Gladbeck. . Der Gladbecker wurde früh vom Jazz-Virus infiziert. Seit 25 Jahren unterrichtet er an der Musikschule. Und er liebt seinen Job.
Beneidenswert: Martin Greif kann das tun, was ihm Spaß bringt und ihn glücklich macht. Der Gladbecker unterrichtet seit 25 Jahren an der heimischen Musikschule Saxophon, Klarinette und Jazztheorie, leitet dort Jazzabteilung und Jazzorchester, komponiert und ist ein Vollblutmusiker durch und durch.
Und natürlich ein Sportsfreund, Fan des benachbarten Clubs S04. Ein kleines Gartenzwergmaskottchen in königsblau grüßt den Gast vor der Tür des elterlichen Hauses im Dichterviertel. „Ja, ja“, lächelt der 52-Jährige, „auch Musiker haben eine dunkle Seite.“ Drinnen wird’s dann ganz musikalisch. Im Mittelpunkt des Wohnzimmers steht ein Klavier, daneben liegt ein goldfarbenes Saxophon, ein Selmer Mark VI, der historische Traum für jeden Bläser, ja, der Rolls-Royce der Saxophone. Klar, die Profiteile gehören zum Musiker wie die Luft zum Leben. Sie bedingen einander, damit Gutes entstehen kann.
Und Gutes entsteht bei Greif ständig. Kein Wunder, denn der Mann ist zufrieden, äußerst zufrieden. „Ich bin arbeitstechnisch sehr, sehr glücklich, habe Freiräume und erlebe Sinnhaftigkeit. Das ist toll.“ Musik ist sein Leben, sie schenkt ihm Zufriedenheit. Geld ist zweitrangig. „Ich habe ja nicht Musik studiert, um viel Geld zu verdienen“, sagt Greif, der sein Hobby nach dem Studium zum Beruf gemacht hat.
Gleich zwei Abschlüsse – in Saxophon und Komposition – legte er am Konservatorium der Stadt Wien hin, bevor er an der Musikschule mit dem Unterricht begann. Doch die Liebe zur Musik entwickelte sich bereits im Elternhaus. Erst kam die Blockflöte – „das ideale Instrument für den Anfang“ –, dann Klarinette und Saxophon. Mit 14 Jahren erlebte er sein musikalisches „Coming out“. Ein Kumpel spielte ihm „Take five“ von Paul Desmond vor, „da war es um mich geschehen, von nun an ging es in Richtung Jazz“.
Üben bringt den Spaß an der Musik
Jahrzehntelang probte er nach dem Studium täglich bis zu drei Stunden, heute sind es immer noch ein bis zwei Stunden. Klar, denn „wenn man an der Musik Spaß haben will, muss man üben“. Das sagt er auch seinen Schülern in den Musikschulklassen. „Fortschritt ist die beste Motivation – und wer übt, macht Fortschritte.“ Dass nicht von heute auf morgen aus einem Hänschen ein Hans wird, liegt auf der Hand. „Ich versuche, Brücken zu schlagen, die Schüler dort abzuholen wo sie gerade sind.“
Zwischen sieben und 70 Jahren alt sind seine Zöglinge, die er im Jazz-Unterricht auch schon mal mit Rock- und Pop-Elementen anfüttert. Dabei sieht er den Unterricht im „märchenhaften, schlossähnlichen Gebäude“ – er war selber als Kind schon Schüler der Musikschule – als eine besondere Aufgabe an. „Die Situation ist jedes Mal anders, kein Tag gleicht dem anderen.“ Das hält jung und „ist immer wieder eine neue Herausforderung“. Ein Kompliment macht er den reifen Schüler-Jahrgängen. „Es ist eine Offenbarung, mit ihnen zu arbeiten. Sie sind sehr konzentriert bei der Sache.“
Von der Musikrichtung her sieht sich Greif ganz nahe am Modern Jazz mit starker Rückbesinnung auf Klassisches wie Swing, Bebop und auch Bossa Nova. „Ich bin da ein Traditionalist im modernen Gewand“, sagt er bestimmend, was vielleicht ein bisschen konservativ wirkt. Warum auch nicht? „Musik macht mich glücklich. Für mich könnte es immer so weitergehen.“