Gladbeck. . Unbekannter gab sich als ZBG-Mitarbeiter aus. Er gab vor, die Standfestigkeit von Bäumen prüfen zu wollen. ZBG und Polizei warnen vor Trickbetrug.

Sie stehen unerwartet auf der Matte, sehen aus, als wenn sie kein Wässerchen trüben könnten. Dabei haben sie nur eines im Sinn – ihre Mitmenschen übers Ohr zu hauen: Trickbetrüger.

Mit so einem Kriminellen hatten es jetzt offenbar Sieglinde und Jörg Nendza zu tun. Die 55-Jährige erzählt: „Morgens, so gegen 7.45 Uhr, schellte es bei uns an der Tür. Da stand ein Mann mit Käppi und blauer Arbeitskleidung.“ Etwa 40 bis 45 Jahre sei er alt, schätzt sie. Sie habe gedacht: „Für einen Kerl bist Du ziemlich klein“ – unter 1,70 Meter. Aufgefallen ist Nendza die Brille des Mannes: „So ein altmodisches Horngestell, als wenn er es seinem Opa weggenommen hätte.“

Mann wollte unbedingt in die Wohnung

Er habe gesagt: „Ich bin ein Monteur vom ZBG!“ Die Standfestigkeit der Bäume hinter ihrem Haus habe er prüfen wollen. „Dazu müsse er durch unsere Wohnung“, berichtet Nendza. Dieses Ansinnen war für die Anwohnerin der Eggebrechtstraße in Schultendorf nicht einzusehen: Er könne doch um das Gebäude herumgehen. Nein, der Mann habe partout ins Haus gewollt. „Total merkwürdig“, habe sie das gefunden, sagt die 55-Jährige.

Ganz geheuer war ihr der Auftritt des Mannes nicht. Sie schlug dem Unbekannten die Tür vor der Nase zu. „Kurz darauf hatte ich aber ein schlechtes Gewissen, weil ich so unhöflich war“, so Sieglinde Nendza. Sie sei wieder zur Haustür gegangen, „um mich zu entschuldigen“. Aber: weit und breit keine Spur von dem „Monteur“: „Und auch kein Fahrzeug vom ZBG.“ Das kam Sieglinde Nendza dann doch sehr verdächtig vor, und sie wandte sich an die WAZ.

ZBG-Mitarbeiter können sich ausweisen

Bernhard Schregel vom Zentralen Betriebshof antwortet auf Nachfrage prompt: „Eine ganz dubiose Angelegenheit.“ ZBG-Mitarbeiter tragen graue oder orange-farbene Arbeitskleidung. Und: „Sie können sich stets ausweisen!“ Überfallartige Besuche gebe es beim ZBG ohnehin nicht. Schregel: „Kommen wir in Zivil zu den Bürgern, melden wir uns vorher an.“ Das könne beispielsweise sein, wenn ein Fällantrag vorliege – „und dann gehen wir nicht durch Wohnungen, sondern außen rum!“ Private Bäume, sagt Schregel mit Nachdruck, prüfe der ZBG nicht.

Stets die Polizei informieren

Von der „Monteur-Masche“ ist Michael Pilipp, Sprecher bei der Polizeibehörde Recklinghausen, bislang nichts zu Ohren gekommen. Er sagt: „Trickbetrüger lassen sich immer etwas Neues einfallen, um in fremde Wohnungen zu gelangen.“ Einmal in den Räumen, lassen sie die Wohnungs- oder Haustür offen stehen, damit Komplizen folgen können, um auf Beutezug zu gehen. Dass sie bestohlen worden sind, merken Opfer oft erst Stunden später – dann sind die Täter längst über alle Berge. Deswegen sollten Bürger verdächtige Beobachtungen stets der Polizei melden.