Gladbeck.. Täter haben es häufig auf Metalle abgesehen. Bernhard Schregel vom Zentralen Betriebshof Gladbeck rät: Anzeige erstatten. Ein Dauerthema: Blumenklau.


Für Menschen, die die letzten Ruhestätten Verstorbener besuchen, ist der Anblick wie ein Stich ins Herz: Buchstaben aus Kupfer oder anderen Metallen sind von den Grabmälern geschlagen, Lichter herausgerissen, Blumen und Kränze zertreten, Kreuze verbogen, vom liebevoll dekorierten Grabschmuck fehlt jede Spur. Diese Zerstörungswut wird bei der Polizei nüchtern als Sachbeschädigung und Diebstahl geführt.

Störung der Totenruhe

Ramona Hörst, Sprecherin der Polizeibehörde Recklinghausen, sagt: „Vandalismus auf Friedhöfen ist kein eigenes Delikt.“ Deswegen lasse sich die Anzahl dieser Taten nur schwer beziffern. Zumal längst nicht jeder Fall bei der Polizei angezeigt werde. „Hat jemand beispielsweise mutwillig einen Grabstein umgestoßen, kann auch der Aspekt ,Störung der Totenruhe’ zum Tragen kommen; das hängt vom Einzelfall ab“, erläutert Hörst.

Doch eines könne die Polizei feststellen: Es gebe „Wellenbewegungen“, bei denen die Täter in einem Bereich vermehrt zuschlagen. Hörst: „Man munkelt, dass das mit den Metallpreisen zusammenhängt.“ Denn oft gehe es bei den Beutezügen um den reinen Materialwert von Metallen wie Messing und Kupfer.

Einschmelzen und verkaufen

Bernhard Schregel, Leiter des Fachbereichs „Grünanlagen“ beim Zentralen Betriebshof (ZBG), bestätigt die polizeiliche Beobachtung: Mal schlagen die Täter mehrfach beispielsweise auf dem städtischen Friedhof in Brauck zu; später eine Zeitlang in Rentfort. Der Fachmann: „Mit Metall-Diebstahl haben wir es immer wieder zu tun. Die Täter schmelzen ihre Beute ein und verkaufen sie dann.“ Aber ein „Dauerbrenner“ sei Blumenklau: „Angehörige legen frische Sträuße auf ein Grab, die man nicht wiederfindet oder die auf einem fremden Grab liegen.“ Diese Form des Diebstahls sei so gängig, dass viele Betroffene schon gar keine Anzeige mehr erstatteten.

Gladbeck setzt auf soziale Kontrolle

Gleiches gelte für Grabschmuck: „Wenn zum Beispiel ein Figürchen gestohlen wurde, wird dies immer seltener bei der Polizei gemeldet.“ Friedhofsbesucher wendeten sich bei Zerstörungen und Diebstahl zuerst an die ZBG-Mitarbeiter vor Ort. Schregels Rat: „Anzeige bei der Polizei erstatten!“ Im Gegensatz zu den Gepflogenheiten in anderen Kommunen hält der ZBG die drei städtischen Friedhöfe in Gladbeck-Mitte, Rentfort und Brauck durchgängig geöffnet: „Wir setzen auf die soziale Kontrolle, denn ein Dieb kann sich hier nicht sicher sein, dass nicht doch noch ein Besucher kommt und ihn beobachtet. Abschließen ist eine Pseudo-Sicherheit.“

Tote können sich nicht wehren

Wer wolle, komme auch auf das Gelände. Für die Täter geht’s nur um Beute oder Aggressionsabbau. Angehörige und Freunde erleiden nicht nur einen materiellen Schaden werden, es werden auch ihre Gefühle verletzt. Schregel nennt Diebstahl auf Friedhöfen „pietätlos“: „Es werden Tote beklaut, die sich nicht wehren können.“