Gladbeck. SPD-Rosenhügel erinnert an die Frauen und Männern, die während des NS-Regimes in Gladbeck schuften mussten und entkräftet starben.

An ein trauriges Kapitel Gladbecker Stadtgeschichte erinnerte am Dienstagvormittag der SPD Ortsverein Rosenhügel anlässlich des Antikriegstages. Vor dem Mahnmal auf dem Braucker Friedhof legten OV-Vorsitzender Andreas Dunkel und SPD-Ratsfrau Christiane Wallin einen Kranz nieder. Zum Gedenken an die 215 hier beerdigten Zwangsarbeiter, die während des NS-Regimes in Gladbeck schufteten und fern der Heimat ihren Tod fanden.

„Aber wir gedenken heute nicht nur diesen armen, fern der Heimat bestatteten Seelen, sondern allen Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft zu allen Zeiten und allen Anlässen“, unterstrich Andreas Dunkel in seiner Ansprache.

Die Erinnerung an das Vergessen müsse wachgehalten werden, „damit Deutschland heute seiner Verantwortung in der Welt gerecht werden kann“, unterstrich der Ortsvereinsvorsitzende beim weiteren Gespräch mit der WAZ.

120 000 Fremdarbeiter im Ruhrbergbau eingesetzt

Auf dem Höhepunkt des Einsatzes von Ausländern in der NS-Kriegswirtschaft waren im Sommer 1944 im Ruhrbergbau, als zweifellos wichtigstem deutschen Kohlenrevier mehr als 120 000 sowjetische Kriegsgefangene, „Ostarbeiter“ und italienische Militärinternierte eingesetzt.

Gerade die aktuelle Flüchtlingssituation, mit Menschen, die vor Krieg, Gewaltherrschaft, Fanatismus, Terror und Tod aus ihrer Heimat bis nach Deutschland fliehen, gebe Anlass, aus der eigenen Geschichte zu lernen und Hilfe zu leisten. Die Gladbecker Stadtgesellschaft habe hier zum Beispiel bei der großen Unterstützung für die Notunterkunft in der IDG-Turnhalle ein auch überregional beachtetes gutes Beispiel gegeben.

Heute sei gerade jüngeren Generationen nur schwer vorstellbar, wie während der NS-Herrschaft auch in Gladeck Zwangsarbeiter zum Alltagsbild gehörten. „Sie schufteten auf dem Land als Erntehelfer und Knechte, in der Stadt, in Bergwerken und Fabriken und auf der Straße, wo sie zum Beispiel auch Bombenschäden beseitigen mussten“, erklärt Dunkel.

Auf dem Braucker Friedhof seien Menschen aus vielen europäischen Ländern beigesetzt, deren Lebensbedingungen durch sklavereiartige Ausbeutung gekennzeichnet waren. Je niedriger ihr rassischer oder politischer Status vom NS-Regime eingeschätzt wurde, desto mehr seien sie der Willkür ausgeliefert gewesen. „Ihre geschwächten Körper waren anfällig für Krankheiten wie Tuberkulose. Und die unzureichende, nährstoffarme und qualitativ schlechte Ernährung führte vielfach dazu, dass sie nach einem oft über zehnstündigen Arbeitstag einfach zusammenbrachen, um anschließend elendig zu sterben“, so Dunkel.

„Auch hier bei uns in Gladbeck gab es für jedermann sichtbar Zwangsarbeiter, meist in Barackenlagern untergebracht. Sie wurden größtenteils in den Zechen zur Zwangsarbeit missbraucht, viele starben“, so Dunkel abschließend: „Wir wollen mit der Gedenkstunde an diese Menschen erinnern – als Mahnung für gegenwärtige und zukünftige Generationen.“