Gladbeck. 1924 wurde die Radrennbahn eingeweiht, die es bis in die 60er Jahre gab. Seit 1976 weist dieStraße auf die große Radsport-Tradition in Gladbeck hin.
Bei diesem Straßennamen werden bei dem einen oder anderen, zugegeben älteren Gladbecker Erinnerungen wach: „Alte Radrennbahn“! Horst Killmann etwa, der Radsportveteran, kommt ins Schwärmen: „Waren das Zeiten!“
Die Straße „Alte Radrennbahn“, etwa 300 Meter lang zwischen Ringeldorfer- und Wielandstraße gelegen, bekam ihren Namen 1976 und erinnert an die historische Radrennbahn, die es hier, westlich der Straße, gab. Auf dem Gelände entstanden später zunächst die Waldenburger Straße samt Bebauung, später Koopmanns- und Dieckmannsweg. Auch die Erschließung der „Alten Radrennbahn“ als Wohngebiet geht auf das Aus der Rennbahn Anfang der 60er Jahre zurück.
Rund 40 Jahre hatte sie existiert: Am 9. Mai 1924 war sie in einer Feierstunde des Radsportvereins 1912 Gladbeck und mit einem großartig besetzten Rennprogramm eröffnet worden. Mehr als drei Jahre hatte es von der Idee bis zur Realisierung gedauert. Aufs Engste verbunden mit der Bahn war Gladbecks Radsport-Pionier Karl Wilde, erinnert sich Horst Killmann.
Schon vor dem Ersten Weltkrieg hatte der junge Karl Wilde auf der Aschenbahn, die um den Teich bei Stens gebaut war, seine Runden gedreht, die aber bald nicht mehr seinen Ansprüchen genügte. Auch andere Aktive verwiesen auf Radrennbahnen in den Nachbarstädten und äußerten den Wunsch nach einer eigenen Zementbahn. Radsport – das war seinerzeit so etwas wie eine Trendsportart. Otto Domhoff und Theo Erdmann, Funktionäre des 1912 gegründeten Radsportvereins, griffen die Idee nach dem Ersten Weltkrieg auf und suchten Partner zum Bau einer Radrennbahn. Die Suche verlief allerdings ergebnislos.
In der Folge entschloss sich der RV12 im August 1921, eine Bahn in Eigenregie zu bauen. Gelände fand man auf den Feldern des Bauern Koopmann in Butendorf, südlich des Schürenkamps gelegen. Zahlreiche Helfer waren über Jahre der Garant dafür, dass ein schmucker 400-Meter-Rundkurs mit 40-Grad-Steilkurven und Zuschauerrängen entstand. Die Rennbahn gehörte, so steht es in der 50-Jahre-Festschrift des RV 12, „damals zu den besten des Westens“. Der Eingang zur Bahn lag an der Schürenkampstraße – die B 224 gab es noch nicht. Daher auch der Name „Radrennbahn Schürenkamp“. Athleten aus der ganzen Region traten hier an, der Radsport zählte zu den wichtigsten Stützen des heimischen Sports. Zeitweise spielte anfangs der SC Preußen im Innenraum der Bahn.
Bis zu 4000 Zuschauer auf der Bahn
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage schwer beschädigt. Karl Wilde war es, der schnell daran ging, sie wiederaufzubauen. Schon im Juni 1947 wurde sie neu eröffnet. Danach erlebte die Bahn ihre tollsten Jahre. Manches As aus dem deutschen und internationalen Radsport kam nach Gladbeck. In den 50er Jahren machten die Steherrennen (Dauerradrennen) von sich Reden, bis zu 4000 Zuschauer pilgerten auf die Schürenkamp-Bahn. Der große Gustav Kilian beendete in Gladbeck seine Laufbahn.
Als die große Zeit der Steherrennen vorbei war, veranstaltete Wilde, der Pächter der Bahn geworden war, auch Mottradrennen. Er erweiterte die Anlage sogar noch um eine kleine Aschenbahn.Doch der Rennbetrieb blieb ein Zuschussgeschäft. Umbau- und Modernisierungspläne Anfang der 60er Jahre blieben unberücksichtigt, stattdessen plante die Stadt, die längst Eigentümerin des Geländes war, die Erweiterung des Wohnquartiers Butendorf-Ost.