Gladbeck. . Seniorenbeirat sorgt für einen Anreiz, damit ältere Gladbecker ihren Führerschein endgültig gegen ein Busticket der Vestischen eintauschen. Sozialausschuss lobt das Projekt.
Voll des Lobes ist die Politik über das Projekt „Freiwillige Führerscheinabgabe gegen Busticket“, das der Seniorenbeirat angestoßen hat. Es richtet sich an Menschen, die sich am Steuer beim Autofahren nicht mehr sicher fühlen. György Angel (SPD) im Sozialausschuss, wo die Initiatoren Friedhelm Horbach und Hans Nimphius das Vorhaben schilderten: „Das wird von den Bürgern angenommen.“ Und Dietmar Drosdzol (CDU): „Sehr gute Idee, weiter so.“
Los geht es in Zusammenarbeit mit der Vestischen am 1. Juni (Aktionszeitraum bis 31. Mai 2017). Dann können ältere Autofahrer ihren Führerschein gegen ein Busticket tauschen, das für freie Fahrt in Gladbeck, Bottrop, Kirchhellen sorgt. Ein Anreiz, denn kostenfrei gültig ist es für drei Monate. Wer danach ein kostenpflichtiges Jahresabo abschließt, erhält zudem drei kostenfreie Zusatzmonate.
Keine Altersgrenze vorgesehen
Selbstverständlich sei die Abgabe freiwillig, betont Hans Nimphius. Er findet es gut, dass es in Deutschland keine gesetzliche Altersgrenze für Autofahrer gibt. Der Prozess des Alterns verlaufe individuell, die Fahreignung könne an kein bestimmtes Alter fest gemacht werden. Klar sei aber auch, dass der Fahrer eines Fahrzeugs geistig und körperlich leistungsfähig sein müsse. Letztlich sei es in den meisten Fällen die Familie, die als Angehörige als erstes sehen, wenn sich bei Opa oder Oma allmählich Beeinträchtigungen einschleichen.
Ein Beispiel nannte Ulrich Hauska, Abteilungsleiter „Senioren und Gesundheit“ bei der Stadt: Ein älterer Herrn wollte die Enkelin von der Lambertischule mit dem Auto abholen, und nahm die Abkürzung durch den Schürenkamptunnel, weil die Poller entfernt waren. „Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn er bei viel Betrieb dort durchgefahren wäre.“
Genau diesen Fällen soll die freiwillige Führerscheinabgabe vorgreifen, die aber auch eine endgültige ist. Eine Umfrage auf der letztjährigen Seniorenmesse habe gezeigt, „dass es hierzu keine Vorurteile im Hinblick auf Altersdiskriminierung gibt“, so Nimphius.
Der Erfolg in anderen Kommunen macht dem Seniorenbeirat Mut. Bonn verzeichnet jährlich 250 Abgaben, berichtete Horbach. In Lingen, dort gibt es eine Altersgrenze ab 80 Jahren, waren es 100 in zwei Jahren. In Rheine, Altersgrenze ab 60 Jahren, waren es im gleichen Zeitraum 300. Für das Gladbecker Projekt ist hingegen keine Altersbeschränkung vorgesehen. Im Kreis jedenfalls wird das Gladbecker Projekt bereits genau beobachtet – zwecks Nachahmung, hat Nimphius erfahren: „Andere Seniorenbeiräte sehen uns als Pilotprojekt.“
Einfaches Abgabeverfahren
Das Verfahren der Abgabe ist einfach. Der Führerschein wird beim Bürgerbüro abgegeben und entwertet, kann als Erinnerungsstück mitgenommen werden. Gleichzeitig wird ein Fragebogen ausgefüllt und bei der Vestischen am Oberhof das Ticket beantragt. Natürlich hofft das Nahverkehrsunternehmen auch aus Kostengründen auf Zulauf. Nimphius: „Wenn 20 Prozent der Bürger, die ihren Führerschein abgegeben haben, ein Ticket kaufen, dann rechnet es sich.“