Gladbeck. . Der Gladbecker Bass-Bariton Andreas Jelonnek arbeitet als Regional-Manager für ein Unternehmen in aller Welt. Seit Kindertagen begleitet ihn Musik.

„Wo man singt, da laß’ dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder.“ Andreas H. Jelonnek zitiert diese Zeilen aus einem deutschen Volkslied mit dem Brustton der Überzeugung: „Das stimmt!“

Der Mann muss es wissen, lernt er doch – berufsbedingt – viele Länder und Menschen kennen. Ob New York, Wien, Kassel oder Prag, um nur einige Stationen zu nennen: Der Gladbecker ließ seine Stimme schon an vielerlei Orten und zu unterschiedlichen Gelegenheiten erschallen. Aber bevor ein Missverständnis aufkommt: Der Gesang ist die große Leidenschaft des Bass-Baritons. Seine Brötchen verdient der 49-Jährige, der sechs Sprachen fließend spricht, als „Geschäftsführer neue Märkte“ beim Unternehmen Ista; China, Russland und Indien, das sind einige seiner Einsatzgebiete. Zigfach wechselte er den Wohnort, aktuell lebt er im Taunus. Doch ein Ziel steuert der Vielreisende regelmäßig an: seine Heimat Gladbeck.

Kammerchor der Musikschule

„Mit 18 Jahren habe ich hier an der Musikschule im Kammerchor bei Günter Walczek angefangen“, plaudert Jelonnek. Eine evangelische Pfarrerstochter habe zu ihm gesagt: Du musst in diesem Chor mitsingen.“ Dazu habe er überhaupt keine Lust gehabt, denn „da musste man eine Aufnahmeprüfung machen, das war eine elitäre Gruppe.“ Aber er ließ sich überreden und wurde aufgenommen: „Das erste Konzert war der ,Messias’, zweieinhalb Stunden stehend.“

„Professionelles Hobby“

So ganz stimmt es ja nicht, dass Jelonnek erst zu dieser Zeit zur Musik kam. Seine Großmutter war eine gebürtige Waleczek – ein klingender Name in Gladbecks Kulturszene. Günter Waleczek gründete die Musikschule, der der 49-Jährige seit drei Jahrzehnten die Treue hält. Seit seinem 20. Lebensjahr nimmt er dort klassischen Gesangsunterricht. Seine langjährige Lehrerin Meral Alper sagt: „Er singt alles gut.“ Aber besonders schlägt Jelonneks Herz für Mozart und Puccini. Sein Lieblingsstück stammt aus Georges Bizets Oper „Die Perlenfischer“: „Au fond du temple saint.“

Der Großvater spielte Geige, eine Tante Klavier, alle Geschwister – Andreas ist das zweitjüngste von fünf Kindern – widmen sich irgendeinem Instrument. Er selbst „kann ein bisschen Klavier“. Das H. in seinem Namen steht für Hermann. So hieß der Großvater: „Er hat mehr als 70 Jahre im Kirchenchor von St. Josef in Rentfort gesungen.“ Über ihn hat der Enkel eine Anekdote parat: „Die NSDAP kam zu ihm und meinte: ,Es wird Zeit, dass Du in die Partei eintrittst.’ Da sagte mein Opa: ,Ich habe keine Zeit, ich habe mittwochs Chorprobe.“

Studium der Wirtschaftswissenschaften

Musik begleitet Andreas Jelonnek von kleinauf: Im Heisenberg-Gymnasium habe er „ganz viele deutsche Kunstlieder gesungen“. Bis zum zwölften Lebensjahr gehörte er zum Kinderchor von St. Josef. Der 49-Jährige: „Als 18-Jähriger wollte ich Opernsänger werden.“ Aber dann habe er doch Wirtschaftswissenschaften in Bochum studiert. Der Zufall spielte eine wichtige Rolle für seine gesangliche Laufbahn: „Ich habe als Student einen Aushilfsjob gesucht und gehört, dass am nächsten Tag die Auditions bei Starlight Express im Background sein sollten.“ Jelonnek bewarb sich – mit Erfolg.

Heutzutage sei er glücklich über sein „professionelles Hobby“. Er tritt in seiner Heimatstadt auf, aber auch in vielen anderen Städten. So sang Jelonnek, dessen Vorbild der Russe Dmitri Hvorostovsky ist, in San Diego vor tausenden Menschen die amerikanische Nationahymne. Lampenfieber? Er nennt’s „Vorfreude“: „Alles eine Frage der Vorbereitung.“

Jahreswechsel in Rio

Zu Weihnachten wird der Bass-Bariton wieder in der St.-Josef-Kirche und in der Christuskirche zu hören sein. Ins neue Jahr feiert er, wie schon oft, in Rio de Janeiro. Er singt im Jahresabschluss-Gottesdienst der Gemeinde Nosse Segnora de Paiz: „Danach gehen wir an den Strand, setzen uns in den Sand und warten auf das größte Feuerwerk der Welt.“