Gladbeck. . Der ehemalige Schalke-Profi Schipper arbeitet seit Jahren als Physiotherapeut mit eigener Praxis im Hallenbad. Er ist überzeugt: Sport braucht jeder!
Die lange, erfolgreiche Karriere als Schalker Knappe auf dem Fußballplatz liegt schon länger zurück.
Der Verteidiger Mathias Schipper machte damals den Stürmern das Leben schwer, war bis 2015 aktiv in der Vorstandsarbeit der Traditionself. Heute arbeitet der 58-jährige als Physiotherapeut, führt als Chef die Praxis „Gesundheit und Sport“ mit 18 Mitarbeitern im Hallenbad.
Über die Themen Sport und Fitness sprach er mit Gerhard Römhild.
Weckte Ihre lange Fußballkarriere das Medizinische in Ihnen?
So war es. Ich habe mich als Fußballspieler immer gefragt: Was machen die mit mir? Schließlich hatten wir jeden Tag Kontakt zu Masseuren. Auch eine ärztliche Betreuung war gefragt. Also unterhielt ich mich oft und lange mit unserem Sportmediziner. So hat sich mein spezielles Interesse herauskristallisiert. Mit 26 Jahren habe ich mich gefragt: Was mache ich nach meiner aktiven Zeit? Für ein Arzt-Studium war es zu spät, Masseur wollte ich nicht, aber die Physiotherapie hatte Zukunft. Ich habe dann schnell gemerkt, das ist mein Ding. Mit 29 Jahren habe ich entschieden, es zu tun.
Das königsblaue Trikot tragen Sie nicht mehr auf dem Spielfeld. Machen die Knochen nicht mehr mit?
Richtig. Seit vier Jahren spiele ich gar nicht mehr. Knie und Sprunggelenke sind zu stark lädiert. Das geht nicht mehr. Ich muss mich sogar Ende des Jahres operieren lassen, ein neues Kniegelenk ist fällig. Bei Schalke bin ich nun auf andere Weise aktiv. Seit zweieinhalb Jahren bin ich offizieller Repräsentant des Vereins. Im Herzen bleibt man natürlich ein Leben lang Schalker.
Wie halten Sie sich heute fit?
Leider bleibt mir nur das Radfahren, aber natürlich bewege ich mich. Gerne geht es über einen vernünftigen Boden im Wald, und ein bisschen Krafttraining mache ich für den Rücken. Aber es ist unabdingbar: Man muss sich fit halten. Es gilt: bewegen, bewegen, bewegen – egal wie.
Was antworte ich dem Sportmuffel, der ruft: Sport ist Mord!?
Ganz einfach, das ist nicht in Ordnung, das möchte ich so nicht stehen lassen. Sport – und damit meine ich ganz allgemein Bewegung – brauchen wir alle. Das ist genauso wichtig wie vernünftige Ernährung und geistige Auseinandersetzung oder eine Aufgabe zu haben. Man sollte also besser sagen: Kein Sport, das ist Mord.
Welche Vorteile habe ich denn, wenn ich Sport treibe?
Es geht einem vom Gefühl her dann viel besser. Man ist viel ausgeglichener. Aber auch die messbaren Werte ändern sich, werden besser als bei denen, die keinen Sport treiben. Regelmäßiges Training verspricht mehr Ausgeglichenheit. Der Sport beeinflusst alles positiv. Auch die sozialen Kontakte, die mir der Sport bietet – die wenigsten sind ja als Einzelkämpfer unterwegs –, sind ja wichtig. Und so wird auch die soziale Kompetenz gefördert.
Kann Sport das Altern verhindern?
Nein, nicht das Altern, aber das Älterwerden wird leichter. Also ich möchte gerne 100 Jahre alt werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass es durch Sport klappt, ist groß. Überhaupt sollte man das Altern nicht mit Zahlen gleichsetzen. Da werde ich verrückt, wenn ich das höre. Und noch etwas, was den Sport attraktiv macht: Leute aus der Sportfamilie haben mit 70 oder 80 Jahren noch einen ganz anderen Körper als Nicht-Sportler.
Sport treiben und Spaß haben, geht das überhaupt?
Auf jeden Fall. Das eine bedingt das andere. Sport bringt Spaß, man erlebt sehr viel. Selbst schlechtes Wetter verliert seinen Schrecken. Es interessiert einen dann einfach nicht. Durch den Sport habe ich dazu eine völlig andere Einstellung bekommen.
Nach jahrelangem Sesselsitzen sofort wie ein ICE durchstarten?
Das wäre fatal. Man sollte unbedingt langsam wieder einsteigen. Wenn es geht, sollte dies unter ärztlicher Anleitung geschehen. Der Körper muss langsam an Leistungen herangeführt werden. Ansonsten schädige ich meine Systeme, tue dem Körper nichts Gutes. Ein typisches Beispiel ist oft im Frühjahr zu sehen. Da rennen sie drauf los, und nach 500 Metern plagen die Seitenstiche. Besser ist es, zunächst mal zu gehen und danach mit dem Joggen zu beginnen. Ganz wichtig sind auch die Pausen – und zwar von einem auf den anderen Tag.
Es geht also auch um Steigerung?
Ja. Aufgrund der Reize, die ich mit jedem Training setze, passen sich Körper-Strukturen an und erhöhen die Leistungsfähigkeit. Kleine Schritte sind gefragt, nach und nach können dann die Anforderungen steigen. Gerade nach Operationen geht es ums langsame Heranführen, sonst erfahren gerade erholte Strukturen Belastungsspitzen und es droht ein Rückschlag.
Was mache ich denn mit dem berüchtigten inneren Schweinehund?
Nun, den fange ich durch Kennenlernen am besten ein, indem ich mich auf Sport einlasse und Ausdauer zeige. Die Chancen, ihn zu überwinden, sind mehr als gut. 80 Prozent, die sich darauf einlassen, werden erfahren, wie schön es ist, sich zu bewegen. Noch etwas verrate ich Ihnen: Wenn man vom Sport kaputt ist, geduscht hat und dann rauskommt – das ist das Geilste. Man fühlt sich richtig gut.