Gladbeck. . Sammeln, Malerei und Fotografie treffen beim Modellbau aufeinander: Seine kleinen Züge versieht der Gladbecker mit originalgetreuen Gebrauchsspuren.

Brems- und Rostspuren, Schmierstreifen und Zeichen natürlicher Alterung – das alles versucht der leidenschaftliche Sammler Michael Bayer auf seine geliebten Modelleisenbahnen zu übertragen.

Mit einer Airbrush-Pistole, einem Pinsel und ein wenig Farbe bearbeitet der 49-jährige Gladbecker seit mehr als fünf Jahren winzige Fahrzeuge in mühevoller Kleinstarbeit. Er versieht sie unter einer Lupe mit realistischen Makeln; er sprüht, zeichnet und malt, um ihnen sprichwörtlich Leben einzuhauchen. Denn: Möglichst originalgetreu sollen die 80 kleinen Lokomotiven und 150 Waggons der Spur H0 (Maßstab 1: 87) in der eigens für sie geschaffenen Miniaturlandschaft aussehen.

„Es ist eine Trilogie, der ich nachgehe. Das Sammeln, die Fotografie und die Malerei treffen in meinem Hobby aufeinander. Ich will Gebrauchs- sowie Betriebsspuren auf den Modellen von Märklin und Roco abbilden. Dazu schieße ich Fotos von echten Eisenbahnen, die ich mir ganz genau ansehe. Erst dann beginnt der eigentliche Arbeitsprozess“, betont der selbst ernannte Minizug-Experte. „Die einzelnen Wagen müssen in ihre Bestandteile zerlegt werden, bevor ich anfange, mehrere Farben und Lasuren aufzutragen.“

Mehrere Arbeitsschritte

Mit einem Getriebe, Drehgestell oder Kessel geht es los: Ob Orange, Braun, Schwarz oder Rot – Bayer sprüht einen gemischten Farbton auf das Einzelteil, das er bearbeiten möchte. Er fixiert es mit einem Holzspieß in seiner ruhigen Hand. Mit einem Pinsel zieht er feine Spuren und trägt sogenannte „Washes“ auf, die den Effekt von Wind, Schnee und Regen auf der Miniatur erzeugen. „Das Ergebnis muss dezent aussehen, aber gleichzeitig ein wirklicher Hingucker sein“, unterstreicht der Sammler.

Täglich verbringe er ein oder zwei Stunden mit seinen winzigen Schätzen, ein Einzelteil – wie ein Dach – könne aber bis zu acht Stunden in Anspruch nehmen. Das Hobby, mit Eisenbahnen zu spielen, habe ihn schon in seiner Kindheit gepackt, stellt das Mitglied der „Eisenbahnfreunde Gladbeck 87“ klar.

Seine Frau Bettina Bayer erzählt stolz und mit einem Schmunzeln: „Ich habe ihn wieder zu seiner Leidenschaft geführt. Wir haben genug Platz in Keller. Er hat meine volle Unterstützung – ich wünschte, ich hätte so eine Feinmotorik.“ Sie gibt zu: Das Hobby würde zuweilen auch in die Urlaubsplanung übergreifen. Einen Ausflug zum Miniatur Wunderland Hamburg hätte die Familie auch schon unternommen.

Sohn Philip hilft seinem Vater ab und an bei dem „schmutzigen“ Modellbau-Vergnügen, interessiert sich aber mehr für Lego-Baukästen: „Ich war eine Zeit lang im Eisenbahnverein, baue aber lieber andere Dinge zusammen“, unterstreicht der 11-Jährige. Das Fachgebiet seines Vaters wäre spannend, aber auf die Dauer nichts für ihn.

Mit Eifer bei der Sache

Bis heute hat Michael Bayer schon die Hälfte seiner Kollektion mit Farbe und einer Patina versehen. Zukünftig sollen dennoch weitere Züge folgen. „Eine größere Eisenbahn ist nicht so weit entfernt. Ein Zug der Spur 1 (Maßstab 1: 32) steht noch aus. Wenn man einmal mit Eifer bei der Sache ist, dann hört man so schnell nicht mehr auf.“