Gladbeck. Die durchschnittlichen Reaktionszeiten haben sich im Vorjahresvergleich verschlechtert. Im Vergleich zu 2011 dauert es um bis zu eine Minute länger.

Die Einsatzreaktionszeit der Polizei – also die Dauer, bis eine Polizeistreife nach Alarmierung am Einsatzort in Gladbeck eintrifft – hat sich im Vergleich zum Vorjahr etwas verschlechtert. Bis zu 12 Sekunden länger haben die Polizisten mit ihren Streifenwagen gebraucht. Im Langzeitvergleich wird der Zeitverlust noch deutlicher: Bis zu einer Minute länger dauert die durchschnittliche Einsatzreaktionszeit 2015 (Stand Ende Oktober) im Vergleich mit dem Jahr 2011.

Einsatzreaktionszeiten der Polizei in Gladbeck und Bottrop.
Einsatzreaktionszeiten der Polizei in Gladbeck und Bottrop. © Quelle: Polizei

„Eine halbe oder eine Minute, das klingt zunächst nicht nach viel“, sagt Landtagsabgeordneter Ralf Witzel, wenige Sekunden könnten aber schon über Leben und Tod entscheiden, „wenn zum Beispiel ein Gewalttäter eine Straftat verübt“, so der FDP-Vizefraktionschef.

Über eine Kleine Anfrage an die Landesregierung erfuhr Witzel die aktuellesten Reaktionseinsatzzeiten für den Bereich Gladbeck-Bottrop, die die Polizei nicht in ihren allgemeinen Statistiken öffentlich macht. „Jeder, der auf die Polizei wartet, weiß, dass einem schon eine halbe Minute wie eine halbe Ewigkeit vorkommen kann.“ Wobei es nachvollziehbar sei, dass die Einsatzleitstelle natürlich bei der begrenzten Anzahl der Streifenwagen pro Dienstschicht Prioritäten setze, welcher Notruf Vorrang habe.

Polizeisprecherin: Verkehrslage bremst die Polizei aus

Weniger die Personalverfügbarkeit, die Verkehrslage verschlechtere die Reaktionszeit, so Inge Such (Polizeipressestelle).

Wie andere Autofahrer auch, werden wir eingebremst durch innerstädtische Staus und Baustellen. Auch die Feuerwehr beklagt ja mit Recht, dass die Autofahrer im Stau Rettungsgassen nicht schnell genug frei machen.“

Das spiegelt sich auch in den Einsatzreaktionszeiten wieder: Bei einer allgemeineren Alarmierung über den Notruf 110 dauerte es 2015 im Schnitt 15 Minuten und vier Sekunden, bis die Polizei eintraf. Deutlich flotter ging es, wenn noch die Chance bestand einen Ganoven zu schnappen, der zum Beispiel auf frischer Tat beobachtet wurde: dann war die Polizei nach vier Minuten und 43 Sekunden vor Ort. Bei einem Verkehrsunfall mit gemeldetem Personenschaden traf die Polizei im Schnitt nach sieben Minuten und 48 Sekunden ein.

Allgemein gesehen lag die Einsatzreaktionszeit bei den außenveranlassten Einsätzen – meist telefonische Mitteilungen der Bürger, die Hilfeleistungen, Gefahren abwehrende oder strafverfolgende Maßnahmen zur Folge haben – bei fast vierzehn Minuten (13:56), zehn Sekunden länger als im Vorjahr und 51 Sekunden mehr als 2011. Die Polizei in Gladbeck ist aber in allen Einsatzsituationen besser als der Landesdurchschnitt (siehe Tabelle).

Mehr Polizei auf die Straße bringen

Witzel fordert, personalintensive Showveranstaltungen wie den Blitzmarathon zu unterlassen und zügig mehr Polizei auf die Straße zu bringen, nach dem Motto „fahren statt verwalten“. Um dafür kurzfristig Personal zur Verfügung zu haben, schlägt der Landtagsabgeordnete vor, „Beamte, die dazu bereit und leistungsfähig sind, nicht mit 62 Jahren, sondern erst ein bis zwei Jahre später in Pension zu schicken“.