Ein Stahlbetonrohr ersetzt die Brücke über den Hahnenbach auf der Vehrenbergstraße. Am Mittwoch, 2. September, wurden die Elemente in der Bachsohle montiert.

Gladbeck.Rinnenstück für Rinnenstück ist am Hahnenbach in den letzten Monaten die Erinnerung an unselige Köttelbeckenzeiten verschwunden. Seit Beginn der Sommerferien wurde das marode Brückenbauwerk an der Vehrenbergstraße abgerissen, um Platz für einen neuen Durchfluss und den straßenmäßigen Übergang zu schaffen. Gestern nun trafen die gewaltigen Stahlbetonrohre ein, frisch und extra für Gladbeck in einem Dattelener Betonwerk gefertigt. Sie ersetzen künftig die Brücke und bieten dem Gewässer zugleich einen ökologischen Durchlass.

„Eine Spezialanfertigung“, erklärt Frank Restemeyer, Abteilungsleiter Stadtentwässerung, und zeigt auf eins der gewaltigen Rohrteilstücke, die an den Stahlseilen eines riesigen Autokrans baumeln und vorsichtig in die Bachsohle eingelassen werden, um dort Stück für Stück mit äußerster Präzision zu einer Tunnellänge von 15 Metern aneinandergefügt zu werden.

16 Tonnen wiegen die Teilelemente, verfügen über einen Innendurchmesser von 2,4 Meter. Bei dem Volumen ist klar, dass dies nur besondere Transportfahrzeuge schaffen, die die sechs Teilstücke inklusive der beiden Enden herankarren. Am Vortag war Restemeyer bereits in Datteln, begutachtete die Spezialanfertigungen, und nahm sie im Werk ab. Nun warten die Mitarbeiter der ausführenden Baufirma Helming aus Wietmarschen auf die Anlieferung. Bis zum Mittag sollen die Arbeiten über die Bühne gehen, dann muss der Kran wieder zurück auf die Autobahn, da es nur ein begrenztes Fahr-Zeitfenster für diese Art von Schwertransportern gibt.

Liegen die Rohrstücke nach dem gestrigen Tag in der Bachsohle, werden sie an den beiden Stirnseiten mit Endstücken versehen. Diese werden betoniert und erhalten eine Klinkerfassade. Restemeyer: „Das sieht optisch schöner aus und schützt auch die Bauwerke.“ Im Anschluss erfolgt die Auffüllung des Straßenraums und die Wiederherstellung der Oberfläche.

60 Jahre schaffte die alte Brücke, dann war sie hinüber, musste abgerissen werden, weshalb auch weiterhin eine Durchfahrt Vehrenbergstraße nicht möglich ist. Den Durchlass per Rohrbau nennt Restemeyer eine Alternative zum erneuten Brückenbau. „Es ist die kostengünstigere Lösung. Sie ist genauso sicher und statisch gleichwertig wie eine Brücke.“

Die Stadt spart so Kosten im sechsstelligen Bereich – die Gesamtkosten liegen bei rund 450 000 Euro –, und auch die Bauzeit wird um drei bis vier Monate verringert. Gespart wird nicht bei der Lebensdauer. „Sie liegt bei 60 bis 70 Jahren und dauert wohl länger an, da es wegen der Renaturierung des Hahnenbachs keine chemische Belastung mehr gibt.“

In knapp zwei Monaten soll die Straße für den Verkehr wieder freigegeben werden, die gesamte Baumaßnahme zieht sich noch bis Ende des Jahres hin – wenn es nicht wochenlang regnen sollte. Restemeyer: „Dann kippt der Zeitplan, denn wir können kein Zelt drüberstellen.“

Spezielles Granulat am Rohrboden erleichtert Kleinlebewesen den Durchlass 

Um Kleinlebewesen den Durchlass in beide Richtungen zu ermöglichen, wird der Rohrboden mit einem speziellen lehmigen und sandigen Granulat ausgelegt. Zudem finden sich an den Rändern der Bachbetonröhre kleine Gehwege aus Baumstämmen.

Damit werden auch in der Stahlbetonröhre Bedingungen für eine ökologische Entwicklung geschaffen. Wegen der enormen Durchlass-Höhe von 2,4 Metern gelangt zudem genügend Licht in den Tunnel, das Flora und Fauna für eine gedeihliche Entwicklung benötigen.