Gladbeck. Einst gab es in Wittringen eine Burg, die auf der heutigen Vogelinsel lag und an die der Straßenname erinnert. Neugestaltung In den 1920er Jahren.

Es gibt ein Schloss Wittringen, auch ein Haus Wittringen, aber eine Burg? Jedenfalls gibt es die Burgstraße, die von der Bohmert-straße aus rund 250 Meter auf Schloss Wittringen zuläuft und als Sackgasse auf dem Parkplatz vor der Schloss-Anlage endet.

Die Straße auf der heutigen Trasse entstand mit den Arbeiten für das heutige Wasserschloss, mit deren Bau 1925 begonnen wurde. Allerdings: Es ist die zweite Straße, die den Namen Burgstraße trägt. Die erste Straße führte von Norden, von der Harsewinkelstraße aus, durch den Wald auf das alte Haus Wittringen zu. Und sie endete dort nicht, sondern führte westlich an Wittringen vorbei nach Süden bis etwa zum Hof Schulte-Pelkum an der heutigen A-2-Auffahrt.

Den Namen bekam der Weg zwischen 1898 und 1908. Er weist tatsächlich auf eine ehemalige Burg als Vorgängerin des Hauses Wittringen und der heutigen Schlossanlage hin. Laut Wolfgang Schneider, ehemaliger Museumsleiter auf Wittringen, lässt sich die Geschichte der Wasserburg bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Sie war ein adeliger Rittersitz der Familie de Witteringe, die aber wohl nicht zu den wohlhabendsten im damaligen Vest Recklinghausen gehörte.

Eine erste Anlage im Westknie des Mühlenbaches (auf der kleineren von zwei Inseln, der heutigen Vogelinsel) könnte eine Motte, ein in Holzbauweise errichteter befestigter Burgtyp (Turmhügelbau) gewesen sein. Nachfolger war eine steinerne Burg, in dessen Oberburg die Wohnung des Burgherren lag. Eine Pfahlrostverbindung diente wahrscheinlich als Brücke über den Mühlenbach zum „Festland“.

Nach Zerstörungen der Burg 1642 im dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) und einem allgemeinen Trend von bewehrter zur offenen Wohnweise wurde auf der größeren der Mühlenbach-Inseln, die bis dahin als Vorburg diente, ab 1650 ein neues zweistöckiges Fachwerkgebäude als Herrenhaus gebaut, in dem noch die langjährigen Besitzer, die Familie von der Capellen, lebten. Später, nach mehren Eigentümerwechseln, wohnte dort der Rentmeister der letzten Besitzerfamilie Vittinghoff-Schell als Verwalter, zuletzt der Förster. Zum Anwesen gehörten ein Mühle, Wirtschaftsgebäude und ein Torhaus mit Backsteinbrücke (1706 erneuert). 1761 kam ein Pächterhaus hinzu. Die Gebäude verfielen im 19. Jahrhundert zusehends.

1922 kaufte die Stadt Gladbeck die Reste des Rittersitzes. Das Herrenhaus wurde ab 1925 nach alten Plänen neu aufgebaut. Pächterhaus und Wirtschaftsgebäude wurden abgerissen, an ihre Stelle baute man im niederrheinischen Renaissancestil das heutige Schloss.