Gladbeck. . Seit 2009 gibt es einen Aufzug zu den Gleisen am Bahnhof West. Jetzt ist er mal wieder defekt und die Fahrgäste müssen die Treppe benutzen.
Der Aufzug am Bahnhof West funktioniert mal wieder nicht. „Und das jetzt schon seit Wochen“, schimpft Rita Wersien. Die 71-Jährige und ihr fünf Jahre älterer Mann Werner fahren regelmäßig mit dem Zug, „nach Essen, nach Münster oder nach Bonn. Das Auto benutzen wir nur noch für kurze Strecken, wenn wir größere Mengen einkaufen wollen zum Beispiel.“
Rita Wersien ist selber zu 100 Prozent schwerbehindert. Trotzdem muss sie mit ihrem Mann, der am Rollator geht, jetzt schon seit Wochen die Treppe am Bahnhof West „mühsam rauf und runter asten“. Rollstuhlfahrer und Mütter mit Kinderwagen hätten überhaupt keine Chance, zum Gleis zu kommen.
Gerhard Rümmler fährt einmal pro Woche vom Bahnhof West nach Duisburg. Der 61-jährige Eisenbahner geht am Stock und quält sich gerade die Treppe vom Bahnsteig nach oben. „Gut, dass ein Arbeiter wenigsten gerade den Rollsplitt von den Stufen gespritzt hat, der dort noch lag, seit es zum letzten Mal gefroren hat“, sagt er sarkastisch. „Bis heute war es für Gehbehinderte noch gefährlicher, die Treppen zu benutzen.“
Der Aufzug am Bahnhof West – das ist eine schier unendliche Geschichte. Jahrelang hat vor allem der Seniorenbeirat um den barrierefreien Zugang zu den Gleisen gekämpft, hat 9000 Unterschriften für sein Anliegen gesammelt und sogar vor dem Gebäude der Deutschen Bahn in Düsseldorf protestiert. Jetzt ist der Aufzug sieben Jahre in Betrieb, und seitdem gibt es immer wieder Beschwerden, weil er wieder einmal steht.
Dieses Mal dauert der Ausfall besonders lange. Der Lift ist seit dem 29. Januar außer Betrieb, teilt ein Bahnsprecher auf WAZ-Anfrage mit. Wann er sich wieder in Bewegung setzen lässt, sei noch nicht klar. Im Aufzug sind Bleche für die Gleitelemente defekt. Die Herstellerfirma habe die Ersatzteile nicht auf Lager, sie müssten eigens angefertigt werden, erklärt der Bahnsprecher. „Das kann schon mal sechs Wochen dauern“, weiß er aus Erfahrung. Jetzt stehe der Liefertermin fest und der Reparaturauftrag könne erteilt werden.
Zwölf Störungen in zwei Jahren
Ungewöhnlich sei die Zahl der Störungen übrigens nicht. Der Bahnsprecher hat recherchiert und herausgefunden: „In der Zeit vom 21. Mai 2014 bis heute ist dieser Aufzug zwölf Mal ausgefallen. Gemessen an der Nutzungshäufigkeit sind bis zu 20 Störungsfälle in einem Zeitraum von fast zwei Jahren nicht viel.“
Die aktuelle Störung sei allerdings die bislang längste, nach einer dreiwöchigen Betriebsunterbrechung im April 2015. Obwohl die Deutsche Bahn die lange Zeit nicht zu verantworten habe, bedauere man selbstverständlich die Unannehmlichkeiten für die Fahrgäste, betont der Bahnsprecher. „Wir können nur um Entschuldigung und Verständnis bitten.“