Gladbeck. Geistlicher wirkte in der 30er Jahren in Gladbeck-Zweckel, wo er sich für polnische Gemeindemitglieder einsetzte. Er kam ins KZ, wo er starb.
Im Neubaugebiet Bloomshof erinnern die Straßennamen an lokale Persönlichkeiten – seit 1996 im Süden der Neubausiedlung eine kleine, kaum 200 Meter lange Straße mit schmucker Einfamilienhausbebauung auch an den unvergessenen Kaplan aus Herz Jesu Zweckel, an Bernhard Poether.
Poether wird nicht nur in Zweckel als mutiger und gradliniger katholischer Geistlicher verehrt, der den Nazis die Stirn bot, seinen Überzeugungen treu blieb und dafür mit seinem Leben bezahlte. Drei Jahre, von 1936 bis 1939, wirkte er in Zweckel.
Bernhard Poether stammte aus Datteln, wo er 1906 geboren wurde. Er wuchs in Hiltrup auf, wurde 1932 in Münster zum Priester geweiht und studierte ab 1934 zwei Jahre lang in Krakau polnisch und russisch.
Zurück in Deutschland bekam er von seinem Bischof den Auftrag, sich der speziellen Seelsorge von Polen zu widmen, von denen es gerade im Ruhrgebiet viele gab, von denen die meisten im Bergbau arbeiteten. Poether verstand nicht nur ihre Sprache, sondern auch ihre Lebensweise, ihre Sorgen.
Er kam 1936 als Kaplan nach Gladbeck. Viele hier lebenden Polen brachten ihm schon nach kurzer Zeit Vertrauen entgegen. Trotz des Verbots von Jugendarbeit durch den NS-Staat fand Poether Wege zu kirchlicher Jugendarbeit, auch wenn er sich damit in Gefahr brachte. Der Geistliche scheute nicht die Auseinandersetzung mit dem nationalsozialistischen Rektor einer Schule, an der er Religionsunterricht erteilte und der ihn bei der Gestapo denunzierte.
1939 wurde er von Bischof von Galen nach Bottrop versetzt. Auch hier blieb er seinen Prinzipien treu. Ein besonderer Fall brachte ihn dann in Haft: Er betreute nicht nur neun Polen, die verhaftet worden waren (sie hatten auf polnisch gebetet), sondern er erreichte auch die Freilassung eines der „Polen“-Ehepaare, nachdem ihr Sohn als deutscher Soldat gefallen war. Allerdings gefiel das den Machthabern nicht: Poether wurde als Staatsfeind verhaftet, weil er sich für Verbrecher eingesetzt habe, wie es hieß.
Er kam nie mehr frei. Auch, weil er das Angebot ablehnte, entlassen zu werden, wenn er auf die Polenseelsorge verzichte. Er kam ins KZ Sachsenhausen, war ein Jahr in strenger Einzelhaft ohne Gespräche, Lektüre, Spaziergänge. Er wurde gefoltert. 1942 kam er ins KZ Dachau, wo er schwere Zwangsarbeit verrichten musste. Er erkrankte an der Ruhr, verstarb 1942 im Krankenrevier des Lagers. Bis zuletzt machte er in Briefen seiner Familie Mut, schrieb nichts von seiner Krankheit.