Freitagnachmittag, kurz nach drei. Nach und nach trudeln die Mitarbeiter des Kommunalen Kinos im Kinovorraum im Untergeschoss der Stadtbücherei ein. In knapp einer Stunde wird ein Kinderfilm gezeigt, ein monatliches Angebot. Und jeden Freitag während der Spielzeit, die von September bis Juni dauert, wird abends ein Kinofilm für Erwachsene vorgeführt. Das Koki ist ein Nachspielkino. Das bedeutet, dass hier Filme erst dann gezeigt werden, wenn sie aus den großen Kinos verschwunden sind. Dann aber zu günstigen, auch taschengeldfreundlichen Preisen.
Eine halbe Stunde vor Filmbeginn ist Einlass. „Manchmal stehen richtig lange Schlangen vor der Kasse“, erzählt Filmvorführer Marcel Langweg (32). Vielen Gladbeckern gefallen die Streifen mit Til Schweiger, aber auch französische Komödien laufen gut.
Bunter Film-Mix
Aber wer entscheidet, welche Filme gezeigt werden? Eine der wichtigsten Personen ist dazu Karin Hornig-Bilo. Die 59-Jährige ist als Fachbereichsleiterin zuständig für das Kommunale Kino. „Unsere regelmäßigen Besucher lieben auch anspruchsvolle Filme“, sagt sie. Es sei einfach wichtig, einen bunten Filmmix für eine Spielzeit zu erstellen. Sie beobachtet, was in ‘großen’ Kinos läuft und gut ankommt. „Ich bekomme aber auch Hinweise von unseren Filmvorführern“, erklärt sie. Auch Publikumswünsche würden gern berücksichtigt.
„Wenn mir ein Film gefällt, muss ich zunächst beim Verleiher um Erlaubnis bitten“, erklärt Karin Hornig-Bilo. Die großen Verleiher sind zum Beispiel Walt Disney, Warner Bros. oder 20th Century Fox. Für eine öffentliche Darbietung eines Films verlangen die Verleiher eine Gebühr, die das Kommunale Kino zunächst bezahlen muss. Oft ist die Basis-Verleihgebühr unabhängig von der Anzahl der Kinobesucher. „Kommen nur fünf Leute, müssen wir die selbe Gebühr zahlen wie wenn 30 Leute kommen“, erläutert Karin Hornig-Bilo. Das führe dazu, dass manche Filme zu teuer seien und nicht gezeigt werden könnten.
Ein weiteres Hindernis bei der Filmauswahl ist die Abspieltechnik. Das Kommunale Kino verfügt über zwei Apparate, die Filmrollen abspielen können. „Die Filmrolle wird seit 2014 allerdings nicht mehr hergestellt“, erklärt Filmvorführer Marcel Langweg betrübt. Ihm gefiel die Arbeit damals deutlich besser, denn es war eine größere Herausforderung, den Kinofilm für die Zuschauer fehlerfrei ablaufen zu lassen. „Dadurch ist der Romantik des Filmvorführers unendlich viel verloren gegangen“, findet Marcel Langweg.
Vom Film zur Blu-ray
In den letzten Jahren stellten die Kinos weltweit auf digitale Abspieltechnik um. Umrüsten bedeutete immense Kosten im fünfstelligen Bereich für die Kinos, die kleinsten konnten den Aufwand nicht leisten.
„Für uns hieß es dann: Kommunales Kino schließen oder, weil digitale Abspieltechnik zu teuer für uns war, auf Blu-ray-Filme umsteigen“, erinnert sich Karin Hornig-Bilo, „Schließen kam für uns allerdings nie in Frage.“ - Heute kauft sie also Filme auf Blu-ray im Onlinehandel.
Inzwischen ist der Vorraum fertig eingerichtet. Kinoplakate kündigen die Filme der nächsten Wochen an, auf einem Tisch liegen Flyer, daneben stehen Snacks und Getränkeflaschen. „Für die Kindervorstellungen stellen wir immer einen großen Minion-Aufsteller hin“, erklärt Marcel Langweg. Den holen sie alle vier Wochen aus dem Abspielraum. Dieser Raum befindet sich hinter der letzten Sitzreihe des Kinos. Durch ein kleines Fenster mit Vorhang können die Filmvorführer so in den Saal schauen und Film, Licht und Vorhänge dann per Knopfdruck steuern.
Der durchschnittliche Koki-Besucher ist zwischen 40 und 50 Jahren alt, schätzen Karin Hornig-Bilo und Marcel Langweg. „Die sind nicht im Popcorn-Alter“, sagt die VHS-Fachbereichsleiterin lächelnd. Deswegen, und auch, weil Popcornreste aufwändig zu entfernen sind, gibt es das im KoKi nicht. Stattdessen werden Schokoriegel, Chips, Weingummi und Getränke angeboten.