Gladbeck. . 2010 gab es in Gladbeck noch 23 Apotheken, aktuell sind es noch 18. Apothekersprecherin Dorothee Pradel glaubt, dass die Entwicklung weitergeht.

Es ist noch gar nicht so lange her, da galten Apotheken als wahre Goldgruben. Wer Pharmazie studierte, strebte in der Regel die Selbstständigkeit an. „Heute zieht es den Berufsnachwuchs in die Industrie, weil man dort deutlich mehr verdient und weil das Risiko mit einer eigenen Apotheke entschieden höher ist als früher“, weiß Dorothee Pradel, Sprecherin der Gladbecker Apothekerschaft.

Von einem dramatischen Apothekensterben könne in Gladbeck noch nicht die Rede sein, sagt die 53-Jährige, aber: „Als gesunde Schrumpfung kann man die Entwicklung der vergangenen Jahre auch nicht mehr bezeichnen.“ 2010 gab es im Stadtgebiet 23 Apotheken, heute sind es noch 18, davon zwei Filialbetriebe. Pradel: „Immerhin ein Minus von mehr als 20 Prozent in sechs Jahren. Und man braucht keine Kristallkugel, um vorauszusagen, dass die Entwicklung so weitergehen wird.“

Die Apothekersprecherin hört bei Gesprächen mit älteren Kollegen immer wieder die gleichen Sorgen: Der Ruhestand naht, ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Die Zeiten, in denen sich Apotheken für gutes Geld verkaufen ließen, sind längst vorbei. Pradel ist sicher: „In den kommenden Jahren werden mehrere Apotheken ersatzlos vom Markt verschwinden.“

Es gab in der Vergangenheit auch Fälle, in denen Apotheker aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben mussten. „Früher eröffneten Apotheken in unmittelbarer Nachbarschaft zu Arztpraxen – eine Garantie für gute Umsätze“, erklärt Dorothee Pradel. Inzwischen gebe es einen eindeutigen Trend hin zu Ärztezentren, und zurück bleiben Apotheken ohne Laufkundschaft.

Als Antwort auf sinkende Umsätze füllten sich die Regale der Apotheker zunehmend mit nicht-pharmazeutischen Artikeln. Aber auch damit lasse sich kaum noch Geld verdienen, sagt Dorothee Pradel: „Die Konkurrenz der Drogerie-Märkte ist riesig. Und auch Discounter bieten mittlerweile von der Nagelfeile über Kosmetik und Tees bis hin zu Vitaminpräparaten alles an, was man früher in der Apotheke kaufte. Obwohl die Gewinnmarge bei solchen Artikeln bei uns verschwindend gering ist, können wir mit den Preisen dieser Konkurrenz natürlich nicht mithalten.“

Und dann ist da noch das Internet, das den Apothekern, genau wie anderen Geschäftsleuten, schwer zu schaffen macht. Auf diesem Wege kaufen Kunden mit steigender Tendenz hochwertige Kosmetika, aber auch Medikamente – eine Entwicklung, die Dorothee Pradel nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen mit Sorge sieht: „Da fehlt die Beratung, die besonders bei Menschen, die mehrere Medikamente nehmen müssen, wichtig und in einer Apotheke selbstverständlich ist.“

Konkurrenz von vielen Seiten also für die einstigen „Goldgruben“, mit Folgen, die auch die Kunden spüren. „2010 versorgte eine Apotheke ungefähr 3800 Bürger, heute 4100“, sagt Dorothee Pradel. Mit anderen Worten: Die Wege zur nächstgelegenen Apotheke werden länger. Noch sind die Stadtteile verhältnismäßig gut versorgt. Ob das auch in Zukunft so sein wird, bezweifelt die Apothekersprecherin.