Gladbeck. Die 1980 eröffnete Einrichtung bereichert die Gladbecker Bildungslandschaft. Individuelle Förderung mit handwerklich-künstlerischen Schwerpunkten.
Natürlich kenne er auch die allgemeine Aussage „Waldorfschüler, das sind doch die, die lernen, ihren Namen zu tanzen“. Die Aussage sei ja nicht falsch, sagt Wilfried Bialik im Gespräch mit der WAZ, denn das Fach Eurythmie beinhalte auch, Buchstaben durch Tanz auszudrücken. Aber freilich bedeute die Waldorfpädagogik viel mehr.
Zunächst sei für die Struktur der Freien Waldorfschule wie an der Horster Straße in Gladbeck (FWG) festzuhalten, „dass es sich um eine selbstverwaltete Schule handelt, die nicht in staatlicher Trägerschaft ist, sondern von den Eltern und Lehrern der Schule getragen wird“, so der Geschäftsführer. Durch Landeszuschüsse werden etwa 87 Prozent der Kosten refinanziert, den Rest muss der Schulträger zum Beispiel über (sozialverträgliche) Elternbeiträge selbst aufbringen.
An der Waldorfschule Gladbeck (470 Schüler, 40 Lehrer) können alle staatlichen Abschlüsse erlangt werden. „Dazu gehören die Abschlüsse der Sekundarstufe I
Herbstfest am Samstag
Der Tag der offenen Tür startet an der Horster Straße 82 mit der öffentlichen Schulfeier von 10-11.30 Uhr und der Präsentation von Ergebnissen der Schularbeit.
Das Herbstfest mit Spiel und Spaß steigt dann von 12 bis 16 Uhr mit Kutschfahrten, Clownerie, Edelsteinsuche, Bienenstand sowie Speis und Trank.
(Hauptschule, Realschule), der schulische Teil der Fachhochschulreife und das Abitur“, so Bialik. Neben den herkömmlichen, für die zentralen Prüfungen des Landes NRW relevanten Fächer, unterrichte das Lehrerteam zudem an der Schule „gleichwertig die waldorfspezifischen Fächer wie Eurythmie, Kunstbetrachtung, Schmieden oder Schreinern, die zu einer umfassenden Bildung der Jugendlichen beitragen sollen“.
Besonders ist auch, dass die Waldorfschule von der ersten Klasse bis zum weiterführenden Schulabschluss, gegebenenfalls dem Abitur, durchgehend unterrichtet. Bialik: „Ein Sitzenbleiben gibt es dabei nicht. Die Sozialgemeinschaft einer Klasse bleibt erhalten und die Kinder werden individuell, je nach Entwicklungsstufe gefördert.“
Einen Direktor sucht man zudem vergeblich. Das Lehrerkollegium entscheidet ohne Hierarchiestruktur in pädagogischen Fragen. Eltern wie Schüler sind in vielen Gremien aktiv in die Schulgestaltung eingebunden. Als selbstverwalteter Bildungseinrichtung werden Aufgaben der Schulorganisation an verschiedene Gremien delegiert – zum Beispiel an das Schulleitungsteam (3 Lehrer/ 2 Eltern/ Geschäftsführer), die Lehrerkonferenz, den Elternrat oder Arbeitskreise. Der Vorstand kümmert sich um wirtschaftliche und rechtliche Belange.
Die Ursprünge sind eng mit einer Zigarettenfabrik verbunden
Die Entstehung der ersten Waldorfschule ist eng mit einer Zigarettenfabrik verbunden: Emil Molts, Kommerzienrat und Direktor der Stuttgarter Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik, bat den Reformpädagogen Rudolf Steiner, eine Schule für die Kinder der bei ihm beschäftigten Arbeiter pädagogisch zu betreuen.
Die 1919 eröffnete Waldorf-Astoria-Betriebsschule war schulgeschichtlich die erste Gesamtschule Deutschlands und Modell für alle späteren Waldorfschulen.
Die Waldorfpädagogik gründet sich auf das von Rudolf Steiner Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte „anthroposophische Menschenbild“, einer Anthropologie, die auf den esoterischen Grundlagen der von ihm begründeten Weltanschauung beruht.
Aus Steiners anthropologischer Auffassung von der Dreigliedrigkeit des Menschen ergibt sich das Prinzip der gleichberechtigten Förderung der intellektuell-kognitiven („Denken“), der künstlerisch-kreativen („Fühlen“) und der handwerklich-praktischen („Wollen“) Fähigkeiten der Schüler. Dies führt zu einem vergleichsweise großen Angebot an handwerklich-künstlerischen Fächern im Vergleich gegenüber den Stundentafeln der Regelschulen. Der anthroposophische Ansatz spiegelt sich neben der Ausgestaltung des direkten Lernumfeldes auch in einer spezifische Schulhausarchitektur wieder.