Gladbeck. . Viele nennen Rosanna Fabbro „Frau Cortina“. Seit 1995 betreibt sie mit ihrem Mann Marcello das Eiscafé an der Horster Straße.

Sie hat im Laufe der vergangenen Jahrzehnte mehr deutsche Städte kennengelernt als viele, die in Deutschland geboren wurden. Richtig heimisch geworden ist Rosanna Fabbro aber erst in Gladbeck. Und hier wollen sie und ihr Mann Marcello bleiben, auch als Ruheständler. Aber bis dahin, so hofft die 62-Jährige, können sie noch ein paar Jahre ihre Gäste im Eiscafé Cortina bedienen.

Rosanna Fabbro stammt aus Pordenone im italienischen Friaul. Als junges Mädchen lernte sie Marcello kennen. Als sie heirateten, war er knapp 19, Rosanna gerade mal 16 Jahre alt. Marcello, selbstständiger Anstreicher, musste zum Militär, und als er zurückkam, reichten die Aufträge nicht mehr aus, um die in der Zwischenzeit um die Söhne Alberto und Lucha gewachsene Familie zu ernähren.

Da kam das Angebot einer Cousine gerade recht: Sie betrieb eine Eisdiele in Wesel und suchte für die Sommersaison Personal. Rosanna und Marcello überlegten nicht lange: Ein paar Wochen nach dem Gespräch fuhr er mit dem Eiswagen durch Wesel, sie bediente die Gäste im Eiscafé. Schon damals – 1974 war das – fühlte sich die 19-jährige Rosanna Fabbro wohl in Deutschland: „Hier war alles moderner als zu Hause und viel sauberer, und auch die Mentalität der Menschen gefiel mir.“ Kein Wunder also, dass das junge Paar in der folgenden Saison wiederkam.

Seinerzeit war es gang und gäbe, dass Landsleute, die in Deutschland Eiscafés betrieben, in ihrer italienischen Heimat nach Saisonkräften suchten. Und so landeten Rosanna und Marcello ein Jahr später in Kaufbeuren, wo „ein netter Mann, der immer an der Theke stand, mir besser Deutsch beigebracht hat“, danach in Bochum und in Gummersbach, immer als Saisonkräfte. Die Wintermonate verbrachten sie zu Hause.

Marcello war längst in die Geheimnisse der Eisherstellung eingeweiht, Rosanna zauberte phantasievolle Eisbecher und hatte sich zur perfekten Serviererin gemausert. „Warum macht ihr euch nicht auch selbstständig?“, fragte sie deshalb eines Tages der Chef. Ein bisschen Bedenkzeit brauchten die beiden schon. Aber dann nahmen Rosanna und Marcello ihren Mut zusammen und das gesparte Geld in die Hand und eröffneten in Frankfurt das erste eigene Eiscafé.

In Trier Fremde geblieben

Der Start war nicht leicht. Plötzlich gehörten auch Buchführung und der Umgang mit Versicherungen, Banken und Behörden zum Tagesgeschäft. Und das Eiscafé in einem Einkaufszentrum musste das ganze Jahr über geöffnet bleiben. „Wir konnten nie Urlaub machen.“ Fabbros verkauften ihr Geschäft wieder, wagten in Trier einen Neuanfang, aber dort gefiel es ihnen nicht, obwohl sie es zehn Jahre dort aushielten: „Auch wenn man 100 Jahre da wohnt, bleibt man als Zugereister ein Fremder.“

Ganz anders in Gladbeck: Ein Onkel bot ihnen 1995 an, das älteste Eiscafé am Ort, das 1938 von der Familie Fabris eröffnete Cortina an der Hochstraße, zu übernehmen. Und es war Liebe auf den ersten Blick: „Die Menschen hier sind so offen, so freundlich. Ich habe mich auf Anhieb zu Hause gefühlt“, sagt Rosanna Fabbro. In den ersten zehn Jahren lief das Geschäft prächtig – dann bekamen auch Fabbros nach und nach zu spüren, dass in der Innenstadt, ohne Hertie, ohne P&C und mit den Einkaufsmöglichkeiten im Internet, deutlich weniger Menschen unterwegs sind als früher.

„Aber wir haben unser Auskommen“, sagt Rosanna Fabbro. Und solange es die Gesundheit zulässt, wird „Frau Cortina“, wie sie häufig genannt wird, ihren Gästen erhalten bleiben, verspricht sie.