Gladbeck. . Mit Blick auf die nächste Bundestagswahl diskutiert die SPD die Frage, ob der Kanzlerkandidat per Urwahl bestimmt werden soll.
Soll der nächste SPD-Kanzlerkandidat in einer Urwahl bestimmt werden? In der Bundespolitik wird diese Frage verstärkt diskutiert; und auch die Gladbecker Parteibasis debattiert über diese Perspektive. Die WAZ fragte nach.
„Grundsätzlich kann ich mir gut vorstellen, dass man eine solche Urwahl des Kanzlerkandidaten durchführt“, sagt zum Beispiel György Angel, der als Braucker Stadtteilkümmerer die klassische Sozialdemokratie in der Region verkörpert.
Durch eine Urwahl könne man das Thema der Spitzenkandidatur für die nächste Bundestagswahl den Mitgliedern „ganz nahe bringen“, so Angel. Das erhöhe auch die Bereitschaft der SPD-Basis, sich in einem anschließenden Wahlkampf mit voller persönlicher Kraft zu engagieren.
Die Erfahrungen bei der Abstimmung über den Koalitionsvertrag hätten Ende 2013 gezeigt, dass die Partei in der Öffentlichkeit gut dastehe, wenn sie mehr Demokratie zeige und die Basis befrage. Ein solches Verfahren erzeuge einen Motivationsschub, der sich auf den gesamten Wahlkampf positiv auswirken könne.
„Eine Urwahl spricht vor allem die jungen Leute an“
Ganz ähnlich sieht das auch Claudio Braczko, die sich im SPD-Ortsverein Rentfort engagiert und die seit vielen Jahren die Aktivitäten des Runden Tisches im Stadtteil entscheidend mitprägt. Eine Urwahl des Kanzlerkandidaten könne ein geeignetes Mittel sein, um die Basis zu mobilisieren und zu motivieren.
Vor allem junge Menschen würden von einem solchen Instrument der innerparteilichen Entscheidungsfindung angesprochen. Im Ortsverein Rentfort seien jetzt zwei junge Männer neu in die Partei eingetreten - 22 und 25 Jahre alt. Es gelte, solch jungen Parteinachwuchs weiterhin zu fördern. Eine Urwahl spreche gerade die jungen Leute an.
„Eine Urwahl ist nur sinnvoll, wenn es mehr als einen Kandidaten gibt“
SPD-Fraktionschef und Landtagsabgeordneter Michael Hübner unterstreicht: „Aus meiner Sicht ist eine Urwahl nur sinnvoll und gut, wenn es mehr als einen Kandidaten gibt.“ Hübner verweist auf das Jahr 1993 - damals hätten die Mitglieder die Wahl zwischen Gerhard Schröder, Rudolf Scharping und Heidemarie Wieczorek-Zeul gehabt. Rudolf Scharping ging aus diesem Votum als Sieger hervor (errang aber nicht das Kanzleramt).
Hübner ergänzt: „Die SPD ist und bleibt die demokratische Beteiligungspartei. Dies hat der Mitgliederentscheid zum Eintritt in die Große Koalition Ende 2013 mit einer Beteiligung von weit über 70 Prozent bewiesen. Aber ob Urwahl oder eine Entscheidung indirekt über die Delegierten des Bundesparteitags – eine Beteiligung durch die Basis ist immer gewährleistet.“