird in diesem Fall nicht krank, aber das Kalb, das sie austrägt, wird infiziert. Im Winkel hat zuletzt seine Kühe testen lassen – 30 Prozent waren infiziert. Bis zu zwölf Kälber verliert er so pro Jahr. Den wirtschaftlichen Schaden beziffert er auf bis zu 5000 Euro jährlich. Eine Fehlgeburt bedeutet für die Kuh das Todesurteil, da sie keine Milch produziert.

Daher der Appell an die Hundehalter: „Nicht die Hunde auf die Wiesen lassen.“ Und wenn der Hund doch mal sein Geschäft auf der Wiese verrichtet: „Bitte den Kot einsammeln.“