Gladbeck. Mit dem geplanten Abriss des Karstadt-/Hertie-Hauses wird die Geschichte der Kaufhäuser aus der Gladbecker Lokalhistorie getilgt. Althoff kam 1897.

Wenn in diesem Jahr das Karstadt-Gebäude im Zuge einer endlich gefunden Nachfolgelösung abgerissen wird, geht eine lange, 120 Jahre währende Kaufhaus-Tradition in Gladbeck zu Ende. Auch wenn die letzten zehn Jahre eher vom Niedergang geprägt waren, so gibt es doch auch in Gladbeck viele Erinnerungen an die Kaufhauskönige Althoff, Karstadt und Hertie.

Die Warenhaus-Geschichte begann 1897, als Kaufhaus-Pionier Theodor Althoff auch in dem aufstrebenden Bergbauörtchen Gladbeck den Kaufhaus- und Selbstbedienungsrausch auslöste. An der Hochstraße 57 (heute Cura-Seniorenzentrum) eröffnete er ein erstes, noch bescheidenes Kaufhaus. Es war zunächst ein Zweiggeschäft seines „Einkaufs-Vereins deutscher Kurzwaren-Geschäfte“, mit dem er den Kunden durch Zentraleinkauf niedrige und stabile Preise garantierte.

Der Verkauf übertraf schnell alle Erwartungen, heißt es, so dass man sich alsbald mit Neubauplänen befasste. 1908 kaufte Althoff das Grundstück Hochstraße 23 (heute Mayersche Buchhandlung), begann mit dem Bau eines Wohn- und Geschäftshauses, das 1910 eröffnete. Auf 1200 qm Verkaufsfläche kümmerten sich 50 Mitarbeiter um die Kundschaft. Viele Jahre wurde das Haus von dem jüdischen Ehepaar Adolf und Pauline Oppenheimer geführt, die später dem Holocaust zum Opfer fielen. 1918 wurde das Kaufhaus um das Nachbarhaus Hochstraße 25 erweitert – die Geschäfte florierten. 1920 kam es zur Fusion mit der Karstadt AG, die Althoff-Häuser behielten aber den alten Namen.

Im 2. Weltkrieg wurde das Haus Nr. 23 durch Bomben zerstört, das Nachbargebäude schwer beschädigt. Es wurde notdürftig repariert, so dass Althoff im Oktober ‘46 wieder eine kleine Verkaufs- und Tauschstelle eröffnete. Nach einer provisorischen Reparatur auch im ersten Obergeschoss verfügte man 1949 über bescheidene 205 qm Verkaufsfläche. Doch die Zukunft lag andernorts in der Innenstadt.

Gladbeck war sogar Firmen-Zentrale

Das Gladbecker Kaufhaus war zum Schluss sogar zweimal Konzernzentrale: Zunächst wurden von Gladbeck aus 74 kleinere Karstadt-Häuser als „Karstadt kompakt GmbH“ geführt.

Ab 2007 (aus Karstadt kompakt war Hertie geworden) war dann auch die Hertie-Zentrale in Gladbeck ansässig. 2008 zog sie nach Essen-Kettwig um.

1950 erwarb das Unternehmen das Grundstück Hochstraße 10 von der Stadt, eine Grünanlage, die im Volksmund „Stielmuspark“ hieß. Im Februar 1950 gab’s die Baugenehmigung zum Bau eines neuen Kaufhauses hier am Eingang zur Hochstraße. Zunächst wurde bis 1951 ein Flachbau mit einem Obergeschoss errichtet (zusammen 1650 qm Verkaufsfläche). Schon 1954 erfolgte die Aufstockung um zwei weitere Obergeschosse (Verdoppelung der Verkaufsfläche). 1961 kam eine Erweiterung nach hinten dazu (u.a. mit der Lebenmittelabteilung). 1963 wurde aus Althoff Karstadt.

Die Verkaufsfläche betrug da 4700 qm, in den besten Jahren arbeiteten bis zu 500 Mitarbeiter im Gladbecker Karstadt-Haus. Später wuchs die Fläche durch Umstrukturierung im Innern (u.a. Wegfall Schaufenster) auf 5300 qm. 1981 kam das Parkhaus dazu.

Nach der Jahrtausendwende gerieten Kaufhäuser immer mehr in die Krise – auch Karstadt und die Filiale Gladbeck, die 2004 in die Firma „Karstadt kompakt“ überging. Ab März 2007 firmierte das Haus unter dem Namen Hertie, bevor es – nur noch mit 40 Mitarbeitern – im August 2009 schloss. Es folgten 2010 das „Gladbecker Kaufhaus“ und K&K Outlet. Seit 2012 ist das Kaufhaus geschlossen.