Gladbeck. Die IHK Nord Westfalen warnt Kommunen, dass Staus und Stress im Berufsverkehr weiter zunehmen. Vorschläge, um der Situation entgegenzusteuern.

Direkt vor der eigenen Haustür einen Arbeitsplatz zu finden, das gelingt nicht nur immer weniger Gladbeckern. Die Industrie und Handelskammer Nord-Westfalen schlägt jetzt in ihrer aktuelle Pendler-Studie Alarm: Die in der Region zunehmenden Pendlerzahlen führten zu mehr Staus auf Straßen wie Autobahnen. Für zunehmend mehr Berufstätige gehöre Pendler-Stress so zum Arbeitsalltag.

Auch in Gladbeck hat die Anzahl derjenigen, die jenseits der Stadtgrenzen arbeiten, weiter zugenommen. Aktuell sind das 16 890 Bürger; am Wohnort selbst arbeiten nur 6 760 Gladbecker. Das Pendlersaldo beträgt somit deutliche 71,42 Prozent. Also nur gut ein Viertel der Gladbecker findet am Wohnort einen Job.

Bei der letzten IHK Erhebung im Jahr 2008 verließen 15 338 Gladbecker Berufspendler die Stadt (Saldo 70,97 %), wobei 6 272 Bürger am Wohnort arbeiteten. Für insgesamt immer mehr Arbeitnehmer in der Emscher-Lippe-Region und im Münsterland gilt, nicht dort zu arbeiten wo man wohnt. Im Bereich der IHK Nord Westfalen (Münsterland und Emscher-Lippe-Region) gibt es 460 000 Berufs- und 375 000 Nichtpendler. 2005 sah das Verhältnis noch anders aus: 375 000 Pendler zu 350 000 Nichtpendlern. Die Einpendlerquote, also das Verhältnis der Einpendler zu den sozialversicherungspflichtigen Jobs in einer Stadt, beträgt hier im Schnitt nun 55 Prozent. Die IHK warnt, dass die notwendige Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt Pendler wie Städte inzwischen an ihre Grenzen bringt und sich weiter zuspitze, wenn nicht gegengesteuert werde.

Viele Verspätungen

Lange Staus, teure Bahnen, viele Verspätungen bei weiter wachsenden Pendlerströmen. „Darauf müssen sich die Kommunen vorbereiten“, mahnt IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-Friedrich Schulte-Uebbing. „Es gelingt immer weniger, Arbeitsplätze mit Jobsuchenden aus der eigenen Kommune zu besetzen.“ Das gelte vor allem für die Emscher-Lippe-Region. Während Münster weiter der große Einpendler-Magnet als „Schreibtisch Westfalens“ sei, gebe es im Kreis Recklinghausen lediglich eine Stadt, die mehr Ein- als Auspendler hat. Das ist Marl mit dem Chemiepark.

Deshalb lautet die zentrale IHK-Forderung: bessere Bahnverbindungen und Taktverdichtungen, insgesamt mehr Investitionen in die Infrastruktur. Auch ungewöhnliche Lösungen wie die Freigabe der Standspur auf Autobahnen oder neue Radschnellwege für E-Biker sollten endlich umgesetzt werden.