Gladbeck. . Beim Angriff auf die Gladbeckerin (34) biss ihr Hund die Angreifer. Opfer leidet noch heute unter Erlebnis. Gericht: Im Zweifel für den Angeklagten.

Dieser Fall einer versuchten Vergewaltigung hat im vergangenen Herbst Aufsehen erregt: Eine Frau (34) war beim Spaziergang mit ihren Hunden im kleinen Park an der Landstraße von zwei Männern überfallen worden. Nur dank ihrer Schäferhündin Briska, die einen der Männer angriff, konnte sie einer Vergewaltigung entgehen. Jetzt stand einer der mutmaßlichen Täter vor dem Essener Landgericht, wurde aber aus Mangel an Beweisen frei gesprochen.

Angeklagter reißt jubelnd die Arme in die Luft

Das Urteil schafft Emotionen: Jubelnd reißt der Angeklagte, ein Osteuropäer (24) ohne festen Wohnsitz, die Arme in die Luft. Er hatte die Tat bestritten, im Prozess aber ansonsten geschwiegen. „Es bleiben zu viele Zweifel“, begründet das Gericht den Freispruch. Staatsanwältin Dr. Sonja Hüppe sah das anders. Sie hatte fünf Jahre Haft beantragt.

Das Opfer schluchzt scheinbar untröstlich. Sie hat „hundertprozentig sicher“ im Angeklagten den Mann erkannt, der sie am Abend des 18. September 2015 gemeinsam mit einem Mittäter mit einem Messer bedroht und versucht hatte, ihre Hose zu öffnen.

Phantombild veröffentlicht

Zuvor hatte einer der Angreifer dem zehn Wochen alten Australian Shepherd einen Tritt versetzt, so dass er meterweit durch die Luft flog. Ein Schrei alarmiert die frei laufende Schäferhündin, sie schießt aus dem Gebüsch, stürzt sich auf einen der Männer und beißt ihn in den Oberarm. Damit hat die Hündin ihre Besitzerin wohl vor einer Vergewaltigung bewahrt.

Die 34-Jährige kann fliehen. Die Männer ebenfalls. Dem Täter, der vor ihr hockte, um die Hose zu öffnen, schaute sie damals kurz ins Gesicht. An die Kleidung und vor allem an Augen und Nase des Mannes und an seinen „flusigen“ Bart kann sich die Optikerin gut erinnern. Nach ihren Angaben wurde damals ein Phantombild erstellt und veröffentlicht. Das führte jedoch nicht zur Verhaftung des Angeklagten. Erst durch Zufall konnte man ihn fassen. Der Freund des Opfers entdeckte den mutmaßlichen Täter auf der Straße, hielt ihn fest, fotografierte ihn und schickte das Bild der 34-Jährigen. Die war sicher: Das ist der Täter. Sie benachrichtigte die Polizei, die den Mann an Ort und Stelle festnahm.

Panikattacken

Die junge Frau leidet noch sehr unter den Folgen des Überfalls. Belastend bis heute: „Dieser ekelhafte, widerliche Geruch, der von den Männern ausging.“ Er kann Panikattacken bei ihr auslösen. „Ihr Zustand ist noch viel schlimmer, als sie selbst es schildert“, sagt ihr Freund (38) als Zeuge. Die junge Frau hat jetzt eine Therapie begonnen, um den traumatisierenden Überfall zu verarbeiten.