Etwa jeder vierte 25- bis 34-Jährige schreibt beim Autofahren regelmäßig Kurznachrichten auf seinem Handy. Das ergab jetzt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov. „Auch im Kreis Recklinghausen beobachten wir immer häufiger, dass während der Autofahrt SMS-Nachrichten geschrieben werden“, sagt Ramona Hörst. „Das ist noch erheblich gefährlicher als zu telefonieren“, ergänzt die Sprecherin der Polizei für den Kreis Recklinghausen und Bottrop. Hörst warnt vor möglichen furchtbaren Folgen: „Tickern kann töten.“
Das spezielle Problem: Beim Nachrichten-Schreiben auf dem Handy geht der Blick immer wieder von der Straße weg auf das Gerät. „Wenn man bei Tempo 50 nur eine Sekunde nicht auf die Straße, sondern auf das Handy schaut, ist man 14 Meter lang im Blindflug“, sagt Ramona Hörst. „14 Meter – da kann in einer belebten Innenstadt schon viel passieren. Im schlimmsten Fall sieht der Autofahrer so das Kind nicht, das auf die Straße springt.“
Die Polizei-Sprecherin warnt bereits eindringlich vor dem nicht erlaubten Telefonieren ohne Freisprechanlage: „Da hält man das Handy ans Ohr, da ist eine Hand weniger am Steuer. Eine Hand, die in Notfallsituationen wichtig sein kann. Aber wenn darüber hinaus noch beim Nachrichten-Schreiben zeitweise der Blick auf die Straße fehlt, spätestens dann wird es brandgefährlich.“
Etwas mehr als 4 500 Handyverstöße wurden 2014 im Kreis Recklinghausen und in Bottrop von der Polizei festgestellt – das bedeutet jeden Tag durchschnittlich mehr als zwölf entdeckte Verstöße.
„Das ist schon unglaublich viel – und die Dunkelziffer ist natürlich noch wesentlich höher“, betont Hörst.
In den Jahren 2013 bis 2011 gab es im Kreis Recklinghausen noch mehr unerlaubte Handynutzungen beim Autofahren, den Rückgang im vergangenen Jahr führt Ramona Hörst auch auf die zunehmende Anzahl von Freisprechanlagen zurück, „die sind ja inzwischen in vielen Autos Standard“.
Ein Grund zur Entwarnung ist diese Entwicklung für die Polizei-Sprecherin aber nicht, im Gegenteil: „Das besonders gefährliche Schreiben hat zugenommen. Früher war das Handy halt zum Telefonieren da, heute geht es auch um E-Mails, Online-Bestellungen, SMS-Nachrichten und vieles mehr.“
Ramona Hörst betont, dass die Polizei gezielt auf Handyverstöße achtet – und sie weist auf die Folgen der unerlaubten Handynutzung hin: „Bei einem Handyverstoß ohne Folgen wie einem Unfall sind 60 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg fällig. Wenn aber bei einer unerlaubten Handynutzung ein Unfall passiert, kann das bis zu Strafverfahren wegen fahrlässiger Tötung führen.“
Grundsätzlich rate die Polizei dazu, wirklich jegliche Ablenkung beim Autofahren unbedingt zu vermeiden: „Auch essen, trinken sowie das erlaubte Telefonieren mit Freisprechanlage sind nicht gut.“ Die Polizeisprecherin ergänzt: „Autofahren geht nicht nebenbei, sondern erfordert die volle Konzentration, um auf mögliche Gefahrensituationen reagieren zu können und Unfälle zu vermeiden.“