Gladbeck. . Bereiten verwaiste Ladenlokale an der Hochstraße und Postallee im Herzen von Gladbeck Fachleuten Kopfschmerzen? Chef-Wirtschaftsförderer sagt „Nein“.

Die Rollladen sind halb heruntergelassen; die Schaufenster, hinter deren Scheiben es sonst funkelte und glänzte, mit weißen Laken verhängt. Verblasst lässt sich über der Eingangstür der Schriftzug „Brillantschmuck & Uhren“ entziffern. Der Juwelier hat jetzt sein Geschäft auf der gegenüber liegenden Seite der Hochstraße. Wenige Schritte weiter gen City-Center weist ein Schild hinter Glas darauf hin, dass auch diese Ladenfläche zu mieten ist.

Umzug zu anderen Standorten

Auf der anderen Straßenseite kündigt eine Gaststätte (ehemals Hansa-Grill, der zur Humboldtstraße umgezogen ist) ihre Neueröffnung an: für den 3. Dezember bis 5. Dezember – man merke auf! – 2014! Hier bekommt seit einiger Zeit niemand ein Frühstück oder Döner. In dem verrammelten Laden an der Ecke City-Center sind durch die Scheiben die nackt und bloß die Unterleibe von Schaufensterpuppen zu erkennen. Gegenüber im Shop eines Kabelnetzbetreibers herrscht gähnende Leere. Wie auch an der Postallee, wo einst unter anderem die Buchhandlung Tümmers und eine Boutique ihre Ladentüren öffneten. Erstgenannte ist ganz von der Bildfläche verschwunden, das Kunden des Modegeschäfts müssen jetzt nach Horst fahren Sport Phillips zog zur Sandstraße. Dazu gibt’s fünf Leerstände an der Horster Straße.

„Damit kann man zufrieden sein“

Sind das Leerstände, die Besorgnis erregen? Der städtische Chef-Wirtschaftsförderer Peter Breßer-Barnebeck meint ganz klar: Nein. Sehe man vom langjährigen Sorgenkindern wie „Hertie“ ab, belaufe sich die Leerstandsquote im Kernbereich der City auf etwas unter zehn Prozent: „Damit kann man durchaus zufrieden sein.“ In der 1A-Lage sei bis auf wenige Ausnahmen, zum Beispiel ein Bäcker, alles belegt. Von 316 Geschäften – das Gros inhabergeführt – „stehen im erweiterten Bereich 33 leer“. Breßer-Barnebeck: Wenn „durch Zufall“ auf der Hochstraße Richtung City-Center vier oder fünf Lokale leer stünden, bereite ihm das keine Kopfschmerzen.

Umbau-Projekte wecken Hoffnung

Einzelhandelsverbandschef Georg Hahne: „Der Bereich tut sich schwer.“ Ein Grund für Leerstände im Kernbereich: die Baustelle wegen des Umbaus der Fußgängerzone. Hahne sieht Entwicklungspotenzial, „wenn irgendwann der Bahnhof-Ost ausgebaut ist und es eine Querung gibt.“ Außerdem: „Wenn Hertie mal verkauft wird, werden auch neue Ladenflächen geschaffen.“ Und die könnten Händler interessieren. Breßer-Barnebeck: „Wir helfen mit Tipps und Kontakten.“ Die Stadt vermittle und versuche, positive Rahmenbedingungen zu schaffen – wie durch eine aufwändig neu gestaltete Fußgängerzone. In Zusammenarbeit mit der Werbegemeinschaft und dem Einzelhandelsverband solle die Attraktivität gesteigert werden, beispielsweise durch gemeinsame Veranstaltungen.

Einig sind sich Breßer-Barnebeck und Hahne darin, dass die Postallee, etwas abseits vom Kernbereich, ein schwieriges Pflaster sei, wenn’s um die Nutzung der Ladenflächen geht.