Gladbeck. . Pfarreiarchivarin Dr. Elke Dißelbeck-Tewes hütet Zeugnisse der katholischen Vergangenheit in Gladbeck. Unzählige Kartons sind gefüllt mit Material.

Auf verschlungenen Wegen gelangt der Besucher zum Arbeitsplatz von Elke Dißelbeck-Tewes. Fast schon könnte man diesen Gang symbolisch betrachten, drehen sich doch die Aufgaben der promovierten Philologin um Lokalhistorie mit all ihren Wendungen, Aufs und Abs.

Mit der Kirche verbunden

Hier im Keller des katholischen Stadthauses ruht das Gedächtnis von St. Lamberti und den Pfarreien vor Ort. „Mehr noch“, sagt Dr. Elke Dißelbeck-Tewes, „wir können hier anhand der Dokumente und Unterlagen nicht nur die Geschichte der katholischen Kirche, sondern auch die der Stadt Gladbeck nachvollziehen.“ Denn schließlich habe früher einmal die Gemeinde St. Lamberti den Mittelpunkt der Gesellschaft dargestellt – nicht nur geografisch betrachtet. „Jeder war irgendwie mit der katholischen Kirche verbunden“, erläutert die Hüterin dieser Zeugnisse im Pfarreiarchiv. Protestanten seien lange Zeit auf Gladbecker Boden sehr, sehr rar gewesen. Die Pfarrei-Archivarin hat rasch ein statistisches Zahlenbeispiel zur Hand. Anno 1830 standen 2488 Katholiken gerade einmal zwei Protestanten gegenüber.

Einzigartige Stelle

Genau so selten wie einst diese Glaubensangehörigen dürfte der Posten von Elke Dißelbeck-Tewes sein. Sie sagt selbst: „Meine Stelle als Pfarreiarchivarin ist sehr außergewöhnlich und einzigartig. Hier hat es sie aber immer gegeben.“

Im Jahre 2002 übernahm die frühere wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Ruhr-Universität Bochum als Honorarkraft die Aufgabe, gemeindeeigene Unterlagen zu einem gemeinsamen Archiv zusammenzuführen. Dafür bildete sie sich entsprechend fort, schließlich reicht es nicht, Namenslisten & Co. in Ordnern abzuheften (ohne Büroklammern, die können nämlich rosten!). Da gilt es unter anderem, Aufbewahrungsfristen zu beachten.

Vergangenheit auf Papier

Dißelbeck-Tewes sichtet, sortiert, sammelt, konserviert: Tauf- und Sterberegister, Niederschriften, Gottesdienst-Ordnungen, Baupläne. – „eben alles, was anfällt“. Und es gibt stetig Nachschub. „Eine Pfarrei ist auch verpflichtet, Tagebücher zu führen“, ergänzt die Expertin. Regal um Regal, Karton um Karton ist gefüllt mit Papier gewordener Vergangenheit. Das abgeschlossene Kapitel „St. Elisabeth“ füllt knapp 20 Pappkisten. Das Wichtigste aus St. Johannes steckt in 16 stabilen Behältnissen. Die Archivarin, die Alte Geschichte und Philosophie mit dem Schwerpunkt Religionsphilosophie studiert hat, räumt ein: „Ich leide hier unter Platzmangel.“

Weltatlas von 1693

Das Gros machen nach ihrer Einschätzung Rechnungen aus. Die jüngeren Datums findet die Archivarin nicht so spannend. Vielmehr fesselt sie das historische, älteste Material. Das Prunkstück ist ein Weltatlas von 1693 mit teilweise farbigen Karten: Mit Argusaugen erspäht der Betrachter auf einem doppelseitigen Plan Örtchen wie Attendorn und Dorsten. Sieben Zentimeter dick ist die „Lederschwarte“. Eine Original-Pergamenturkunde von 1437 mit zwei gut erhaltenen Siegeln dokumentiert den Verkauf des Gutes Zweckel. In gestochen scharfer Schrift sind in Büchern mal in lateinischer Sprache, mal in altertümlichem Deutsch Personalien und Daten für die Ewigkeit festgehalten.