Gladbeck. . Künstler Demnig verlegt am 16. Dezember weitere Steine. Eine Ausstellung vom 8. bis 12. Dezember im Bonhoeffer-Haus präsentiert Recherche-Resultate.

55 000 Stolpersteine hat der Künstler Gunter Demnig mittlerweile seit dem Jahr 1995 europaweit verlegt – im Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus’: unter anderem vertriebene und ermordete Juden, Zigeuner, politisch Verfolgte und Homosexuelle. In Gladbeck hat der Kölner seit dem Jahr 2009 vor den ehemaligen Wohnorten der Opfer 70 der kleinen Messingplatten mit Namen, Geburts- und Todesdaten in Bürgersteige eingelassen. Und es sollen 27 weitere Stolpersteine hinzukommen.

Kontakt mit dem Künstler

„Wir wollen dabei bleiben, dass Gunter Demnig bei der Verlegung da ist, auch wenn es schwer ist, einen Termin zu finden“, sagt Roger Kreft, Sprecher des Bündnisses für Courage, das diesen Baustein Gladbecker Erinnerungskultur initiiert hat und betreut. Schließlich solle die junge Generation in Kontakt mit dem engagierten Demnig kommen.

Schüler auf der Spur von Opfern

Denn bei der Stolperstein-Aktion ist es nicht allein damit getan, dass die Unikate aus Künstlerhand Passanten über Namen und Schicksale Gladbecker Juden stolpern lassen und zum Nachdenken anregen. Junge Leute sollen sich mit diesem Kapitel deutscher Geschichte auf lokaler Ebene befassen. Das liegt den Bündnis-Mitgliedern am Herzen. Für die neuerliche Verlegung haben Schüler in Oberstufen-Jahrgängen auf dem Weg zum Abitur und Zehntklässler beispielsweise in Bundes- und Stadtarchiven gestöbert, Material aus diversen Quellen gesammelt und versucht, Verbindungen zu Nachfahren der Opfer zu knüpfen. Ihr Ziel: Mehr zu erfahren über die Menschen hinter statistischen Zahlen, über ihr Leben und ihren Leidensweg.

Vor Ort kurzer Festakt

Beteiligt sind die Erich-Fried- und Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule, das Heisenberg- und Riesener-Gymnasium, das Ratsgymnasiums und die Anne-Frank-Realschule. Christel Roll, Lehrerin an der Roßheideschule, half mit Bündnis-Mitglied Manfred Samen bei den Vor-Recherchen. Die jungen Teilnehmer arbeiteten im Geschichtsunterricht, in einer Arbeitsgruppe oder als Projekt der Schülervertretung. Die Beteiligten sind auch Paten für die Steine, werden die Verlegung mit einem kurzen Festakt begleiten.

Eröffnung am 8. Dezember

Von Schülerseite kamen auch die Vorschläge für die Inschriften auf den Platten. Ein Problem, so Pfarrerin Reile Hildebrandt-Junge-Wentrup, ebenfalls Courage-Mitglied, sei die unterschiedliche Schreibweise der Namen. Ihre Arbeitsergebnisse stellen die Beteiligten in einer Ausstellung im Dietrich-Bonhoeffer-Haus vor. Sie wird am Dienstag, 8. Dezember, um 18 Uhr feierlich eröffnet. Es spricht Judith Tasbach-Neuwald, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, der auch Gladbecker angehören. Plakate und biografische Informationen, die Einzelschicksale beleuchten, werden bis Samstag, 12. Dezember, zu sehen sein. Es musizieren Norbert Gerbig und junge Musiker aus der evangelischen Gemeinde.

Gedenken an sieben Orten 

Die Verlegung der weiteren Stolpersteine am Mittwoch, 16. Dezember, umfasst sieben Stationen. Beginn ist um 9 Uhr an der Rentforter Straße 16. Dort wird der Künstler sechs Exemplare für Mitglieder der Familie Friedmann in den Boden einlassen.

Enkel kommt zur Stein-Verlegung

Etwa eine halbe Stunde später geht’s weiter zur Horster Straße 2, wo sich früher das Pfarrhaus befand. Dort werden zukünftig zwei Messingsteine an Rubin und Fanny Mingelgrün erinnern. Nebenan, nahe der heutigen WAZ-Redaktion, wird Demnig vier Erinnerungen an Mitglieder der Familie Cahn verlegen. Ebenfalls an der Horster Straße, vor der Hausnummer 19, soll ein Stein Karl Otto Zielke gewidmet werden. Dessen Enkel Manfred Zielke möchte aus Hamburg zur Verlegung anreisen.

Fünfte Station: Uhlandstraße 10. Fünf Steine sind bestimmt für Mitglieder der Familien Lewin und Seelig. Der Weg führt weiter zur Horster Straße 229. Drei Stolpersteine sind für Rachel, Moses und Adi Scheiner bestimmt. Weitere sechs Exemplare werden an der Herbertstraße 32 eingelassen – im Gedenken an Mitglieder der Familie Endel und Arnold Goldenhar.