Gladbeck. Berufspendler berichtet von kurioser Verspätungsfahrt und zunächst wenig Rücksicht auf die Kunden. Bahn: „Verkettung misslicher Umstände“
Neuer Frust für Fahrgäste der RB 43 von Dorsten über Gladbeck nach Dortmund. Bahnkunde Kevin P. berichtet der WAZ von einer kuriosen Verspätungsfahrt, offenbar zunächst ohne weitere Rücksichtnahme auf die Kunden.
Dabei wollte die Deutsche Bahn mit Übernahme der Strecke Ende 2015 von der NordWestBahn einiges besser machen. Bis die versprochenen neuen, modernen Züge Ende 2016 anrollen, wird auf der Regionalstrecke offensichtlich Flickwerk betrieben. Zunächst wurden veraltete Züge vom Typ VT 628 eingesetzt, die keinen behindertengerechten Zugang ermöglichten. Nach Protest der Kunden will die Bahn jetzt auf den etwas moderneren Dieseltriebwagen VT 640 mit Niederflureinstieg umstellen (die WAZ berichtete).
Konfuser Anzeigenwechsel
Mehr Zuverlässigkeit scheint bei der Bahn nach wie vor nicht gegeben zu sein. Das berichtet zumindest Berufspendler Kevin P., der Montagmorgen nach Acht auf die RB 43 Richtung Dortmund wartete, um über einen Umstieg in Wanne oder Herne nach Bochum zu gelangen. Im Bahnhof habe die Anzeigetafel eine Verspätung von 25 Minuten signalisiert. Eine Bahn kam nicht, stattdessen habe sich die Anzeigetafel „mehrmals derart konfus geändert, dass ich mir gar nicht mehr sicher war, ob mein Zug überhaupt noch kommt“, so Kevin P. – bis die RB 43 doch mit satten 40 Minuten Verspätung einfuhr.
Wohl aufgrund der massiven Verspätung sei dann zwei Haltestellen vor Herne angekündigt worden, „dass Herne der letzte Halt sei und der Zug danach direkt nach Dortmund durchfahren werde“, berichtet P., der dort umsteigen wollte. Als sich die RB 43 dann dem Hauptbahnhof von Wanne-Eickel genähert habe, sei plötzlich die Durchsage erfolgt: „Korrektur, der Zug fährt nun doch direkt ohne Halt nach Dortmund durch.“
Daraufhin seien etwa zehn empörte Fahrgäste zum Zugführer gegangen, um sich zu beschweren. Dieser habe vollstes Verständnis gehabt „und den Fahrdienstleiter der Bahn angerufen“. Dieser habe dann empfohlen, die Fahrgäste am nächstmöglichen Halt in Herne-Börnig abzusetzen. P.: „Ein Provinzbahnhalt mit Stundentakt und ohne Anschlüsse.“ Als die Fahrgäste wütend protestierten, sei dem Fahrdienstleiter noch eine Möglichkeit eingefallen: zum letzten Bahnhof zurückzusetzen, so dass die Fahrgäste „nach Applaus für den Zugführer“ dann doch in Wanne-Eickel mit ‘nur’ 50 Minuten Verspätung aussteigen konnten.
Wütender Protest
Die kundenverschreckende „Kompetenz“ der DB sitze anscheidend eindeutig außerhalb der Züge, so das Resümee von Kevin P., „frei nach dem Motto: Mir doch egal, wo die Leute aussteigen wollen“.
Die Bahn spricht auf WAZ-Anfrage von einer „Verkettung verschiedener misslicher Umstände“ und entschuldigt sich ausdrücklich bei den Reisenden.
Ursache für die Verspätung des Zuges sei eine Streckensperrung am frühen Morgen gewesen, da ein Baum auf die Gleise gestürzt war. Eine Störung an einem Fahrzeug sei hinzugekommen, so dass es zu Folgeverspätungen kam, „die sich auf einer eingleisigen Strecke leider besonders negativ auswirken“, so dass sich die Ankunftszeit mehrfach mit wechselnden Anzeigen auf dem Bahnsteig geändert habe. Durch „menschliches Versagen“ sei der Zug in Wanne versehentlich in ein Gleis ohne Bahnsteig geleitet worden. Eine Durchfahrt mit Haltausfällen, um wieder schneller in den normalen Umlauf zu kommen, sei ausgesprochen selten, so die Bahn. Bei jeder Entscheidung werde genau abgewogen, bei welcher Variante „möglichst wenige Fahrgäste Nachteile haben“.